Die Prophezeiung
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2007
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Gaelias neues Gesicht - und sonst?
Mit "Die Prophezeiung" liegt nun der Abschluss der Fantasy-Trilogie "Das Geheimnis der weißen Wölfin" vor und viele Leser nehmen einige Fragen mit in diesen dritten Teil der Saga.
Wird es Alea und ihren Freunden gelingen, die unversöhnlichen Parteien zu versöhnen? Wird es zum Endkampf mit Maolmòrdha kommen? Was wird aus den Druiden, den Sylphen und warum besteht diese geheimnisvolle Bindung zwischen Alea und der Wölfin Imala?
Der Anfang einer neuen Zeitepoche
Der Verrat einiger Brüder hat die ehrwürdige Druidenhochburg Sai-Mina irreparabel erschüttert, das heilige Symbol, die hundertjährige Eiche, wurde herausgerissen und zum Palast von Providenz gebracht. Damit nicht genug, die durch Mord an die Macht gekommene Königin Amina schafft es, sich zum Druiden initiieren zu lassen und wird Oberhaupt derjenigen, die Sai-Mina verraten haben. Im Gegenzug dazu konvertiert Graf Meriander der Schöne von Braunland zum Christentum und besiegelt damit ein Bündnis mit Hartcort. Auch Aleas Heimat Sarrland und die Grafschaft Bisania müssen Stellung beziehen, auf welcher Seite sie stehen: Die der Christen, der Königin oder auf der des Samildanach? Die Prophezeiungen in der Enzyklopädie von Anali weisen Alea den Weg zur Erneuerung Gaelias. Wird sie ihn verstehen und ihm folgen können?
Bestraftes und belohntes Vertrauen
Nach der dramatischen Schlacht der Wölfe gegen die Gorgunen, erkennt Maolmòrdha, dass sie ernst zunehmende Gegner an der Seite derjenigen sind, die er am Ende besiegen muss. Im offenen Kampf gescheitert, ersinnt er eine subtilere Methode, die Wolfsrudel ein für alle mal zu vernichten. Imala und ihre Gefährten werden unbarmherzig gejagt, ihr Vertrauen in die Menschen entpuppt sich als Trugschluss. Der Sarrländer in Maolmòrdhas Diensten, der Metzger aus Saratea, wird instruiert, eine perfide Intrige gegen Alea in Gang zu setzten. Alea ist mehr denn je auf die Unterstützung und das Vertrauen ihrer Freunde angewiesen.
Die Prophezeiungen - unauffällig und doch allzeit präsent
Die Prophezeiungen in der Enzyklopädie von Anali bestimmen den Verlauf der Geschichte aus dem Hintergrund. Alea offenbart sie ihren Freunden und dem Leser erst dann, wenn die Handlung bereits die Vorhersage erfüllt hat. Der Autor lässt die Frage danach, ob die Vorhersage das Geschehen determiniert oder reflektiert, bewusst offen.
Das Mysterium der Prophezeiungen wird enthüllt, ohne das den Ereignissen vorgegriffen wird. Der Autor hat somit diese in der Fantasy gern eingesetzten Vorhersagen auf eine sehr kluge Art und Weise verwendet. Man hat nicht das Gefühl, dass die Geschichte einem festgesetztem Plan folgt, sondern Entwicklungsspielraum hat.
Ähnlich wie in den ersten beiden Bänden, legt der Autor auch in "Die Prophezeiung" ein durchgängig hohes Erzähltempo vor und kann sowohl den Spannungslevel als auch die erzählerische Qualität auf hohem Niveau halten.
Gaelias neues Zeitalter bricht an
Der einzige Handlungsstrang der ausführlich zu Ende erzählt wird, ist der, in dem es um die Neuordnung Gaelias geht. Nachdem der Autor die Entwicklung der politischen Verhältnisse ausführlich charakterisiert hat, wählt er eine radikale Methode für die Überwindung der gegebenen Strukturen. Das wirkt als Grundlage einer Revolution zwar nicht völlig unglaubwürdig, erscheint hier allerdings übertrieben.
Die nicht nur geografisch, sondern auch historisch an Irland erinnernde Insel durchläuft einen zeitgeschichtlichen Epochensprung.
Ein bisschen mehr hätte es sein dürfen
Das für die Neuordnung Gaelias notwendige finale Kampfgeschehen, hätte der Autor auch noch im zweiten Band "Die Schrift" unterbringen können. Im Finale der Reihe wäre dann mehr Raum für das Schicksal der Sylphen, sowie für eingehendere Betrachtungen der Beziehung zwischen Alea und Imala vorhanden gewesen. Die Handlung mit diesen reizvollen Charakteren wird leider nicht überzeugend abgeschlossen, sondern lieblos abgehandelt.
Es schleichen sich zudem wirklich ärgerliche logische Patzer ein. Einige Aktionen erscheinen sinnlos und passen wirklich nicht zum Verhaltensmuster der Akteure. Der Autor hält sich leider nicht an die im ersten Band geschaffenen Gesetzmäßigkeiten, als der Druide Finghin nicht weiß, ob sein Magistel Erwan noch am Leben ist. In "Der Ring" wurde das magisches Band zwischen Magistel und Druide vorgestellt, dass beide auch über weite Entfernungen spüren lässt, ob der andere noch lebt.
Die Begegnung Aleas mit Maolmòrdha wirkt ebenfalls auf ein Minimum begrenzt. Der Grund für ihre Auseinandersetzung wird zwar deutlich, hätte aber detaillierter erläutert werden müssen.
Insgesamt wird Loevenbrucks gelungenes Konzept einer Geschichte über historische und kulturelle Reformation Gaelias inhaltlich nicht ausreichend untermauert, es fehlt einfach an nachvollziehbaren Hintergründen.
Insgesamt lohnt es sich, dieses faszinierende Epos mit seinen vielen interessanten Protagonisten zu Ende zu lesen. Leider versprach der Inhalt des Auftaktbandes "Der Ring" etwas mehr, als das Finale hält. Schade, trotz konstant hoher Spannung, hat eine wirklich exzellent gestartete Reihe zum Ende nachgelassen.
Henri Loevenbruck, Blanvalet
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