Lanze und Licht

  • Loewe
  • Erschienen: Januar 2007
  • 4
Lanze und Licht
Lanze und Licht
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Carsten Kuhr
85°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJan 2007

Freunde gehoberner Phantastik aufgepasst - der neue Kai Meyer ist da

Immer, wenn eine neuer Kai Meyer in die Buchhandlungen kommt, kann der Freund gehobener Phantastik sicher sein, ein gutes Buch zu erhalten, wenn er zur Kasse geht. Unabhängig davon, ob es sich um einen seiner phantastisch angehauchten Historischen Romane bei Lübbe handelt, oder ob er ein Buch aus dem Loewe Verlag kauft, das Gebotene bezaubert durch überbrodelnde Phantasie und sprachlich ausgefeilte Gestaltung.

Mittlerweile liegt bei Loewe bereits die dritte Trilogie aus Meyer´scher Feder vor. Auch diesmal, wie bei den Bänden davor, eignet sich das Werk nicht nur für jugendliche Leseratten, sondern offeriert auch einem erwachsenen Publikum Phantastik satt. Einzig die etwas jüngeren Protagonisten unterscheiden diese Romane von den anderen Werken aus Meyer´scher Werkstatt. Vom Inhalt, der Ausrichtung und Sprache, ja auch von Gewaltdarstellungen ist kein Unterschied feststellbar.

Zum vorliegenden Buch.

Im ersten Band der »Wolkenvolk-Trilogie« berichtete der Autor uns von einem Volk, das seit Jahrhunderten auf einer durch den »Aether«, der rätselaften Substanz, die die Drachen ausatmen, festen Wolke über der Erde schwebt und dort lebt. Nachdem der Aether aber nicht mehr fliesst, sinkt die Heimat des Wolkenvolkes immer weiter.

Der junge Niccolo bricht auf, um eine Rettung zu finden. Im Kaiserlichen China trifft er dabei auf Renegaten, unsterbliche Götterdiener und unbezwingbare Kämpfer. Mit ihnen zusammen entdeckt er, dass der zwischenzeitlich zu eigenem Bewusstsein gelangte Aether plant, die Götter selbst zu stürzen und sich zum alleinigen Schöpfer und Herrscher der Erde aufzuschwingen. Die Drachen, die den Aether durch ihren Atem erst entstehen lassen, sind verschwunden. Hinweise führen die sich trennenden Gefährten im zweiten Band zum Friedhof der Drachen, in die verlassene Stadt der Riesen, aufs Dach der Welt und in die unbarmherzige Wüste. Immer deutlich wird der perfide Plan des Aethers, sich einen physischen Körper zu verschaffen. Um eine Chance gegen den übermächtigen und nicht greifbaren Gegner zu haben, müssen unsere Helden die Drachen finden. Doch zunächst gilt es, die letzten Xian, die Mittler zwischen den Menschen und den Göttern vor ihrer drohenden Vernichtung zu retten...

Atemberaubender Lesespass

Faszinierend vielschichtige Personen, ungewöhnliche Phantasiewesen und eine ehrfurchtgebietende Kulisse vereinen sich einmal mehr zu einem atemberaubenden Lesespass. Während wir die Kämpfe zwischen Baumgeistern, Kreaturen aus Holz, Harz und Borke und einer Schwertkämpferin, die allen Kung-Fu Fightern einschlägiger Kino-Streifen überlegen scheint, voller Spannung verfolgen, auf Riesenkranichen durch die Lüfte fliegen und an Bord von gigantischen Luftschiffen der geheimen Händler den Lebenslinien der Erde folgen, wächst unser Verständnis für diese so fremdartige Welt.

Einmal mehr gelingt es Meyer scheinbar mühelos, nie gesehene phantastische Szenarien aus dem Handgelenk zu schütteln. Mit den unsterblichen Xian, »nicht Mensch nicht Gott, sondern etwas dazwischen, nirgends zu Hause, von keinem geliebt, immer mit dem Gefühl zu leben, man gehöre weder hierhin, noch dorthin« wie er sie auf Seite 18 selbst beschreibt, ist ihm ein Glücksgriff gelungen. Trotz all ihrer Weisheit haben sie ihre Menschlichkeit, ihre Fehler und Macken nicht eingebüsst. So wundert es wenig, dass einer der ihren in eigener Selbstgefälligkeit und übersteigertem Sendungsbewusstsein sich zum alleinigen Retter aufschwingen will.

Überraschende Wandlungen

Meyer liebt es, mit seinen Figuren zu spielen. Zunächst positiv besetzte Gestalten wandeln sich, aus Helden werden Schurken und die Verbrecher erweisen sich oftmals als sympathische Menschen, deren Motivation wir nachvollziehen können, die uns anrühren ob ihres Schicksals und ihrer Fehler, für die sie nur zu oft büssen müssen. Auch in diesem Mittelband der Trilogie gelingt es Meyer das Tempo hoch, den Spannungsbogen straff zu halten, und uns nicht zuletzt mit den Schicksalen seiner Protagonisten zu rühren. Kombiniert mit einem phantastischen Setting und einem ungewöhnlichen Plot erwartet den Leser einmal mehr ein Zauber, den man nicht zu schnell vergisst.

Lanze und Licht

Kai Meyer, Loewe

Lanze und Licht

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