Die Jaguar-Krieger
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2007
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Des Königs Klingen erobern Neuland
»Des Königs Klingen« auf neuen, ungewohnten Pfaden, so könnte man die Handlung dieses Romans kurz umschreiben. Wir erinnern uns, Dave Duncan hat mit seiner Idee von den jungen Schwertkämpfern, die mit einem magischen Ritual, das einen Schwertstich durch ihr Herz umfasst, an ihre Mündel gebunden werden, und fürderhin Tag und Nacht nur das Wohl und die Sicherheit ihrer Schutzbefohlenen im Auge haben, eine sehr interessante Grundsituation geschaffen. Mit wechselnden Protagonisten zeichnet er das Bild einer Renaissance-Welt, in der Adelige und Bürger, Händler und Barbaren um Macht, Wohlstand und Einfluss ringen.
Der ungeliebte Meuchler des Königs und die Inquisitorin
Wolf ist eine der Klingen des Königs. Anders als die meisten der Klingen aber ist ihm der Monarch nicht gewogen. Zwar ist Wolf als Meuchler des Königs notwenig, doch alter Zwist und verletzte Eitelkeit haben das gegenseitige Misstrauen und die Abneigung geschürt. Als mitten im Winter eine abgelegene Feste angegriffen wird, muss sich Wolf durch die klirrende Kälte aufmachen, den Überfall zu untersuchen. Begleitet wird er durch eine der vielversprechendsten, jungen Inquisitorinnen der Dunklen Kammer. Sie stossen auf Spuren von Magie und Überbleibsel der Angreifer, die nicht erklärbar sind. Gibt es so etwas wie riesenhafte Menschenadler und Leopardenkrieger tatsächlich, und wie kamen die Aggressoren auf die Feste?
Die Spur führt unser ungleiches Paar weit übers Meer nach Süden in das sagenhafte Dschungel-Reich von »EI Dorado«. Auf der Spitze der dortigen Pyramiden werden noch schlagende Herzen geopfert, um Zauber jenseits aller Vorstellungskraft zu wirken - Zauber, an denen die Dunkle Kammer allergrösstes Interesse hat. Doch wie weit kann man gehen, um magische Gaben zu erhalten, ist wirklich jeder Preis für einen Erfolg bezahlbar?
Langsamer Auftakt, aber dann ...
Dave Duncan gilt zurecht als einer der packendsten Erzähler des Genres. Wie zu Beginn bereits erwähnt, hat er mit seinem Klingen-Zyklus eine faszinierende Mär geschaffen. Durch die ständig wechselnden Protagonisten vermeidet er es geschickt, seine Leser durch eine immer wieder sich wiederholende Handlung zu ermüden, schafft sich gleichzeitig den Freiraum, ein immer grösser werdendes Gemälde seiner Welt zu schaffen.
Zu Beginn des Romans war ich, das muss ich zugeben, ein wenig enttäuscht. Fast ein Drittel des Buches vergeht mit der Reise der beiden einander bekabbelnden Abgesandten zur überfallenen Feste. Dort angekommen erweisen sich die Spuren sowohl für sie als auch für den Leser als rätselhaft. Wo bleibt der Drive früherer Klinge-Romane, wo das sonst so Duncan-übliche Tempo, wo das farbenprächtige Abenteuer, so fragte ich mich?
Erst im Verlauf des umfangreichen Romans wird deutlich, dass der Autor hier sehr bewusst seinen Nährboden für die späteren Ereignisse aufbereitet hat. Zunächst nimmt er uns mit in Länder, die den karibischen Kolonien zur Spanischen Hochzeit entsprechen. Im schwül-heissen Klima treffen wir auf Sklavenhalter, die ihren Besitz auf den Baumwollplantagen für sich knechten lassen, während sie selbst mitten im Dschungel die feinen Herrschaften herauskehren. Später dann orientiert sich Duncan an der Hochkultur der Inkas, wandelt deren Gebräuche und Überzeugungen ein wenig ab, und präsentiert uns mit den Bannkriegern und der schwimmenden Stadt EI Dorado wahrhaft faszinierende Einfälle.
Kein Happy-End, ein nachdenklicher Duncan fordert seine Leser
Ohne hier zu viel verraten zu wollen, schlägt das Finale, das einmal nicht das übliche Happy End für den Leser bereit hält, eher nachdenkliche Töne an. Hier zeigt Duncan, dass er gereift ist, dass er Neuland betreten will und seine Leser neben der spannenden Handlung auch nachdenklich machen will. Unterschwellig thematisiert er die Korruption durch Macht, die Gier der Menschen nach Erfolg, auch wenn die Kosten weit über das Vertretbare hinaus anwachsen, ja die Menschlichkeit selbst in Frage stellen. Wie weit soll, ja darf man auf der Suche nach Erkenntnissen gehen, wo ist die Grenze an der man allen bisherigen Anstrengungen und Wünschen zum Trotz aufgeben sollte, ja muss? Das sind neue, aber durchaus ansprechende Töne von einem der beliebtesten Autoren der High-Fantasy.
Dave Duncan, Bastei-Lübbe
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