Der Beginn in eisiger Kälte
Menschen, Elfen, Zentauren, Dämonen, Dunkelalben und viele andere Gestalten mehr - Bernhard Hennens Welt der Elfen ist vielfältig und weitläufig, eine Schöpfung, in welcher man sich sein Leben lang aufhalten und immer noch neue Facetten entdecken könnte. Wie geschaffen für eine große Saga...
Es herrscht tiefster Winter in Fjordland, als die Bestie auftaucht. Ein schier unbesiegbares Wesen mit dem Kopf eines Ebers und dem Körper eines Menschen. Mandred, der Jarl von Firnstayn, einem kleinen Ort hoch im Norden, macht sich mit seinen besten Jägern auf die Suche nach dem Untier, welches auf brutale Weise sinnlos zu töten scheint. Er will es töten, um Gefahr von seinem Dorf abzuwenden - doch schnell wird die Jagdgesellschaft zu den Gejagten. Der Eber bringt ein Mitglied nach dem anderen zur Strecke, bis schließlich nur Mandred schwer verletzt übrig bleibt. Er kann sich mit letzter Kraft bis zum Steinkreis schleppen, einem Ort, der eigentlich gemieden wird ob der unheimlichen Geschichten von einem Fluch, der auf ihm liegen soll. Dort verlassen ihn alle Kräfte und er glaubt zu sterben, als er in eine tiefe Ohnmacht fällt.
Die Elfenjagd
Doch Mandred wacht wieder auf, wenn auch nicht dort, wo er eigentlich sein sollte. Er ist durch ein Tor aus Albenpfaden, einem Albenstern, ins Land der Elfen getreten. Von seinen Wunden geheilt tritt er vor die Elfenkönigin Emerelle, um Hilfe bei der Jagd auf den ‚Manneber‘ zu fordern. Überraschenderweise gewährt Emerelle dem Menschen diesen Wunsch: Seit langer Zeit beruft sie die erste Elfenjagd ein. Eine Jagdgesellschaft wird zusammengestellt, unter ihnen auch Farodin und Nuramon, zwei Elfen, die ein gemeinsames Schicksal und eine gemeinsame Liebe bindet. Die ungleiche Truppe begibt sich zurück ins Fjordland. Doch nichts kommt so, wie sie es erwarten.
Die List
Der ‚Manneber‘ stellt sich als mächtigeres und tückischeres Wesen heraus, als selbst Emerelle es geglaubt hat. Mandred, Farodin und Nuramon entkommen ihm nur knapp, doch sie werden von dem dämonischen Wesen in einer Eishöhle eingeschlossen und durch Zauber in der Zeit versetzt. Als sie aus der Höhle treten, sind viele Jahre vergangen. Und das unheimliche Wesen hat die Zeit genutzt, um Ereignisse in Gang zu setzen, die nach seinem Willen in der Vernichtung der Elfen enden sollen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei die große Liebe Nuramons und Farodins, Noroelle. Sie wird durch eine Täuschung des Dämons zu einem großen Verrat gezwungen und somit zum Ausgangspunkt einer langen Odysee der beiden ungleichen Elfen, welche sich nun entscheiden müssen: wollen sie das Elfenreich retten oder ihre einzige Liebe? Mandred beschließt, seine treuen Gefährten zu begleiten und so beginnt eine Reise durch Räume und Zeiten, zu einem überraschenden Ende.
Der erste Band
";Die Elfen"; von Bernhard Hennen ist der erste Band einer bis dato dreiteiligen Reihe über die Welt der Elfen. Anders als gewohnt ist er jedoch nicht der Ausgangspunkt, sondern die Klammer der übrigen Bände. Die Zeitreisen der Helden schaffen hier den Rahmen einer Geschichte, die voller unvollendeter Fäden ist, welche in den folgenden Bänden weitergesponnen werden. Dennoch überzeugt die Geschichte als geschlossenes Ganzes. Hier wird eine Welt entworfen, deren Vielfältigkeit stimmig und glaubwürdig ist, deren Entwürfe nicht sklavisch Tolkien‘sche Vorgaben kopieren, Bilder und Mythen aus vielen weiteren Quellen verschmelzen hier vielmehr zu einem eigenständigen Universum. Man findet Elemente orientalischer Kultur ebenso wie griechisch-römische Einflüsse, nordische Sagen und keltische Einflüsse.
Ein sagenhaftes Durcheinander? Keinesfalls. Die Elemente fließen harmonisch ineinander, der Rahmen der vom Autor geschaffenen Welt bindet sie konsequent zusammen. Hennens Elfenwelt ist eigentlich die zerbrochene Welt der Alben, einem Volk mächtiger und magisch begabter ‚Schöpfer‘, deren Kinder sowohl die Elfen als auch Zentauren, Trolle und viele weitere Wesen sind. In deren Krieg mit Dämonen zerbrach die Welt in drei Teile: das Land der Elfen und anderer Albenkinder, die Welt der Menschen und die ‚zerbrochene Welt‘, ein verwüsteter Kriegsschauplatz, zwischen deren einzelnen Inseln es nur Dunkelheit und Kälte gibt. Verbunden wird alles durch magische Pfade, die goldenen Albenpfade, an deren Kreuzungen es Tore in die jeweils anderen Welten gibt. Diese sind nur durch Anwendung von Magie zu durchschreiten und bergen große Gefahr, der Unkundige kann hier leicht Zeitsprünge verursachen oder im Nichts zwischen den Pfaden enden. Dieses Raum- und Zeitkonzept ermöglicht natürlich endlose Anschluss-Optionen, welche Hennen sehr gut sowohl innerhalb des Romans wie auch in den folgenden Bänden nutzt.
Wie schon in seinen älteren Romanen, man vergleiche beispielsweise ";Rabensturm";, sind Bernhard Hennens Helden hier keine Lichtgestalten oder Erlöserfiguren. Jede Figur trägt an ihrer eigenen Geschichte und an ihren Fehlern. Selbst die Elfenkönigin ist nicht die wahrhaftige und makellose Gestalt, die man landläufig erwartet. Das Streben nach Machterhalt, Herrschaft und Intrigen sind ihr nicht unbekannt. Die Stärke Hennens sind wieder einmal die glaubwürdigen Motive seiner Figuren, ihre psychologische Stimmigkeit. Aus solchen starken und nachvollziehbaren Charakteren entstehen dann die ebenso starken Handlungsstränge dieses Buchs. Er versteht es wie kaum ein anderer, das Interesse des Lesers über 900 Seiten zu binden und stets neu zu entfachen. Längen oder auch nur langweilige Stellen sucht man vergebens. Seine Wendungen der Geschichte sind größtenteils wirklich überraschend, und als Meister der unerwarteten Romanenden kann er sowieso schon längst gelten.
Ob Brutalität, Schönheit, Landschaften, Schlachten oder Kampfszenen, Hennen findet immer eine passende Sprache. Er entwirft die Kleidung der Elfenkönigin bis ins Detail mit funkelnden Adjektiven und gleichwertig an anderer Stelle die blutige Grausamkeit des Mannebers. Er entwickelt eine ausgefeilte Vorstellungsgabe bei den unterschiedlichen Landschaften dieses Albenuniversums ebenso wie in der Beschreibung der Innenwelten der Charaktere. Das letzte Wort hier soll dann auch Nuramon gehören: ";Diese Welt würde niemals aufhören, ihn zu faszinieren.";
Bernhard Hennen, Heyne
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