Die Geheimnisse von Hill House
- Goldmann
- Erschienen: September 2024
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Ein blasser Spuk, dem es an Spannung und Atmosphäre mangelt
Holly Sherwin arbeitet an ihrem Theaterstück „Hexennacht“, das endlich ihren Durchbruch als Autorin bringen soll. Gemeinsam mit ihrer Partnerin Nisa, dem Sound-Designer Stevie und der Schauspielerin Amanda verbringt sie Zeit, um an dem Skript zu feilen. Als sich die Möglichkeit ergibt, ein altes, abgelegenes Haus zu mieten, scheinen die Voraussetzungen für intensive gemeinsame Proben perfekt. Doch schon bald beginnen sich seltsame Dinge in Hill House zu ereignen. Könnten die Warnungen der Vermieterin am Ende doch berechtigt sein?
Hill House ist nicht gleich Hill House!
Nein, dieser Roman hat keine Verbindung zu Shirley Jacksons gefeiertem Klassiker „Spuk in Hill House“, der inzwischen auch erfolgreich von Netflix adaptiert wurde. Ebenso wenig erreicht „Die Geheimnisse von Hill House“ die literarischen Qualitäten von Jacksons Werk - auch wenn die US-amerikanische Autorin Elizabeth Hand bereits mit dem renommierten Shirley Jackson Award ausgezeichnet wurde.
Dabei klingt die Prämisse vielversprechend und weckt zu Beginn auch meine Neugier. Das Aufeinandertreffen der Hauptfiguren gerät anfangs noch recht schwungvoll und unterhaltsam. Gespannt verfolge ich, wie Nisa und Holly versuchen, Hill House für ihr Vorhaben zu gewinnen. Vor allem Holly ist von der Location begeistert und erhofft sich entsprechende Verbesserungen ihrer Arbeit. Doch Seite um Seite vergeht ohne wirkliche Spannungsmomente und meine anfängliche Zuversicht schwindet allmählich. Elizabeth Hand lässt ihre Figuren Gedankenkreise ziehen und uns so immer wieder durch zähe Abschnitte lesen. Gruselige Momente? Mysteriöse Vorkommnisse? Gar echter Spuk? Fehlanzeige! Es gibt lediglich müde Andeutungen: ein schwarzer Hase mit roten Augen hier, eine exzentrische Nachbarin dort, ein plötzlicher Windstoß… wir müssen uns mit reichlich dezentem Schauer begnügen.
Obwohl Nisa, Holly, Stevie und Amanda eng in Hill House zusammenleben, bleiben ihre Figuren uninteressant und blass. Auch drei weitere Frauen – darunter die Vermieterin und die Haushälterin – fügen der Handlung kaum Tiefe oder Schärfe hinzu. Das Miteinander der Figuren bleibt mehr ein Nebeneinander. Nur wenige Szenen verleihen den Charakteren echte Konturen, schärfen die individuelle Motivation und die Beziehung zueinander.
Im letzten Drittel des Buches nimmt die Geschichte dann endlich Fahrt auf und es wird deutlich packender. Es gelingt Elizabeth Hand, die Atmosphäre des Hauses besser einzufangen und die Handlungselemente rund um das Theaterstück, die Figuren und die Ereignisse stimmiger zu verweben. Doch trotz mehr Dramatik bleiben originelle Ideen oder das wirkungsvolle Aufwärmen bekannter Genre-Motive auch hier aus. So bleibe ich doch eher enttäuscht und ein wenig ratlos zurück. Denn die Geheimnisse von Hill House sind auch am Ende wenig greifbar.
Fazit:
Leider entpuppt sich „Die Geheimnisse von Hill House“ nicht als die erhoffte packende Spukhausgeschichte oder zumindest als atmosphärischer Schauerroman. Zu lange dauert es, bis uns die Ereignisse ein wenig mitreißen können. Wer also auf einen packenden Besuch in Hill House hofft, sollte sich doch eher Shirley Jacksons Original zuwenden.
Elizabeth Hand, Goldmann
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