Dunkle Schwestern
- Kbv
- Erschienen: Januar 2006
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Kalt und hölzern wirkende Figuren
Die Geschichte beginnt an einem heißen Sommertag auf dem Parkplatz einer Autobahnraststätte in der Eifel. Vater Frederik plant mit seinen Kindern Tess, Bobby und Natscha einen Sonntagsausflug. Bevor es richtig losgehen kann, muß er nur noch schnell zum Geldautomaten und lässt die Kinder solange im Auto zurück. Als der Vater nach einer halben Stunde noch nicht zurück ist, machen sich die Kinder Sorgen und beginnen mit der Suche. Doch vergebens; keiner hat den Vater mehr gesehen, nachdem er am Geldautomat war.
Die Kinder beratschlagen, was zu tun ist. Sollen sie zur Polizei gehen? Was passiert dann mit ihnen? Ihre Mutter starb vor drei Jahren bei einem Autounfall, weitere Verwandte haben sie nicht. Kommen sie in ein Heim? Werden sie voneinander getrennt, wenn der Vater nicht mehr auftaucht? Tess, die schon mal Autofahren geübt hat, bringt ihre Geschwister mit Mühe und viel Schweiß zunächst einmal nach Hause zurück. Man redet sich ein, daß der Vater vielleicht schon zuhause wartet, auch wenn man selber nicht daran glaubt. Doch der bleibt verschwunden.
Man entscheidet schließlich, am nächsten Tag zur Polizei zu gehen. Doch zuvor braucht man noch eine ";Oma";, die sich um sie kümmert. Die ideale Besetzung dafür ist Valeska Schneider, eine ältere Nachbarin. Und die willigt natürlich auch sofort ein, das Spiel mitzuspielen.
Dem Leser wird derweil mehrmals ein Blick auf Frederik gegönnt. Dieser findet sich, nachdem er zu sich kommt, frierend und mit Kopfschmerzen in einem karg eingerichteten Raum wieder. Mehrere Tage vergehen ereignislos. Ohne Nahrung und ohne Wasser bleibt er eingesperrt. Durch das vergitterte Fenster fängt er mit der Hand den Regen auf, um nicht zu verdursten. Erst nach mehreren Tagen taucht eine schwarz gekleidete Frau auf, die sich merkwürdig benimmt. Und für Frederik bleibt es ein Rätsel, was sie von ihm will.
Psycho und Hexenmagie
Die Kinder bleiben für den Leser lange Zeit alterslose Wesen. Erst relativ spät erfährt man, daß Tess 15, Bobby 14 und Natascha 6 Jahre alt sind. Und das Verhalten dieser Kinder ist es, was zunächst negativ auffällt. So rational und kalt wie hier dargestellt verhalten sich keine pubertierenden und 6-jährigen Kinder. Keine Spur von Verzweiflung, weil der Vater verschwunden und man nun völlig alleine ist. Nein, der Frau vom Jugendamt, die sich ein Bild von den Verhältnissen machen will, wird eine Komödie vorgespielt, wie sie Erwachsene nicht besser hinkriegen würden. Die Schlagfertigkeit von Natscha ist für eine 6-jährige völlig unpassend. Das Leben wird völlig normal weitergeführt, als wäre nichts passiert. Man geht zur Schule und kümmert sich nebenbei noch um das Antiquitätengeschäft des Vaters. Um so überraschter war ich, als ich in der Biografie der Autorin entnahm, daß sie selber drei Kinder hat.
Dann kommt die Klischeefigur schlechthin ins Spiel: Theresa Kolling, selbstbewusst, lange rote Locken, Motorrad-Lederbekleidung, schwarze Cowboystiefel mit silbernen Spitzen und metallbeschlagenen Absätzen. Die junge Polizistin freundet sich schon bei ihrem ersten Besuch mit den Kindern an und spielt stundenlang mit ihnen Karten. Überraschendes tritt schließlich zutage, als die Polizistin mit ";Oma"; Valeska zusammentrifft.
Nun erkennt man, welche Gegner man hat und versucht mit übersinnlichen und magischen Fähigkeiten den Vater zu retten.
Gegen Ende kommt zumindest ein wenig Spannung auf und die Autorin schafft es, gelegentlich überraschende Wendungen einzubauen und den Schluß nicht völlig geradlinig verlaufen zu lassen. Ein wenig Hexenmagie, ein bißchen Psycho, ein unheimliches Haus. Doch viel vermag dies bei den hölzernen Figuren an dem gar nicht mal so schlecht inszenierten Plot nicht mehr zu retten.
Erika Kroell, Kbv
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