Die Amok-Schleife
- Heyne
- Erschienen: Januar 2002
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Ein irrer Trip mit Anspruch
Ein bewaffneter Mann betritt das Restaurant. Er sieht sich kurz um, bringt sein Gewehr in Anschlag und feuert. Die Gäste haben nicht den Hauch einer Chance. Sie sterben im Kugelhagel des wahnsinnigen Amok-Schützen. Klick! Aus! Programm beendet.
Nur eine Simulation. Eine ExEx-Simulation, um genau zu sein. Eine Technik, die neuerdings auch vom FBI eingesetzt wird, um Agenten zu schulen. Dabei werden erschreckend reale Feuergefechte mit Kriminellen simuliert. Auch die Agentin Teresa Simons durchläuft diese harte Ausbildung. Als sie eines Tages nach Bulverton reist - ein langweiliges, müdes englisches Küstenstädtchen, dem jede Zukunftsperspektive fehlt - um vor Ort den Ablauf eines Amoklaufes zu studieren, greift sie auf diese Technik zurück. Dabei liegt sie im ";Kopf"; eines anderen auf der Lauer, um das Böse hautnah zu erleben.
Immer tiefer taucht sie in die Virtuelle Realität ein (keineswegs ein Widerspruch), bis die Grenzen zwischen Sein und Schein verschwimmen. Teresa Simons läuft Gefahr ihren Verstand zu verlieren. Oder ist das bereits geschehen? Der Horrortrip hat jedenfalls längst begonnen…
Der Höhepunkt am Ende
Der Roman bietet all das, was man von einem guten (Hightech-) Thriller erwarten kann. Er ist höllisch spannend, temporeich und lässt auf über 500 Seiten zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Er bietet dem Leser darüber hinaus viel Raum für eigene Spekulationen und das noch weit über das Ende hinaus.
Das Ende ist dann auch gleichzeitig der Höhepunkt des Romans. Mag es für den einen Leser ein Happy End sein, so ist es für den anderen der absolute Albtraum. Einfach genial. Die Handlung wechselt ständig zwischen Sein und Schein, bis sich wirkliche Welt und virtuelle Welt einander überlagern. Ein gelungenes Verwirrspiel.
Die Protagonisten selbst sind zum Teil neurotisch, verzweifelt auf der Suche nach verlorener Zeit. Sie sind keine Helden, sondern Menschen voller Emotionen, denen das Schicksal hart mitgespielt hat. Das macht sie um so glaubwürdiger.
Was ist mit Kritik? So erstaunlich es auch klingen mag, ich finde keinen Anlass zu einer solchen.
Man darf keinen Thriller nach dem üblichen Strickmuster erwarten. Priest ist eben Priest. Und das ist auch gut so. Endlich mal wieder ein Roman, über den es sich zu debattieren lohnt. Ich persönlich bin ein großer Fan von Christopher Priest und nach der Amok-Schleife befinde auch ich mich in einer solchen, und zwar so lange, bis endlich ein neuer Roman des Autors erscheint.
Christopher Priest, Heyne
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