Die Jäger des roten Mondes
- Moewig
- Erschienen: Januar 1981
- 4
Kampfgefährten der Extreme
Abenteurer Dane Marsh liegt faul mitten im Pazifik auf seinem Segler, mit dem er einen Rekord im Einhandsegeln aufstellen will. Er traut seinen Augen kaum, als ein riesiges metallisches Gebilde auf dem Wasser landet. Bevor er handeln kann, schwinden ihm die Sinne. Er wird wach, als pelzige, löwenähnliche Wesen an seinem Kehlkopf hantieren. Die Forscherin Rianna erklärt ihm in einem Käfig, dass Sklavenjäger sie gefangen haben. Dane gibt der wunderschönen Dallith wieder Lebensmut und sie ihm Halt. Als Empathin kann sie nur mit Gleichen überleben. Die Sklavenhändler stellen eine Falle auf, um die Qualität ihrer Ware zu prüfen. Dane sieht eine Chance und zettelt einen Aufstand an, bei dem sie einen Wächter töten können. Sie erfahren, von allen anderen Mitgefangenen abgesondert, dass ihre Wächter Besonderes mit ihnen vorhaben. Sie verkaufen sie an die Jäger, die ständig Sklaven für die "Große Jagd" brauchen. Mit dabei ist Aratak, der große graue Saurier, stark und voller Philosophie und Weisheiten in jeder Situation. Der zweite Wächter, der von ihnen überrumpelt worden war, Cliff, kann seine Ehre nur wieder herstellen, wenn er auf dem roten Mond gegen die Jäger kämpft. Wer dort überlebt, wird mit Reichtümern ehrenvoll in die Freiheit entlassen. Doch wer sind diese seltsamen starken und flinken Wesen?
Schnelle tiefsinnige Unterhaltung
Marion Zimmer Bradley schrieb diesen Science-Fiction-Roman 1973. Er ist damit ein Klassiker. Bestimmte Ideen technischer Entwicklungen muten uns heute etwas veraltet an. Dass Erdenmenschen von Außerirdischen entführt werden, ist in vielen späteren Büchern und Filmen aufgegriffen worden. Die Story liest sich rasant und tiefsinnig zugleich. Marion Zimmer Bradley hat sich auch hier wie in ihren berühmten Darkover-Romanen zur Aufgabe gemacht, die Interaktionen, Gedanken und Gefühle von Wesen unterschiedlicher Herkunft und Lebensformen zu beleuchten. Doch geht es hier nicht um den zu meisternden Alltag oder Diplomatie, sondern von Anfang an um ein gemeinsames Handeln in extremen Situationen. Das schweißt völlig unterschiedliche Spezies von Anfang an zusammen. Konflikte können sie sich nicht leisten, wenn sie gegen die Jäger bestehen wollen. Auch zu ihrem ehemaligen Wächter baut sich eine Freundschaft auf.
In einem Buch mit nur 236 Seiten schafft Zimmer Bradley eine inhaltliche Fülle und Dynamik wie andere Autoren auf tausend Seiten nicht. Die Charaktere der Kampfgefährten beschreibt sie lebendig, erschafft eine völlig fremde Umwelt, die dennoch vorstellbar ist und gibt dabei der Handlung Raum. Die Autorin verwendet auch in diesem Roman eine flüssige, abwechslungsreiche Sprache, die leicht zu lesen ist. An den entscheidenden Stellen geht dem Leser die Geschichte unter die Haut.
Bei allem Lob gibt es ein Manko, das leider auch nicht durch den zweiten Band "Die Flüchtlinge des roten Mondes" behoben wird. Rianna verschwindet verletzt in der Ruinenstadt, während die Jäger sie verfolgen. Am nächsten Morgen erscheint sie ausgeruht und geheilt wieder. Sie erzählt von geheimnisvollen Wesen im Untergrund. Doch so einfach passt das nicht in das Buch, weil zu viele Fragen offen bleiben und die literarische Funktion dieses Ausflugs nicht klar wird. Rianna merkt mehrmals an, dass sie als Forscherin gern dorthin zurückkehren würde. Das geschieht aber nicht. Vielleicht hatte die Autorin noch einen dritten Band im Kopf, den sie leider nicht realisiert hat. Das Rätsel um die Jäger können die Helden am Schluss lösen, doch im Dunkeln bleibt, wieso sie überhaupt die Große Jagd zelebrieren.
Ein empfehlenswertes anspruchsvolles Buch für zwischendurch. Wer wissen möchte, wie es mit den Kampfgefährten und Freunden weiter geht, liest die "Flüchtlinge des roten Mondes" - Survivors, der passendere englische Titel - gleich hinterher.
Marion Zimmer Bradley, Moewig
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