Lupenreiner Pulp, sprachlich überschaubar
Jane Kerry arbeitet in dem Städtchen Donnerville als Bibliothekarin. An ihrem Arbeitsplatz findet sie eines Tages einen Briefumschlag der 50 Dollar enthält und sie zu einem Spiel einlädt. Absender ist der ";Master of Games”, der Meister des Spiels, kurz ";MoG";. Einziger Hinweis auf den Fortgang des Spiels sind die Worte ";Schau heimwärts, Engel”, welches der Titel von Janes Lieblingsbuch ist. Bevor sie die Bibliothek schließen will, entscheidet sie sich, einen Blick in das Buch zu werfen und begegnet auf der Treppe zum 1. Stock der Bibliothek einem ihr unbekannten Kunden namens Brace Paxton, der anbietet, Jane bei ihrer Suche zu helfen. In besagtem Buch finden die beiden einen zweiten Umschlag der hundert Dollar enthält - und die nächste Aufgabe.
Jeweils um Mitternacht soll Jane in der Folge bestimmte Orte aufsuchen, wo sie neben Geld, welches sich mit jeder Aufgabe verdoppelt, die weiteren Anweisungen findet. Was zunächst wie ein harmloses Abenteuer aussieht, artet jedoch schon bald in reinsten Horror aus. Vor der Lösung der vierten Aufgabe fordert sie MoG auf, sich von Brace zu trennen, da man das Spiel nur zu zweit spielen kann. Gegen Mitternacht macht sich Jane zu einer verlassenen Brücke auf, wo sie auf die nächste Nachricht und natürlich das Geld hofft. Doch zwei Obdachlose kommen ihr zuvor und fast kommt es zu einer Vergewaltigung. Jane kann die Männer zwar in die Flucht schlagen und MoGs Zettel sichern, doch die Aufgaben werden weiter zunehmend härter. Nicht nur das, auch MoG kommt Jane immer näher, denn diese findet neben weiteren Zetteln morgens auf einmal Botschaften von MoG direkt auf ihrem Körper. Doch wie konnte er sich ihr unbemerkt nähern und wohin soll das Spiel führen…
Sex & Thrill à la Laymon.
Der im Heyne Verlag in der ";Hard Core";-Edition erschienene Roman ";Das Spiel"; ist ein typisches Produkt des Autors Richard Laymon. Die Story drückt einen von Beginn an in den Sessel, obwohl die Geschichte mitunter recht unlogisch daher kommt. Angereichert wird die Story mit viel Voyeurismus (Sexismus), bei der der Autor seiner (männlichen) Phantasie freien Lauf lässt. Selten ergaben sich in einem Roman so viele Szenen, in denen aus unterschiedlichen Gründen ";Einblicke"; möglich wurden oder die Protagonistin nur spärlich bekleidet durch die Szenerie läuft. Zusätzlich sorgen etliche Horroreffekte für zunehmenden Nervenkitzel.
Pervers? Dass ich nicht lache! Wir reden hier über einen Kerl, der einen Rottweiler auf dich gehetzt hat und dich dazu überredet hat, halb nackt in einem Sarg - in einem wahrscheinlich BEREITS BENUTZTEN Sarg - zu liegen! Und da kommst du erst jetzt darauf, dass er ein kleines bisschen pervers sein könnte? Jetzt komm mal wieder runter. Du kannst von Glück reden, wenn er nur seine Zunge in dich rein gesteckt hat.
Raymond zieht geschickt das Tempo mehr und mehr an, so dass man weiter lesen muss. Ein waschechter Pageturner, dessen ";einfachen Stil"; man allerdings mögen muss. Mehr und Mehr erahnt auch Jane, auf was sie sich eingelassen hat.
Sie stand im kniehohen Gras neben dem Auto und überlegte sich, ob sie irgendetwas vergessen hatte.
Ja, meinen Verstand. Sonst würde ich mich ganz schnell wieder verdrücken.
Sprachlich einfach, die Handlung oft unlogisch, aber dennoch fesselnd.
Das die Handlung nicht immer logisch ist, ist bei Laymon ein bekannter Vorfall. Wie beispielsweise MoG sich nachts Jane nähern kann, um ihr Nachrichten auf ihre Haut zu schreiben, ohne dass diese aufwacht, bleibt ein Geheimnis des Autors (wie vieles, vieles andere - leider - auch). Eine vernünftige Aufklärung des Plots? Blödsinn!! Egal meint der Laymon-Fan, Hauptsache Action und die steigert sich auf den letzten 200 Seiten nochmals enorm, nachdem sich bis dahin 300 Seiten lang eigentlich eher harmlose Dinge ereignet haben. Dann aber haut Laymon eine Slasher-Einlage raus, die es selbst für abgebrühte Leser mehr als in sich hat und manchen Zombie-Film harmlos erscheinen lässt. Ab hier gibt es nun noch mehr Horror, noch mehr Action und - natürlich - noch mehr nackte Haut.
";Versteckte"; Grüße an einen geschätzten Kollegen.
Nebenbei findet sich die ein oder andere versteckte ";Hommage"; an den Autor Jack Ketchum, welcher ebenso wie seine Kollegen Koontz und King von Laymon begeistert schwärmen. So wird Stephen King auf der Buchrückseite mit den Worten zitiert: ";Es wäre ein Fehler, Richard Laymon nicht zu lesen!";
Fürwahr, vorausgesetzt, man weiß was einen erwartet. Nämlich lupenreiner Pulp, wie die Amerikaner sagen würden, aber einer, der einen zwingt weiter zu lesen, egal wie schlimm und abgedreht es noch wird. Laymon ist Kult, wenngleich auf sprachlich überschaubarem Niveau.
Richard Laymon, Heyne
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