Gesichter der Furcht - Horrorkurzgeschichten von CreepyPastaPunch

Ich muss gestehen, ich kannte Youtuber Christoph Schmuck und seinen „Creepypastapunch“ bisher nicht. Auf seinem Kanal bereitet er mit seinem Videoformat bereits einem Millionenpublikum Gänsehaut. Ich aber lerne sein Talent nun in seinem ersten Buch kennen. In 15 Kurzgeschichten hält hier alptraumhafter Schrecken Einzug.

Von Schlafparalysen und fatalen Dates

Was, wenn du bewegungslos in deinem Bett verharren musst. Wissend, dass bei Dir im Raum ein schreckliches Wesen lauert und nach Deinem Leben trachtet? Gleich zum Auftakt dürfen wir in „Schlafparalyse“ diesem unheimlichen Szenario beiwohnen. Ein Date entwickelt sich anders als geplant und ein Job im Nationalpark wird zum Alptraum. In einer japanischen Messermanufaktur bereitet ein langjähriger Mitarbeiter seinem Chef schaurige Probleme. Und über den Wolken fühlt sich jemand während des Fluges seltsam beobachtet…

Christoph Schmuck mangelt es wahrlich nicht an Fantasie. Abwechslungs- und ideenreich präsentiert sich sein Debüt. Ob in der Luft, auf See, im eigenen Heim, am Arbeitsplatz, der Horror schlägt an verschiedenen Schauplätzen und in meist gewöhnlichen Umfeldern zu. Routiniert greift Christoph Schmuck dabei klassische Genre-Motive auf, verleiht den Geschichten aber stets seinen eigenen Charakter. Aus der Ich-Perspektive erzählt, wirken diese wie persönliche Erlebnisberichte. Sie führen uns entsprechend nah an die jeweilige erzählende Hauptfigur heran. Aber eine Verbindung untereinander haben die Geschichten nicht. Das ist anfangs etwas irritierend, denn auch durch den über alle Geschichten ähnlichen Stil wird kurz dieser Eindruck erweckt.

In moderner und einfacher, aber keineswegs einfallsloser Sprache punkten die Geschichten mit einer griffigen Dramaturgie. Schnell entfaltet sich die passende Mystery-Atmosphäre. Christoph Schmuck spielt geschickt mit unserer Erwartungshaltung, um diese aber durch eine raffinierte Wendung oder Auflösung wieder zu kassieren. „Heimweg“ ist in seiner Kürze und im Plot wunderbar auf den Punkt erzählt. Die längste Geschichte des Bandes „Feuerwache“ hingegen überrascht mit einem unerwarteten Twist. „Der späte Anruf“ ist in seiner so einfachen Konstruktion doch so wirkungsvoll umgesetzt. Nur vereinzelt verpuffen seine Geschichten etwas unspektakulär.

Natürlich darf hier kein besonderer Tiefgang erwartet werden und „Gesichter der Furcht“ erfindet das Genre wahrlich nicht neu. Aber Christoph Schmuck treibt in kompakter Form die Handlung voran und weiß, wie er geschickt Logik umschiffen muss, damit wir stets dem Ausgang der Erzählung entgegenfiebern. Dabei verliert er sich nicht in blutrünstigen, überinszenierten Szenen, sondern überlässt häufig uns das Kopfkino, um die Geschichte auszuschmücken oder weiterzuerzählen. Alle zartbesaiteten Leserinnen und Lesern wird das freuen. Dominik Jell jedenfalls hat zu jeder Geschichte eine stimmungsvolle Zeichnung im Manga-Stil erstellt, die uns zumindest ein wenig erste Impressionen liefert.

Fazit:

Fans von Christoph Schmuck müssen und werden hier sicherlich zugreifen. Allen anderen - vor allem auch jüngeren - Genre-Fans sei ebenfalls ein Blick in die „Gesichter der Furcht“ ans Herz gelegt. Denn die zwar wenig anspruchsvollen aber überaus kurzweiligen Geschichten bieten viel unterhaltsamen Horror für Zwischendurch. Die besondere Warnung auf dem Cover hätte es dabei allerdings nicht gebraucht. Denn Schlaf raubend ist hier kaum eine Erzählung. Dennoch, ich wäre bei einem weiteren Band wieder dabei.