Das Rätsel der Fazi

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2002
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Das Rätsel der Fazi
Das Rätsel der Fazi
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Katharina Lewald
60°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJan 2007

Von einem übereifrigen Captain und seiner tollkühnen Crew

Star Trek ist und bleibt ein Phänomen, das viele Menschen leider nie verstehen werden. Ein Star Trek-Fan, so der weit verbreitete Irrglaube, sei jemand, der sich auf Massenveranstaltungen mit Gleichgesinnten trifft, sich spitze Ohren anklebt und jede Menge wirres Zeug redet. Ist natürlich alles Quatsch. Die Fangemeinde ist familiärer denn je, gilt es doch Star Trek in Erinnerung bei all jenen zu halten, die mal Fan waren oder zumindest Fanpotenzial in sich tragen. Denn nach dem Aus der Serie ";Enterprise";, die nur vier Staffeln überlebte, fragen sich viele: Ist das das Aus von Kirk, Picard, Janeway, Sisko und Archer? Mitnichten.

Die Fazi, die Hipon und ein SciFi-Rollenspiel

Vor lauter Langeweile wissen die Ensigns auf Raumschiff Enterprise NX-01 wenig mit sich anzufangen. Deshalb erfindet Elizabeth Cutler, ihres Zeichens Exobiologin, eine Rollenspielwelt auf dem Mars. Die Ensigns Mayweather, Anderson und Nowakowitsch sind die Spielwütigen und tauchen ein in eine Welt, in der es von spitzzahnigen Marsianern nur so wimmelt. Es gilt, Teile eines vollautomatischen Translators zu finden.

Während die Wissenschaftlich sich also ihre Zeit vertreiben, entdeckt die Enterprise einen Planeten, auf dem bald zwei verschiedene intelligente Spezies entdeckt werden. Die eine lebt an Land und ist den Menschen nicht unähnlich, jedoch zeugt ihre Kultur von außerordentlicher Struktur in Sprache, Verhalten und im täglichen Leben. Die anderen Lebensformen bewohnen den südlichen Kontinent des Planeten, sehen spinnenähnlich aus (eigentlich amphibische Wesen, wie Ensign Cutler im weiteren Handlungsverlauf anmerkt!) und leben sowohl an Land, als auch unter Wasser, bleiben zunächst jedoch im Hintergrund des Geschehens.

Captain Archer macht es sich und seiner Crew zur Aufgabe, einen Erstkontakt mit den Fazi herzustellen. Diese Aufgabe erweist sich schließlich jedoch als schwieriger, als zunächst angenommen. Beim späteren Kontakt mit den Wesen des südlichen Kontinents gibt es schier unüberwindbare Kommunikationsprobleme. Und weshalb leben zwei hochentwickelte, so verschiedene Spezies scheinbar unabhängig voneinander auf demselben Planeten?

Das Logbuch des Captains als persönliche Beichte

Gleich zu Beginn des Buches fällt eins auf: Das Logbuch des Captains ist von persönlichen Anmerkungen so durchzogen, dass man es für kaum möglich hält, dass es eigentlich ein mehr oder weniger amtliches Dokument über das Gelingen der Missionen der Enterprise sein sollte. Archer schwatzt munter drauf los, welche Crewmitglieder ihm den letzten Nerv rauben; dass er kaum abwarten kann, endlich einen Erstkontakt zu den Fazi herzustellen, weil er ja ein sehr neugieriger Mensch ist usw. Das Logbuch liest sich mehr wie ein Tagebucheintrag.

Des Weiteren kommt einem gerade die Person Archer sehr unwirklich vor. Mehrmals setzt er sich über die Meinungen seiner Berater hinweg und löst dadurch eine Katastrophe aus. Ein normaler Mensch würde irgendwann daraus lernen, nicht jedoch der Archer in diesem Buch. Wie ein kleiner Junge obliegt er ständig seiner Neugierde und benimmt sich nicht wie ein Captain, sondern wie ein übereifriger Wissenschaftler, der noch dazu oftmals stur und sarkastisch seinen Crewmitgliedern gegenüber auftritt. Auch das Wohl seiner Crew liegt ihm anscheinend wenig am Herzen, lässt er doch Ensign Hoshi Sato während des ganzen Buches kein einziges Schläfchen einlegen, weil er ";ihren Sachverstand braucht";. Schon recht unverantwortlich für einen Captain.

Die alte Leier: Vulkanische Logik vs. menschliche Neugier

Eine weitere Problematik, die das Geschehen dieses Buches belastet, ist der ständige Clinch zwischen Archer und T’Pol, die permanent verschiedener Meinung sind zu den Themen Erstkontakt und Beeinflussung von Spezies durch weiterentwickelte Technologien. Getreu dem Motto ";Was sich neckt, das liebt sich"; stänkern die Wissenschaftsoffizierin und der Captain sich gegenseitig an und versuchen, den anderen von der jeweils eigenen Meinung zu überzeugen. Archer wird es auch nicht müde, T’Pol auf ihre aufkeimenden Emotionen hinzuweisen, wenn die Gute sich mal wieder nicht zurückhalten konnte.

Zwischen all diesen zwischenmenschlichen Problematiken geht die Haupthandlung etwas unter. Der Leser hätte gern mehr über die Fazi und über die Hipon erfahren, jedoch bleiben hier viele Frage leider unbeantwortet. Natürlich ist die Weiterentwicklung der Seriencharaktere ein Anliegen, dass den Autoren am Herzen liegen und nicht zu kurz kommen sollte. Wenn diese jedoch die Haupthandlung so überlagert, dass man die nicht enden wollenden Diskussionen zwischen Archer und T’Pol gerne überlesen würde, ist es eindeutig zu viel des Guten.

Enterprise-Romane: Das Aus für deutsche Übersetzungen?

Die Tatsache, dass es im Englischen bereits elf ENT-Romane erschienen sind, auf Deutsch allerdings bisher nur vier, lässt nicht viel Raum für Spekulationen. Wahrscheinlich war den Verlegern die Gewinnmarge nicht saftig genug, um weiterhin ENT-Bücher auf den Markt zu bringen. Hier kann nur dem geholfen werden, der so viel Englisch versteht, dass er einen englischsprachigen Roman lesen könnte. Möglicherweise sind auch einige negative Aspekte auf die Übersetzung zurückzuführen.

Wenn jedoch alle Enterprise-Romane so durchschnittlich sind wie ";Das Rätsel der Fazi";, braucht man kaum auf weitere deutsche Übersetzungen hoffen. Es sei denn, die verbliebenen Enterprise-Fans schrieben selbst entsprechende Romane. Problematisch wird es erst bei der Verlagssuche…

Trotz der vielen Kritikpunkte war die Geschichte über ";Das Rätsel der Fazi"; aber immerhin so spannend, dass man das Buch, einmal zur Hand genommen, immerhin zu Ende lesen wird. Das Phänomen Star Trek lebt weiter und wird so schnell nicht in Vergessenheit geraten, denn es gibt nicht nur wunderbare ST-Episoden, sondern auch Romane. Nur ";Das Rätsel der Fazi"; zählt leider nicht zu den Pageturnern.

Das Rätsel der Fazi

Kristine Kathryn Rusch, Heyne

Das Rätsel der Fazi

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