Die Pferdelords und die Kristallstadt der Zwerge
- Cora
- Erschienen: Januar 2007
- 3
Schnelle Eingreiftruppe
Im echten Leben hat jedes Volk ein Selbstverständnis: Manche fühlen sich berufen, manche fühlen sich benachteiligt, manche wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden. Die Pferdelords gehören klar in die letzte Kategorie, doch sie werden wieder zum Kampf gezwungen und müssen außerdem den Zwergen militärischen Beistand leisten - gegen die Orks.
Auf einem Patrouillenritt rettet eine Schwadron Pferdekrieger einen Zwerg vor seinen orkischen Verfolgern. Das beunruhigt und verwirrt die Reiter gleichermaßen: Denn zum einen zeigt es ihnen, dass die Orks wieder aktiv sind und zum anderen ist die Präsenz des Zwerges, von dessen Volk man nur aus alten Sagen kennt. Während die Patrouille eilig den Heimweg antritt, um die Königin zu alarmieren und den schwer verletzten Zwerg zu retten, gibt es daheim schon weiteres Ungemach. Ein Gestaltwandler sorgt wie im ersten Band der Reihe für Verwirrung, will in Gestalt eines Wachsoldaten die Königin ermorden, steckt ein Weizenfeld in Brand und bringt damit den ganzen Regierungssitz in Gefahr.
Nachdem der Brand gelöscht und der Zwerg gerettet ist, übrigens der König der Grünen Kristallstadt, sind die Pferdelords erneut gegen ihren Willen zum militärischen Eingreifen gezwungen. Denn Orks haben die unterirdische Zwergenmetropole überfallen, halten sie besetzt und zwingen alle Bewohner zu Fronarbeit in den Kristallminen. Noch vor der Generalmobilmachung des Reiterheeres stellt man einen Kommandotrupp zusammen, der die Lage auskundschaften soll. Unter den Reitern sind auch zwei Bekannte aus "Der Sturm der Orks", Dorkemunt und Nedeam. Wegen ihrer geringen Körpergröße sind beide dazu ausersehen, als Zwerge verkleidet in den Minen zu spionieren. Mit angeklebten Bärten mischen sie sich unter das kleine, aber zähe Volk und organisieren trickreich einen Aufstand, der die bestialischen Besatzer hinhalten soll, bis das Entsatzheer eintrifft. Inzwischen decken Mitglieder der königlichen Schwertwache eine Verschwörung auf, die das ganze Ausmaß der Aggressionspolitik des Dunklen Lords ans Licht bringt.
Dem Text die Sporen geben
Die Welt der Pferdelords lebt im Innersten nach wie vor von Tolkiens Mittelerde und deren Geschöpfen, nach den Elben im ersten Buch sind nun die Zwerge hinzugekommen. Gut und Böse sind klar getrennt, und es ist klar, dass am Ende die Orks wieder eins auf ihre hässlichen Schädel kriegen. Hat man sich hiermit arrangiert, dann bleiben als wirklicher Störfaktor nur die häufigen Infodumps, die mitten in die an sich ereignisreiche Handlung gestreut werden. Sie beeinträchtigen Lesefluss und flachen damit die Spannungskurve ab. Ein Glossar oder Verweise auf die Pferdelords-Website des Autors könnten hier Abhilfe schaffen.
Man muss die Geschichte als das nehmen, was sie ist: Keine, die die Fantasy-Welt aufrüttelt, sondern eine, die ihre Leser gut unterhalten will. Und das macht sie besser als der erste Teil der Serie. Obwohl es auch diesmal keine herausragenden Hauptfiguren gibt, gewinnen die Charaktere klarere Konturen - sogar Orks -, die Dialoge sind flüssiger und die Sprache ist nicht mehr so gestelzt. Insgesamt sind Handlung und Szenenabfolge gut aufeinander abgestimmt. Bleibt zu hoffen, dass die Pferdelords den Barbaren des nächsten Bandes von vornherein zeigen, was ein anständiger Galopp ist. Dem edlen Reitervolk stünde es nicht gut zu Gesicht, sich schon wieder überrumpeln zu lassen.
Michael H. Schenk, Cora
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