Nacht

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2007
  • 28
Nacht
Nacht
Wertung wird geladen
Jörg Kijanski
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonApr 2007

Sex und Gewalt in einer nicht immer packenden Story

Serena und Charlie sind für eine Woche mit den Kindern verreist, so dass ihre Freundin Alice auf das Haus aufpassen soll. Bereits am ersten Abend sieht sie einen fremden Mann nackt im Pool schwimmen. Als im Haus das Telefon läutet, weil ein gewisser Tony sich auf der Suche nach seiner Freundin Judy verwählt hat, nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Der Fremde nähert sich, angelockt von dem Telefon, dem Haus, woraufhin Alice in Panik gerät und den Hörer abnimmt, um so den Eindruck zu vermitteln, sie telefoniere mit der Polizei. Daraufhin flüchtet der Fremde in den an das Grundstück angrenzenden Wald, doch nur wenige Minuten später klingelt es an der Haustür. Mit einem Säbel bewaffnet öffnet Alice und erschlägt aus einer vermeintlichen Notwehr heraus den vor der Tür stehenden Mann. Doch dieser ist nicht der Fremde, sondern Tony.

Alice entscheidet sich, die Leiche unauffällig verschwinden zu lassen und findet auf einem Zettel eine Anschrift. In der Annahme, dies sei Tonys Wohnung, parkt sie dort in der Tiefgarage Tonys Wagen mit dessen Leiche. Doch sind damit alle Spuren beseitigt? Hat womöglich Tonys letzter Anruf der Nummer von Serena und Charlie gegolten und lässt sich so die Spur zu Alice zurückverfolgen? Um auf Nummer sicher zu gehen, geht Alice zu der angegebenen Wohnung um nach dem Telefon zu suchen. Als sie einen Türschlüssel ausprobiert öffnet sich die Tür und eine junge Frau steht vor ihr: Judy.

Alice erzählt Judy eine wilde Geschichte, wonach Tony versucht habe, sie in einem abgelegenen Wald zu vergewaltigen, woraufhin sie ihn mit einer Flasche bewusstlos geschlagen habe. Judy schlägt vor, Tony im Wald zu suchen, um sicherzugehen, dass er noch lebt. Alice findet die Idee hervorragend, kann sie dort auch gleich Judy als Zeugin unauffällig beseitigen. Im Wald angekommen schlägt Alice Judy mit einem Stock bewusstlos. Um diese endgültig zu töten, sucht Alice in einem nahe gelegenen Flussbett nach einem schweren Stein. Kurz darauf kehrt sie zurück, aber Judy ist verschwunden. Ihre Spur führt immer tiefer in den Wald…

";Stellen Sie sich vor, Norman Bates hätte den Duschvorhang aufgerissen und erkennen müssen, dass Janet Leigh einen Kavalleriesäbel hätte!
 Die Geschichte des Kinos hätte in weiten Teilen neu geschrieben werden müssen.";

Wer Richard Laymon kennt, weis was ihn erwartet. Wo sonst würde sich eine Frau nackt ausziehen, nur um sich bei der Beseitigung einer Leiche nicht die Kleidung schmutzig zu machen? Wo sonst würde ein Frau das vermeintlich beste Stück eines Mannes abbeißen und hinunter schlucken, um später anzumerken, dass der Senf gefehlt habe? Auch in ";Nacht"; fallen die Hüllen in einem atemberaubenden Tempo und die ein oder andere Vergewaltigungsszene fehlt bei Laymon ohnehin nicht. Mann kann, Frau muss diese teils pornografischen und frauenfeindlichen Szenen selbstverständlich verurteilen. Gleichwohl ist der vorliegende Roman derart abgedreht und überzogen, dass man sowohl die zahlreichen Sex- wie auch die Ekelszenen tatsächlich nicht ernst nehmen kann. Wie allein in der Anfangsszenerie Alice versucht Tonys Leiche in den Kofferraum zu heben ist Slapstick pur. Da ihr Tony zu schwer ist und sie ständig beim Anheben der Leiche ausrutscht, entschließt sie sich letztlich diese mit besagtem Säbel zu zerkleinern. Was im weiteren Verlauf noch alles passiert kann man sich in etwa vorstellen, wenn man weis, dass noch ein Kannibale und ein ";Spaß-Killer"; die Szenerie betreten.

Nervige Hauptfigur und seitenlange Spurenvernichtung stören den Erzählfluss.

Laymons hoch gelobter Schreibstil kommt bei ";Nacht"; nur begrenzt zum Tragen. Zunächst stört erheblich, dass der Roman in Ich-Form verfasst wurde, zumal Alice eine Person ist, deren Verhalten überhaupt nicht nachvollziehbar ist. Klar, der ganze Roman ist so gesehen total daneben, und dennoch nervt Alices Verhalten auf Dauer. Hinzu kommt, dass Alice zunehmend, sprich seitenlang, damit beschäftigt ist, sich immer wieder die Frage zu stellen, was sie noch alles erledigen muss, um ihre Spuren zu beseitigen. Des Öfteren werden sogar reine Auflistungen gefertigt.

Wer sich an den teils expliziten Sexszenen nicht stört, bekennender Laymon-Fan ist und zudem schon immer einmal wissen wollte, was man/frau alles mit einem Säbel zerkleinern kann, der findet hier einen weiteren, trashig durchgeknallten Horror-Trip. Nicht auszudenken wäre das Ergebnis, würde Quentin Tarantino diesen Roman verfilmen.

Nacht

Richard Laymon, Heyne

Nacht

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Nacht«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Sci-Fi & Mystery
(MUSIC.FOR.BOOKS)

Du hast das Buch. Wir haben den Soundtrack. Jetzt kannst Du beim Lesen noch mehr eintauchen in die Geschichte. Thematisch abgestimmte Kompositionen bieten Dir die passende Klangkulisse für noch mehr Atmosphäre auf jeder Seite.

Sci-Fi & Mystery