Gestrandet auf Vandar
- Heyne
- Erschienen: Januar 2007
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Eine Space Opera mit leisen Tönen
Drei intelligente Rassen beherrschen die Galaxis. Während die Yxtrang alle Andersartigen bekämpfen, leben Liaden und Menschen neben- und miteinander. Zumindest hat es nach außen so den Anschein, als ob die beiden äußerlich so ähnlichen Rassen einander respektieren und in friedlicher Koexistenz ihre Beziehungen pflegen.
Die Macht und die Ohnmacht der großen Familien
In den ersten beiden Romanen um das Liaden-Universum haben die Autoren uns zwei Brüder vorgestellt. Beide gehören dem mächtigen Korval-Clan der Liaden an, beide zeichnen sich durch ungewöhnliche Intelligenz aus und beide haben die Frau ihres Lebens ausgerechnet in einer Terranerin gefunden.
Doch dann hat der Liaden-Agent Val Con das erste Mal wirklich Pech in seinem Leben. Zusammen mit der Söldnerin Miri wird er nicht nur vom galaktischen Verbrechersyndikat gejagt, auch die Yxtrang heften sich auf seine Fersen und beschädigen sein Fluchtschiff. Zwar gelingt es den beiden zu fliehen, doch dann stranden sie ohne die Möglichkeit, einen Hilferuf auszusenden auf einer abgelegenen Welt. Jetzt gilt es, die Maxime der Scouts zu beachten, nur nicht auffallen und sich unauffällig in die dortige primitive Gesellschaft einfügen.
Auf einem einsamen Gehöft finden sie bei einer alten, alleinstehenden Frau herzliche Aufnahme. Hier haben unsere Turteltäubchen zum ersten Mal richtig Zeit für sich. Trotz der anstrengenden Arbeit und der technisch unterentwickelten Welt sind sie glücklich und zufrieden. Sie finden Freunde, fügen sich in die dörfliche Gemeinschaft ein und Val Gon findet sogar die Muße wieder Musik zu machen. Herz was willst Du mehr, sollen sie überhaupt versuchen um Hilfe zu rufen oder sollen sie weit weg von den galaktischen Brennpunkten, von Intrigen, Kämpfen und Kriegen hier sesshaft werden?
Doch so einfach lässt der Liaden Geheimdienst AIA seine Scouts nicht aus seinen Diensten. Noch dazu, wenn dieser über die Pläne, die Alleinherrschaft der Liaden in der Galaxie anzustreben und den Geheimdienst an die Spitze des Reiche zu putschen, informiert ist. Während der Korval-Clan verzweifelt nach den Vermissten sucht, hat ein Agent in Diensten des AIA den Planeten schon erreicht. Seine Mission, den Verräter Val Con zurückzubringen, tot oder lebendig, und die terranische Hure, die einen der besten Liaden-Killer umgedreht hat, auszuschalten.
Statt wilde Kämpfe diesmal ein idyllisches Setting
Ich gebe es zu, ich war überrascht von diesem Roman. Nach der Lektüre der ersten beiden Bände des Zyklus nahm ich an, dass die Autoren uns ihr Universum durch die Augen unterschiedlichster Protagonisten nahe bringen wollten. Vorliegender Band aber schließt nicht nur nahtlos an die Geschehnisse in »Der Agent und die Söldnerin« an, er verbindet auch die beiden vorhergehenden Romane. Immer deutlicher wird dabei das Bild einer Galaxis, die von mächtigen Handelshäusern beherrscht wird. Bei allen Unterschieden zwischen Liaden und Menschen, der Drang nach Erfolg und Macht ist bei beiden Rassen unübersehbar. So ist es nicht überraschend, dass die Autoren uns von einem Geheimdienst berichten, der seine ganz eigenen, eigennützigen Ziele verfolgt.
Wer nun aber meint, dass sich die Handlung wieder ähnlich wie im letzten Roman voller Tempo und knallharter Action präsentiert, der sieht sich getäuscht. Über weite Strecken zeichnen die Autoren das Bild einer Welt ähnlich dem Amerika der Jahrhundertwende um 1900. Es gibt erste motorisierte Fortbewegungsmittel, das Radio verbindet entfernte Orte miteinander, doch Fluggeräte und moderne Wissenschaft sind noch unbekannt.
Es ist eine heile Welt, die liebevoll gezeichnet vor unseren Augen Gestalt annimmt. Mit scharfem Blick haben die Autoren ihre Personen gezeichnet und erzählen uns von den Klatschbasen, den neugierigen Alleswissern ebenso wie von verschüchterten oder gramgebeugten Menschen. Das liest sich durchaus interessant, lässt aber lange das gewohnte Tempo vermissen. Man kann das auf einen einfachen, prägnanten Nenner reduzieren: statt blutiger Kämpfe eine überzeugende Darstellung einer kleindörflichen Gemeinschaft und das Bild einer auch in Einzelheiten immer deutlicher werdenden Weltenschöpfung. Das mag die Leser enttäuschen, die erwartet haben, dass es im Stil des vorhergehenden Bandes weitergehen würde, das zeigt uns aber auch Autoren, die es auch verstehen sanfte und ruhigere Töne anzuschlagen, ihre Charaktere umfassend zu zeichnen und die sich die Zeit nehmen, ihr Universum nach und nach wachsen zu lassen.
Sharon Lee, Heyne
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