Die Prophezeiung von Umbria

Science Fiction und Fantasy aus angelsächsischen Ländern dominieren den deutschen Markt. Autoren aus Großbritannien, Australien und den USA setzen Trends und prägen die Diskussion. Meistens jedenfalls. Von jenseits des Atlantik erreicht jetzt mit ";Die Prophezeiung von Umbria"; ein Buch die deutschen Fantastik-Gestade, das in den USA erfolgreich als ";Fantasy Romance"; vermarktet wird: Liebesgeschichten mit Magie-Einlage, die garantiert nicht zum Ziel haben, der fantastischen Literatur neue Impulse zu geben.

Dementsprechend konservativ ist das Setting von Deborah Hales Roman: Eine quasi-frühmittelalterliche Welt, angesiedelt in nordenglischen Umbria. Der friedliche Landstrich wurde von den Han erobert, alle arbeitsfähigen Männer haben die Invasoren zur Arbeit in die Minen geschickt und die Anwendung von Magie strengstens untersagt. Das einfache Volk schöpft jedoch aus einer Sage ein Fünkchen Hoffnung: Der ";Schlafende König"; und seine auserwählte Königin werden Umbria eines Tages von den Besatzern befreien. Maura Woodbury, die als Schülerin bei dem alten Zauberer Langbard aufgewachsen ist, kann kaum glauben, was ihr der Magier verkündet: Sie ist die auserwählte Königin und hat nur noch bis zur Mittsommernacht Zeit, den König wachzuküssen.

Während sie im Wald Kräuter sammelt, hört Maura Kampflärm. Sie macht sich unsichtbar, schleicht sich an und sieht, wie ein offensichtlich Gesetzloser von Han-Soldaten verfolgt wird. Sie rettet ihn, indem sie auch ihn durch Unsichtbarkeit schützt, seine schwere Verletzung heilt sie gemeinsam mit Langbard. Und so gewöhnt sich der Gesetzlose namens Rath schnell an die Annehmlichkeiten von Haus, Herd und Mauras Gesellschaft. Diese nimmt Rath gegenüber jedoch kein Blatt vor den Mund, denn während die Magierin an den ";Allgeber"; glaubt, glaubt der Gesetzlose nur an sich selbst. Und das möchte Maura ihm während ihrer beider Suche nach dem Schlafenden König austreiben.

Die Nische im Markt

Liebesromane einer bestimmten Güteklasse haben eines gemeinsam: Ihre Handlungen sind bestenfalls simpel und schlimmstenfalls vorhersehbar. Ebenso bedienen die Charaktere abgegriffene Klischees, die wenig bis gar keine Überraschungen bieten. Ausgerichtet auf den Massengeschmack, sind sie fester Bestandteil des Trivialen in Buchform. Meist weisen die Buchdeckel-Illustrationen von Helden mit entblößter Brust, die tief dekolletierte Frauen in wallenden Kleidern vor stürmische Kulisse in den Hals zu beißen scheinen, direkt auf dramatische Aufwallungen hin. Merkmale, die auch auf ";Die Prophezeiung von Umbria"; zutreffen, Deborah Hales Fantasy-Liebesroman. Mit der Ausnahme, dass der halbnackte Mann auf dem Titel schläft.

";Weichgespülter Schmalz und Schund!";, so werden viele Fantasy-Fans rufen. Doch trotz des anspruchslosen Niveaus könnte dieses Subgenre durchaus eine Marktnische erfolgreich für sich in Anspruch nehmen. Dies ist schnell zu konsumierende Unterhaltung, darauf hingeschrieben, den Erwartungshorizont der wohl hauptsächlich weiblichen Käuferschaft keinesfalls zu durchbrechen und sie mit Variationen des gleichen Themas schnell abzufüttern. Wer also gerne historische Liebesromane liest, aber die ewigen Mantel-und-Degen-Szenarios nicht mehr sehen kann, ist mit ";Die Prophezeiung von Umbria"; und den weiteren Teilen der Trilogie bestens bedient. Wer so etwas nicht mag, muss ja nicht mehr davon lesen. Wie der Rezensent.