Die Pferdelords und der Sturm der Orks

  • Cora
  • Erschienen: Januar 2006
  • 6
Die Pferdelords und der Sturm der Orks
Die Pferdelords und der Sturm der Orks
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Frank A. Dudley
50°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2006

Rollenspieler reiten wieder

Wenn Kinder erwachsen werden, orientieren sie sich an ihren Eltern. Dies kann bisweilen zu starken Konflikten führen, wenn der Nachwuchs gegen die eigenen Erzeuger revoltiert, es kann aber auch ruhiger oder gar angepasst über die Bühne gehen, je nach Charakter der Beteiligten. Starke Überväter lösen hin und wieder extreme Reaktionen aus.

Auf die Fantasy-Literatur übertragen ist J. R. R. Tolkien ein solcher Genre-Übervater. Vorbild für viele, reibt sich aber auch so mancher junge Autor an ihm – China Miéville nannte ihn gar den ";Pickel am Arsch der Fantasy";, eine provozierende Aussage, die er mittlerweile relativiert hat. Zu den Autoren, denen solche Schmähungen fern liegen, gehört Michael H. Schenk. Sein erster Roman Die Pferdelords und der Sturm der Orks mag für viele Leser möglicherweise eine Hommage an das große Vorbild sein, andere Leser dürften eher das Prädikat ";ungeniert abgeschrieben"; verleihen.

Zwar wird Der Herr der Ringe mit keinem Wort erwähnt und Elben sind hier Elfen, aber ";die Macht der Türme ist vernichtet, der eine Ring vernichtet";, so der Klappentext. Nun, wenigstens verleugnet der Epigone nicht das Original. Auch scheint Michael H. Schenk Rollenspielerfahrung zu haben, denn nachdem  Hintergrund und Historie seiner Geschichte als Allgemeinwissen vorausgesetzt werden können, steigt er zügig in die Handlung ein und gibt seinen Pferdelords kräftig die Sporen.

Bequem und unachtsam sind sie geworden, Orks und Elfen gehören für die junge Generation in das Reich der Sagen. Umso entsetzter sind sie, als sie den zähnefletschenden und Schlagschwert schwingenden Orks entgegentreten müssen. Die ahnungsvollen Elfen haben die dunkle Macht schon vorher heraufziehen sehen und entsenden zwei Emissäre, um den fast vergessenen Bund mit den Menschen zwecks Orkabwehr wieder zu erneuern. Doch sie werden von der Realität, sprich stampfenden Orkhorden, überholt und müssen schneller zu ihren Langbögen greifen, als ihnen lieb ist. Den Überraschungseffekt ihres Angriffs haben die Orks noch verstärkt, indem sie die Signalfeuerkette unterbrochen haben. So können die Bewohner der Hochmark den König der Pferdelords nur durch die Entsendung von Boten warnen. Eine Aufgabe, die Garodem, Fürst der Hochmark und Bruder des Königs, mit seinen Reitern übernimmt. Diese Aufgabe hat für Garodem zwei Seiten: Die schiere Notwendigkeit, die Orks aufzuhalten und die unangenehme Tatsache, seinen Bruder nach 30 Jahren wieder zu sehen. Unangenehm deshalb, weil der König ihm damals die Braut ausgespannt hat. Eine weitere Hoffnung setzen die Pferdelords in den Weißen Zauberer in seinem Hammerturm, doch es stellt sich heraus, dass er ein Bösewicht und der Quell des Orkübels ist. In dieses Szenario wird ungewollt der Hirtensohn Nedeam hineingezogen und muss sich bewähren.

Brauchbare Ansätze

Es ist schwierig, Die Pferdelords und der Sturm der Orks wegen Vorhersehbarkeit der Handlung, gestelzter Dialoge und schematischer Charaktere in Bausch und Bogen zu verurteilen. Es verdient aber auch keine Anerkennung allein deshalb, weil Michael H. Schenk getan hat, wovon viele einfach nur träumen – er hat ein Buch geschrieben. Er plant noch elf weitere und betreibt die Internetseiten dazu auf eigene Kosten. Mehr als Rollenspieler-Fandom also, über bloße Fanfiction aber nur einige Schritte hinaus.

Allerdings in die richtige Richtung, die Ansätze zu einem brauchbaren Herr der Ringe-Spinoff sind da, denn Schenk hat die Tolkieneske Welt seiner Pferdelords mit ausbaufähigen eigenen Akzenten versehen. Zu schnell jedoch führt er nach einem brauchbaren Einstieg die verschiedenen Charaktere in diversen Handlungssträngen ein. Er schafft es dabei nicht, die Spannung aufrechtzuerhalten, da er sich stark auf handlungsirrelevante Details konzentriert, Kampfszenen allzu ausführlich schildert und die Dialoge hölzern wirken. Mehr Straffung, Kürzung und ein stärkerer Protagonist hätten dem Buch gut getan.

So bieten weder das Milieu noch die Idee oder Charaktere und Handlung einen wirklich originären Unterhaltungs-Ansatz, zu nah ist Die Pferdelords und der Sturm der Orks  an einer Strategiespiel-Anleitung. Doch es gibt sicher eine Leserschaft, die das honoriert und Revolten gegen Vater Tolkien ablehnt.

Die Pferdelords und der Sturm der Orks

Michael H. Schenk, Cora

Die Pferdelords und der Sturm der Orks

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