Im Bann des Fluchträgers
- Ueberreuter
- Erschienen: Januar 2003
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Phantasievolles Märchen über Freundschaft und Magie
Der deutschen Journalistin Nina Blazon ist mit ";Im Bann des Fluchträgers"; ein eindrucksvoller Einstand als Autorin gelungen. Ihr erstes Buch wurde 2003 mit dem Wolfgang Hohlbein Preis und im Jahr darauf mit dem Publikumspreis ";Phantastik-Preis 2004"; ausgezeichnet. Dieser Fantasy- Roman ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Serie, die ";Woran-Saga";.
Ein magischer Stein wird Jolon zum Verhängnis
Die Zaubererversammlung in Gislans Burg hat wenig Hoffnung für den Shanjaar Jolon aus dem Tjärgwald. Sein Bruder Ravin berichtet von einen seltsamen, purpurnen Kristall, der seinen Bruder nicht mehr aus einem fiebrigen Dämmerschlaf erwachen lässt. Der Zauberer Laios erinnert sich an ein altes Lied, über die Heilerin Skaardja und ihre magische Quelle. So können die Zauberer Ravin schließlich keinen anderen Rat geben, als im gefährlichen Land Skaris nach Skaardja zu suchen. Der Zauberschüler Darian Danalonn und zwei Regenbogenpferde sollen den jungen Waldmenschen begleiten.
Im Grenzgebiet treffen Ravin und Darian auf das stumme Mädchen Sella und bald darauf auf die Mitglieder von Jerriks Clan. Sie kämpfen als Soldaten gegen die Truppen des Herrschers Badok. Jerrik, Ladro, Mel Amie und Amina nehmen die beiden in ihr Lager auf und hören aufrichtig interessiert Ravins Geschichte.
Die Invasion beginnt
Der Angriff von Badoks Truppen trifft die Gruppe hart, fordert Menschenleben führt in die Gefangenschaft. Auf der Flucht bekommen sie unerwartete Unterstützung von Skaardja. Sie kann Ravin nicht unmittelbar helfen, rät aber der Gruppe, den Weg nach Tjärg über den Seeweg zurückzulegen. In der Hafenstadt Dantar liegt eine Flotte von Kriegsschiffen bereit, ein gigantischer Eroberungsfeldzug bedroht Tjärg und die anderen Länder. Ravin, Darian und Jerriks Gruppe chartern Kapitänin Sumal Baji und ihr Schiff Jontas, um durch eine schnelle Überfahrt die Königin Tjärgs und Gislans Burg vor dieser furchtbaren Bedrohung warnen zu können.
Eine Welt mit Jalafrüchten, Ranjögs und Bantys
Nina Blazon hat ihre Fantasy-Welt überaus phantasievoll gestaltet, jeder Baum und jeder Strauch hat seine ganz eigene Bezeichnung. Leider steht die Beschreibung dieser Welt der Namensvielfalt um einiges nach, weder die allgegenwärtige Jala-Frucht, noch das Aussehen der gefürchteten Ranjögs werden näher erläutert. So entsteht leider kein wirklich lebendiges Landschaftsbild vor dem geistigen Auge des Lesers.
Dafür ist der Autorin die Gestaltung vieler Wesen und vor allem die der Charaktere um so besser gelungen. Man hat den Eindruck, eine totale Pferdenärrin war hier am Werk. Die verschiedenen Pferdetypen werden so lebendig und liebevoll gezeichnet, dass man glaubt, die Verwandlung der Bantys sehen und die Mähnen der Regenbogenpferde selbst fühlen zu können.
Einige Fantasy-Wesen ähneln natürlich Figuren aus anderen Werken, doch Nina Blazon hat jede einzelne pfiffig umgesetzt und ihr eine persönliche Note verliehen.
Die beiden Hauptprotagonisten sind echte Sympathieträger, denn ihre Gedanken und Gefühle wirken glaubwürdig und vertraut. Ravin und Darian wird jeder Leser unmittelbar in sein Herz schließen. Aber auch viele der Nebenfiguren haben hohes Identifikationspotential, z.B. die geheimnisvolle Amina oder so taffe Frauen-Figuren wie Sumal Baji oder Skaardja.
Eine Welt der Magie
Nina Blazon hat in ";Im Bann des Fluchträgers"; das Thema Magie besonders differenziert behandelt. Sie unterscheidet weiße und schwarze Magie, ohne eine ";Gut-Böse"; Wertung vorzunehmen. Keiner der Zauberer und Heiler wirkt überlegen, sondern setzt seine individuellen Fähigkeiten ein und unterliegt persönlichen Schwächen und Selbstzweifeln. Die Woran, Vertreter der schwarzen Magie, werden hoffentlich in den Folge-Bänden noch etwas ausführlicher charakterisiert, sie sind faszinierend, besonders mysteriös und voller Überraschungen.
Spannende märchenhafte Erzählung mit kleinen Schwächen
";Im Bann des Fluchträgers"; ist eine nordisch geprägte, mittelalterliche High-Fantasy Erzählung. Nach einer anfänglich ruhigeren Phase, wird die Quest in einem kontinuierlichen Spannungsbogen aufgebaut und die Handlung mit einem gelungenen Show-Down abgeschlossen.
Obwohl einige unvorhersehbare, schlimme Geschehnisse passieren, ist der Grundtenor des Romans heiter und positiv und an keiner Stelle wirklich bedrohlich. Der Gesamteindruck entspricht dem, einer spannenden, märchenhaften Erzählung.
Inhaltlich gibt es kleine Schwächen zu bemängeln, denn zu viele der entscheidenden Aktionen geschehen rein zufällig. Ein roter Faden ist zwar vorhanden, aber nicht immer deutlich erkennbar, nicht alle losen Fäden werden wirklich überzeugend aufgelöst.
Insgesamt ist ";Im Bann des Fluchträgers"; ein flüssig zu lesendes, faszinierendes Fantasy-Werk. Besonders jugendlichen Lesern kann dieser Roman mit seinen vielen einnehmenden und sympathischen Helden empfohlen werden, er ist sicher eine gute Alternative für Fans der Autoren Philip Pullman und J.K. Rowling.
Nina Blazon, Ueberreuter
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