Die letzte Heldin
- Heyne
- Erschienen: Juni 2024
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Der spannende Aufbau fesselt bis zum rasanten Finale.
Das Volk der Majoda zu vernichten – das ist die einzige Aufgabe, die man als Mensch haben sollte, bis zum letzten Atemzug. So jedenfalls heißt es auf der Raumstation Gaia, Heimat der letzten Menschen, die sich der Rache des durch die Majoda zerstörten Planeten Erde verschrieben haben. Von klein auf werden die Bewohnenden der Raumstation darauf gedrillt, für die eine Sache zu kämpfen. So auch Kyr – bis sie erfährt, dass sie dazu bestimmt ist, Kinder zu gebären.
„Wir haben nicht vergessen. Wir werden nicht vergeben. Die Kinder der Erde leben. Und solange wir leben, soll der Feind uns fürchten.“
Dabei hat Kyr ein Leben lang trainiert, um die Beste zu sein. Nur ihr Bruder Mags kann sie noch übertreffen. Kyr rechnet fest damit, in den Kampf ziehen zu dürfen. Schließlich gibt es nichts Ehrenwerteres – und nichts Schändlicheres, als zu desertieren, so wie es ihre ältere Schwester einst tat. Daher ist es für Kyr ein Schock, als sie der Krippe zugeteilt wird. Die Frauen hier sind Gebärmaschinen, sollen den Fortbestand der Menschheit sichern, die auf einen kläglichen Rest zusammengeschrumpft ist. Dennoch will sich Kyr fügen – bis sie erfährt, dass Mags einem Selbstmordkommando beigetreten ist.
Kyr beschließt, ihrem Bruder zu folgen. Gemeinsam mit dem Alien Yiso, ein Gefangener Gaias, sowie dem Außenseiter Avi begibt sie sich auf die Suche – und setzt dabei Ereignisse in Gang, die zum endgültigen Untergang der Menschen führen könnte. Allein das Kind der Weisheit – gelenkt von der Weisheit, einer Technologie der Majoda – hat das Schicksal der Völker in den Händen. Doch wird es reichen, das Kind der Weisheit umzubringen? Oder macht dies alles noch Schlimmer? Und wem kann Kyr wirklich vertrauen ..?
Unsympathische Charaktere und nicht enden wollende Kriege
Bevor ich auf den Inhalt eingehe, muss ich doch mal am Anfang fragen: Warum sind die Cover der meisten SciFi-Bücher nicht schön gestaltet? Oftmals sind diese äußerst klinisch und sehr auf futuristisch gemacht, ohne, dass es am Ende hochwertig genug aussieht, um ansprechend zu sein. Leider hätte ich zu diesem Buch in der Buchhandlung auch nicht gegriffen – und dadurch eine durchdachte, spannende Story verpasst.
Erzählt wird aus der Sicht von Kyr, die anfangs überhaupt nicht sympathisch erscheint. Sie ist folgsam, streng und rücksichtslos. Ihr Herz gehört Gaia, allerhöchstens noch ihrem Bruder. Mehr lässt ihr Horizont nicht zu. Nur widerwillig beginnt sie zu hinterfragen, doch das ist ein langer Prozess. Das Leben auf Gaia wird glaubhaft dargestellt, wenngleich mehr hätte über die Entbehrungen erzählt werden können. Die Flucht aus der Raumstation verändert schließlich Kyrs Sicht, löst aber auch eine Katastrophe aus, die die Geschichte nochmal um 180 Grad dreht.
Den ganzen Prozessen zu folgen ist nicht einfach. Der Schreibstil der Autorin ist eher als sprunghaft zu bezeichnen und ich könnte nicht behaupten, alles Geschehene verstanden zu haben. Das ist wohl auch der größte Kritikpunkt – schließlich geht dadurch ein großer Teil der Geschichte verloren. Auch die Beziehung zwischen den Menschen und der Majoda wird abseits von Hass und Verrat nicht näher erläutert, sodass man das Gefühl hat, viel an der Oberfläche zu dümpeln. Als Einstieg in die SciFi-Literatur ist dieses Buch daher nicht geeignet. Wer jedoch spannende Science-Fiction sucht, die auch noch queere Themen beinhaltet, ist hier genau richtig.
Fazit:
Es ist sicher kein einfach zu lesendes Buch. Doch der spannende Aufbau der Geschichte fesselt, bis man schließlich zu einem rasanten Finale kommt.
Emily Tesh, Heyne
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