Fürst der Schatten
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2007
- 10
Schachmatt dem Dämon
Die komplexe Welt des Schachspiels. Wenige Figuren, so viele Möglichkeiten. Jedes Spiel verläuft anders. Darren Shan scheint ein großer Freund des königlichen Spiels zu sein. Sein neuer Roman ";Fürst der Schatten"; lässt dies jedenfalls vermuten.
Grubbs Grady ist ein ganz normaler Junge. Ein Teenager mit den üblichen Macken und Problemen. In der Schule sowie zuhause sorgt er immer wieder für Aufregung. Der ständige Disput zwischen ihm und seiner Schwester belastet zwar auch seine Eltern, jedoch scheint das fehlende Interesse ihres Sohnes am Schachspiel sie weitaus mehr zu beunruhigen. Immer wieder kommt es deshalb zu Diskussionen bis hin zum Streit. Grubbs ist diese schon fanatische Einstellung seiner Eltern zum Schachspiel ein Rätsel. Er kann nicht ahnen, wie sehr das Leben seiner Familie von diesem Spiel abhängt. Wie sollte er auch. Zwar hegt er den Verdacht, dass seine Eltern schon lange etwas vor ihm verbergen, er überbewertet dies zunächst aber nicht. Ein Fehler, wie sich bald schon herausstellen soll. Ein dunkler Schatten in Form eines schrecklichen Fluchs lastet auf der gesamten Familie der Gradys. Eines Tages beschließt Grubbs, seinen Eltern und der Schwester nachzustellen, als diese ihm offensichtlich die wahren Absichten über ihr nächtliches Vorhaben verschweigen. Grubbs, der in dieser Nacht bei seiner Tante untergebracht wird, schleicht sich heimlich aus dem Haus und begegnet kurz darauf dem unvorstellbaren Grauen. Von nun an wird sich sein gesamtes Leben verändern. Nichts wird wieder so sein, wie es einmal war.
Unfreiwillig komisch
Sind Sie ein Fan von John Sinclair, Larry Brent, Dorian Hunter oder Coco Zamis? Wenn Sie diese Frage ohne zu zögern mit ";Ja"; beantworten können, dann dürfte Ihnen vorliegender Roman vielleicht noch gefallen und sie sollten sich den Rest dieser Rezension sparen. Beantworten sie die Frage jedoch mit einem klaren ";Nein"; oder sagen Ihnen diese Namen absolut nichts, dann lesen Sie doch bitte weiter, bevor Sie den Fehler begehen, ihr Geld zum Fenster hinaus zu werfen.
Nur um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen, grundsätzlich ist gegen die eingangs erwähnten Helden verschiedener Heftromanserien nichts einzuwenden. Allerdings darf der Leser von einem Autor wie Darren Shan eindeutig mehr erwarten als das, was er mit ";Fürst der Schatten"; vorlegt. Auf dem Buchrücken findet man eine kurze Meinung der Times, die da lautet: ";Absolut unwiderstehlich";. Toll, was soll man damit anfangen? Nachdem ich den Roman gelesen habe, vermute ich fast so etwas wie Ironie hinter dieser diplomatischen Aussage. Aber lassen wir das und machen es kurz. ";Fürst der Schatten"; ist ein, gelinde gesagt, schlechter Roman. Und das in jeder Hinsicht. Schreibstil, Plot und Protagonisten sind eine Zumutung für jeden Fan der Horror-Literatur. Das Ganze ist ein schlechter Witz, fast schon eine Frechheit. Dazu noch unfreiwillig komisch, scheitert jeder Versuch kläglich, auch nur die Spur eines Gänsehaut-Effekts zu erzeugen. Der Roman ist so gruselig wie eine alte Socke und so spannend wie ein Beamtenjob bei der Kfz-Zulassung.
Die völlig absurde Handlung kann beim Leser nur ein Kopfschütteln verursachen, während dieser sich fragen muss, was er denn da eigentlich liest. Zottelige Werwölfe und alberne Dämonen, auf deren Häupter sich eklige Würmer tummeln oder ein Dämonen-Fürst, dessen größte Leidenschaft sich im Schachspiel verliert, sorgen weniger für Spannung als denn für einige ausgedehnte Lacher. Ach ja, zum spielen kommt der Dämonen-Fürst mit seinen lustigen Gesellen aus seiner magischen Welt ";Dämonata"; angereist. Aber nur wenn er eingeladen wird. Nun könnte man sicher darüber streiten, weshalb so ein Dämonen-Fürst nicht auch dem Schachspielen frönen sollte. Aber einmal ehrlich, auf was für ein Niveau würden wir uns begeben? Bei allem Respekt, Mr Shan, quälen kann der Leser sich selbst, dazu bedarf es keines literarischen Folterinstrumentes.
Gute Idee - Katastrophale Umsetzung
Seine Geschichte erzählt der Autor aus der Sicht Grubbs Gradys. Der Leser erlebt dessen Abenteuer sozusagen in Echtzeit. Mir persönlich gefällt dieser Schreibstil überhaupt nicht, es sei denn, es handelt sich um einen autobiografischen Roman.
Wenn Grubbs Grady zum Beispiel mit seinem Kumpel Bill-I das Haus von Onkel Derwisch (schon die Namen sind albern) durchforstet oder beide durch die Wälder streifen, um einem mutmaßlichen Werwolf nachzustellen, dann erinnert das Ganze mehr an eine billige Kopie von Tom Sawyer und Huckleberry Finn als an einen Horror Roman. An Stelle des bösen Indianer-Joe tritt hier ein vermoderter Werwolf.
Die Dialoge stecken so voller Klischees, dass es fast schon unerträglich wird und man jede Unterhaltung zwischen den Protagonisten überspringen möchte. Die wenigen Spannungsmomente lassen sich an einer Hand abzählen. Der Rest ist vorhersehbar und das Ende ist schlichtweg ein Witz. Dabei ist die Idee des Autors, das Schachspiel zu einem wichtigen Bestandteil des Romans zu machen, nicht einmal schlecht. Eine durchaus interessante Geschichte hätte sich daraus entwickeln können. Aber der Autor verbockt auch das, in dem er das königliche Spiel am Ende auf ein banales Glücksspiel reduziert. Spätestens dann dürfte sich auch jeder Schachinteressierte vor Grauen die Haare raufen. Immerhin, wenigstens ein Gruseleffekt, den der Roman erzeugt.
Fazit
Wer noch daran glaubt, der Mond sei irgendwann dem Ozean entsprungen, der wird auch an diesem Roman seine Freude haben. Alle anderen sollten diese Peinlichkeit der Horror-Literatur ignorieren. Dieser Roman gehört in den Reißwolf und nicht in ein Bücherregal. Schade um das Papier. Die Story beginnt schwach, um schließlich stark nachzulassen. Wäre wenigstens ein kleines Licht am Ende des Tunnels zu sehen, aber leider gibt es nur einen langen, dunklen Tunnel am Ende eines schwachen Lichtes.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, einen Roman gelesen zu haben, den die Welt nicht braucht.
Leider Schachmatt, Mr Shan, und das in nur wenigen Zügen.
Darren Shan, Droemer-Knaur
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