Yelena und die Magierin des Südens
- Cora
- Erschienen: Januar 2006
- 4
Fantasy der Heldinnen
"Yelena und die Magierin des Südens" ist das Erstlingswerk der bisher unbekannten Autorin Maria V. Snyder und der Auftakt einer neuen Fantasy-Serie. Ihre Werke stellt nun der Mira-Verlag dem Publikum in deutscher Erstveröffentlichung als Paperback vor. Die Fortsetzung dieser Serie "Yelena und der Mörder von Sitia" erscheint voraussichtlich im September 2007.
Von der Todeskandidatin zur Vorkosterin
Als zum Tod verurteilte Mörderin steht Yelena vor dem Sicherheitschef der Militärregierung von Ixia. Valek bietet ihr überraschender Weise eine Alternative zum Strang an; den Job als Vorkosterin des Commanders. Sehr bald wird Yelena feststellen, dass sie dadurch ihren Todeszeitpunkt höchstwahrscheinlich nur hinaus schiebt. Der Job birgt nicht nur ein hohes Risiko, vergiftet zu werden, die Vorkoster werden zudem durch die Gabe des tödlichen Schnetterlingsstaubs an der Flucht gehindert. Nur durch die regelmäßige Einnahme des Gegengifts, welches Valek ihr zuteilt, entgeht sie einem qualvollen Tod.
Schatten und Träume
Die Schatten ihrer Vergangenheit verfolgen Yelena in den Palast. Reyad, der Mann den Yelena tötete, erscheint ihr in Wachträumen. Sein Vater, General Brazell, verlangt ihren Kopf und lässt sie von Soldaten verfolgen. Yelena gerät andauernd in Situationen, in denen sie um ihr Leben kämpfen muss. In Momenten höchster Not, erzeugt Yelena einen summenden Ton, der ihr seltsame Fähigkeiten verleiht. Sind das etwa magische Kräfte? Die Ausübung von Magie ist in Ixia unter Todesstrafe gestellt, alle Zauberer wurden getötet oder sind in den Süden geflohen. Und von dort bekommt Yelena durch Yris, der Magierin des Südens, ein verhängnisvolles Ultimatum gestellt.
Eine Zauberin in einem sozialistisch anmutenden Reich
Maria V. Snyders High-Fantasy Erzählung spielt in Ixia, einem Land, in dem die brutale Herrschaft eines Monarchen durch den Militärputsch des Commanders Ambrose abgelöst wurde. Die restriktive, aber als gerecht gewertete Judikative, der vorherrschende Uniformzwang und die Unterteilung des Reiches in Militärdistrikte, erinnern an die Einführung der kommunistischen Staatsform. Eine Auseinandersetzung mit der politischen Struktur findet aber nicht statt, vielmehr steht das Einzelschicksal der Hauptprotagonistin im Vordergrund des Geschehens.
Yelenas Geschichte ist die eines heimatlosen Mädchens, das in einem Waisenhaus unmenschliche Qualen erleiden musste. Infolge dramatischer Ereignisse, entdeckt Yelena schließlich ihre magische Kraft und avanciert zur Heldin.
Fantasy von Frauen...
Klingt die Geschichte etwas kitschig? Das ist sie durchaus, denn es kommt auch noch ein guter Schuss Romantik hinzu. Der Auftakt der "Yelena"-Serie hat aber noch Einiges mehr zu bieten.
Zu den Pluspunkten dieses Romans zählen einige faszinierende Personen. Starke Frauenfiguren hat bereits Marion Zimmer Bradley mit ihrer "Avalon"-Reihe in die Fantasy-Literatur eingeführt, die junge Magierin Yelena steht diesen Heldinnen, was Sympathie und Charisma angeht, in nichts nach.
Yelenas Mentor, der Sicherheitschef Valek ist ein undurchschaubarer Charakter, der sorgfältig seine wahren Absichten verbirgt. Er ist Geheimagent und ein Söldner-Typ, aber auch ein Mensch mit Schwächen. Darüber hinaus begegnen dem Leser weitere stimmige und interessante Figuren, wie der Koch Rand oder die Soldaten Ari und Janco.
Das Konzept der Magie wird originell und glaubwürdig als eine allgegenwärtige Kraft vorgestellt, die sinnvoll genutzt, aber auch geschädigt und unkontrollierbar freigesetzt werden kann.
Als Erzählperspektive wählte die Autorin ausschließlich die der Hauptprotagonistin. Schon diese eingeschränkte Sichtweise macht die Erzählung ungemein spannend, denn der Leser wird so von den immer neuen Gefahren und Anschlägen auf Yelenas Leben überrascht.
Möglicherweise wollte Maria V. Snyder zu viel Softness durch teilweise sehr brutal geschilderte Szenen vermeiden. Diese Gewalttätigkeit erscheint etwas platt und vordergründig, ein subtilerer Stil wäre hier wirkungsvoller gewesen.
Die Konstruktion eines durchgängigen Spannungsbogens ist der Autorin überwiegend gelungen, allerdings wird die Handlung am Ende etwas unspektakulär, weil allzu vorhersehbar abgeschlossen.
..für Frauen?
Der vielleicht überzeugendste Grund, warum dieser eher einfach gestrickte Fantasy-Roman trotzdem viel Lesevergnügen bietet, ist der flüssige und mitreißende Schreibstil der Autorin, der den Roman in stimmungsvolle und kräftige Farben taucht und ihm so eine spannungsgeladene und mystische Atmosphäre verleiht.
Zielgruppe für diese Art Fantasy, romantisch angehaucht und mit außergewöhnlichen Heldinnen im Mittelpunkt, sind sicherlich eher die weiblichen Leser. Warum auch nicht, "Frauenliteratur" darf auch mal einfach nur gut unterhalten.
Maria V. Snyder, Cora
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