Ingenium: Das erste Rätsel

Mike Brink erleidet bei einem Sportunfall eine traumatische Hirnverletzung. Seitdem hat er eine besondere Gabe, die es ihm ermöglicht in kürzester Zeit selbst komplexeste Rätsel und Codes zu lösen. Jess Price ist des Mordes beschuldigt. Seit ihrer Inhaftierung in einem New Yorker Gefängnis hat sie kein Wort mehr gesprochen. Gefängnispsychologin Dr. Thessaly Moses bringt diese beiden Menschen zusammen und hofft so endlich das Schweigen und die bisherigen erfolglosen Therapieansätze zu durchbrechen. Dass sie aber einem Mysterium auf die Spur kommen soll, welches die ganze Menschheit betreffen wird, ahnt sie zu diesem Zeitpunkt nicht.

Ein besonderes Rätsel

Von Beginn an entfacht der Roman einen unglaublichen Sog. Denn Danielle Trussoni baut mit spärlichen Informationen und knappen Andeutungen um ihre drei Hauptfiguren schnell eine dichte Atmosphäre auf. Ungeduldig fiebern wir auf das erste Aufeinandertreffen im Gefängnis hin. Die verschlossene Jess Price erweckt keineswegs den Eindruck einer abgeklärten Killerin und der noch unsichere Mike Brink wird mit einem besonderen Rätsel konfrontiert. Dank einiger Abbildungen im Buch dürfen wir sogar ein Auge darauf werfen.

Langsam entfaltet Danielle Trussoni ihren fesselnden und facettenreichen Mix aus religiöser Mythologie, Historie, Zukunftstechnologie und packenden Thriller-Elementen, in den phantastische Elemente wunderbar eingeflochten sind. Natürlich wird man schnell an Dan Brown und seine Geschichten um Robert Langdon erinnert. Doch Trussoni entwirft ihren eigenständigen Plot. Der gestaltet sich trotzt zunehmender inhaltlicher Substanz, auch Dank überschaubarer weitere Figuren, außerordentlich kompakt. Handlungsstränge werden zugunsten von Spannung und Tempo verdichtet. Rückblicke verleihen Jess Price und Mike Brink mehr Tiefe. Was sich tatsächlich vor einigen Jahren zugetragen hat und wie Personen und Ereignisse verbunden sind, soll im weiteren Verlaufe enthüllt werden.

Ein besonderer Gegenspieler

Natürlich wird schnell klar, dass das mysteriöse, Jahrhunderte alte Rätsel nicht nur das Interesse von Mike Brink geweckt hat. Danielle Trussoni stellt einen ungewöhnlichen Gegenspieler auf, der aber trotz seiner außerordentlichen Machtposition zu konturlos gerät und dessen Verankerung in hoch technologischem Umfeld zudem teils überzogen wirkt. Hier verliert der Roman gelegentlich seine besondere Intensität.

Doch mit packenden Wendungen verleiht Trussoni der Geschichte immer wieder Drive. Es beginnt ein existentieller Wettlauf um die Zeit. Wir nehmen mehr und mehr Abstand von Wissenschaft und Logik, das Übernatürliche erhält deutlich mehr Gewicht und wird auch das dramatische Finale bestimmen, auf das Trussoni die immer stärker verbundenen Jess Price und Mike Brink konsequent zusteuert.

Fazit:

Der fesselnde Mystery-Thriller von Danielle Trussoni ist ein wahrer Page-Turner. Netflix & Co. dürfen hier gerne übernehmen. Derweil können wir uns schonmal auf den zweiten Band mit Mike Brink freuen. „Invictum: Das zweite Rätsel“ erscheint im September 2024.