Verborgene Fabelwesen der Meere - Die zweite sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt
- arsEdition
- Erschienen: September 2024
- 3
Sich einfach mal umhauen lassen
Nach seiner erfolgreichen Letho-Expedition wollte sich der Mythozoologe Konstantin O. Boldt eigentlich der Erforschung und Bewahrung der Fabelwesen in seinem Refugium widmen. Doch als sich Berichte über Angriffe von Meereskreaturen häufen, wird er von Otto von Bismarck zu einer weiteren Expedition gedrängt. Zusammen mit seiner Kollegin, der Dracologin Johanna Scheuchzer, schließt sich Boldt der Operation Bathys auf der Nautilus an, um mit einem Team aus einem Ozeanografen, einem Hochseejäger, einer Kartografin und anderen Experten den aggressivem Verhalten der Meeresbewohner auf den Grund zu gehen.
Was nicht alles unter der Wasseroberfläche lauert
Auch die Fortsetzung von „Fast verschwundene Fabelwesen“ lässt das Herz eines jeden Fabelwesen-Enthusiasten höherschlagen. Dieses Mal geht es in die Tiefen des Ozeans, wobei wir natürlich auf die klassischen Bewohner wie Nixen, den Riesenkraken oder gewaltige Seeschlangen treffen. Aber auch auf eher unbekanntere Vertreter wie den Ziphius oder die Serra dürfen wir uns gespannt sein. Ganz besonders gefreut habe ich mich darüber, dass die Operation Bathys auch auf Geisterschiffe und wandernde Totenseelen trifft. So bekommt man einen umfassenden Einblick in die nautische Sagenwelt, sogar versunkene Städte werden bei der Expedition gesichtet. Fans von allem Fantastischen, das mit dem Meer zu tun hat, werden also begeistert sein.
Im Vergleich zum Vorgänger scheint die Geschichte um die Expedition an sich ein wenig mehr Gewicht zu bekommen. Wo wir im ersten Band noch Schlag auf Schlag mit neuen Fabelwesen konfrontiert wurden, geht es hier etwas langsamer voran. Dafür rückt die spannende Handlung mehr in den Vordergrund und Boldts Tagebucheinträge werden im Vergleich zu den anderen abgebildeten Dokumenten, Fotos und Illustrationen deutlich umfangreicher. Neben der Thematisierung von Boldts Forschungen finden besonders die Konflikte zwischen den einzelnen Expeditionsteilnehmern Erwähnung, und davon gibt es nicht zu wenige. Die Spannungskurve steigt deshalb im Verlauf immer weiter, bis es am Ende zu einem dramatischen Showdown kommt und wir erfahren, was es mit der zunehmenden Aggressivität der Meeresbewohner auf sich hat. Autor Florian Schäfer zeigt hier einmal mehr, dass man vermeintlich träge Reiseberichte mit einer ordentlichen Portion Spannung und skrupellosen wie gleichsam faszinierenden Charakteren versehen kann – das Ende hat es nämlich ganz schön in sich.
Mal wieder zum Dahinschmelzen
Die Aufmachung des Buches steht der des ersten Bandes in nichts nach. Illustratorin Elif Siebenpfeiffer ist wieder eine traumhafte Gestaltung gelungen. Ihre Zeichnungen fangen den historischen Charakter der Handlung wunderbar ein, die in dem Jahr 1865 angesiedelt ist. Insgesamt ist die grafische Gestaltung wieder umwerfend, sodass man auch nach der Lektüre immer wieder gern durch das Buch blättert und sich an der Aufmachung erfreut. Auch der kunstvolle Buchsatz von Vanessa Weuffel muss gelobt werden. In diesem Werk steckt wieder eine beeindruckende Menge Arbeit, von der Recherche, der sprachlichen Gestaltung über die Illustrationen bis hin zu dem Zusammenfügen aller Elemente. Respekt!
Weniger tiefgründig, dafür unterhaltsam
Einziger Wermutstropfen: Man hätte gern ein bisschen mehr Tiefe. Das ist bei diesem Konzept aber natürlich schwierig; da kann man nicht einfach mal noch 10 weitere Seiten zur Erforschung des Seeteufels oder der Ruinen der Calypso-Verwerfung füllen. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass hier vieles nur angeschnitten wird, auch was die Geschichte selbst angeht – manche im Grunde spannenden Entwicklungen kommen doch etwas zu kurz. Aber das ist kein großes Manko, denn immerhin handelt es sich hier um einen Bericht in Tagebuchform, und das wurde absolut stimmig umgesetzt.
Fazit:
Beim Konzept dieser Buchreihe stimmt einfach alles: das faszinierende Thema Fabelwesen, die Umsetzung als historisch anmutender Reise- und Forschungsbericht und die erstklassige Gestaltung. Man lernt eine ganze Menge, gleichzeitig wird man wunderbar unterhalten und in eine faszinierende historische Parallelwelt entführt. Am Ende wird erfreulicherweise angedeutet, dass dies nicht die letzte Expedition von Konstantin O. Boldt gewesen sein dürfte. Da hätte ich definitiv nichts dagegen.
Florian Schäfer, arsEdition
Deine Meinung zu »Verborgene Fabelwesen der Meere - Die zweite sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!