Flavors of my Genius
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- Erschienen: Januar 2006
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Erinnert an typische Erstkontakt-Geschichten
Robert Reed ist ein relativ fleißiger, wenn auch ziemlich unbekannter Autor von SF-Literatur, was James Patrick Kelley in seinem Vorwort zu dieser Novelle ausgiebig bedauert.
Ein Ich-Erzähler sitzt in der Zeit, nachdem "die Himmel gesprochen haben" in einem Haus, das er vor einiger Zeit von einem anderen Mann erworben hat, der ihm beim Erwerb dieses Hauses eine Geschichte erzählt hat. Eine Geschichte, die der weiteren Erzählung einen überaus unangenehmen emotionalen Anfang gibt.
Nun lebt der Mann in diesem Haus und scheint sich innerlich "und auch äußerlich" immer mehr von seinem und jedem anderen Leben zu entfernen, während er über die Krankheit "Genialität" nachdenkt. Doch eines Tages werden seine trüben Gedanken durch ein Hämmern auf dem Nachbargrundstück unterbrochen, wo eine Frau in für die Zeit unangemessener Kleidung auf dem Dach arbeitet. Von dieser Entdeckung ausgehend beschreibt der Ich-Erzähler Damian Veers, wie der erste Kontakt mit außerirdischen Intelligenzen zustande gekommen war und wie grundlegend sich die Welt damit für ihn und alle anderen Bewohner des Planeten Erde verändert hat. Und zwar in zum Teil gänzlich unerwarteter Art und Weise.
Hybridisierung von Ideen auf engem Raum
Im Wechsel mit dem näheren Kennenlernen der Nachbarsfrau, die sich Dot James nennt, berichtet Damian von der Entwicklung der Welt nach dem ersten Kontakt und seinem eigenen momentanen Seinszustand. Und mehr und mehr bewegt er sich von dem Endzustand, den er erreicht zu haben scheint, wieder in eine uns verständliche Form des Lebens zurück, bis er schließlich eine Geschichte erzählen kann. Doch die Geschichten, die er sich und Dot über sich selbst und sie erzählt - und die die Leserinnen und Leser bis dahin kennen gelernt haben - werden in Zweifel gezogen und damit jede Form der Erinnerung und Wahrnehmung in dieser neuen Welt, in der jeder vom Genie besessen ist in einer Form, die den Worten dafür nicht gerecht wird. Und die die Leserinnen und Leser immer wieder vor neue Vorstellungen stellt und zur ständigen Reinterpretation des zuvor Gelesenen zwingt.
Wie eine Menge guter SF seit den Anfängen der Gattung stellt auch diese Novelle unsere Vorstellung von dem, was Menschen sind und was Realität ausmacht immer wieder in Frage. Dies geschieht hier auf eine Art und Weise, die zum Teil an typische Erst-Kontaktgeschichten erinnert und zum Teil auch an "Matrix" und ähnliche Geschichten, wobei auch die "Bodysnatcher" oder "Virus" ein wenig mit hineinspielen, sowie das Konzept des ersten "Species"-Filmes. Diese Hybridisierung von Ideen und Konzepten auf sehr engem Raum mit einer sehr verdichteten Sprache ist handwerklich und intellektuell interessant, aber für langjährige diversifizierende SF-Leserinnen und Leser nicht wirklich neu. Wer allerdings aus der aktuell üblichen SF-Literatur in die komplexeren Formen dieser Gattung einsteigen möchte, der ist mit dieser Novelle, die real schon eher eine Kurzgeschichte ist, gut bedient.
Robert Reed, -
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