Der Spurenfinder

Elos von Bergen wollte seinen Job eigentlich an den Nagel hängen. Für den Spurenfinder ist jetzt Schluss mit Detektivarbeit und der Jagd nach Mördern, Entführern und anderen finsteren Gestalten. Um den Gefahren seiner ehemaligen Tätigkeit aus dem Weg zu gehen, lässt sich Elos mit seinen Zwillingen Ada und Naru in dem verschlafenen Kaff Friedhofen nieder. Doch dummerweise geschieht in dem Dorf, in dem bisher nie irgendetwas passiert ist, ein Mord. Elos sieht sich gezwungen, den Spuren nachzugehen, nicht zuletzt wegen seiner Kinder, die ganz begeistert davon sind, endlich etwas in Friedhofen zu erleben.

Kraftloser Fantasy-Krimi

Eine Mischung aus Fantasy und Krimi klingt zunächst nach einem unterhaltsamen Genremix. Steht dann auch noch der Name des Erfinders der Känguru-Chroniken Marc-Uwe Kling auf dem Cover, kann das Experiment doch nur gelingen! Unterstützt wurde Kling dieses Mal sogar von seinen Töchtern Johanna und Luise und dem Illustrator Bernd Kissel, der die Fantasy-Welt und ihren Bewohnern gekonnt Leben einhaucht. Wer nun aber eine originelle Fantasy-Welt mit Witz, Twists und einer ungewöhnlichen Krimihandlung erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt.

Krimis sind ja von Natur aus recht gleichförmig angelegt: Verbrechen, Spurensuche, Aufklärung. Doch in diesem Fall gerät ausgerechnet der Aspekt „Spurensuche“ zu einem reizlosen Unterfangen. Die Spuren haben sich schön aufgereiht und werden eine nach der anderen abgearbeitet. Auch bei den Verdächtigen gibt es nicht etwa mehrere Leute, die den Mord begangen haben könnten. Es gibt stattdessen immer nur einen Verdächtigen. Kann dieser sich aus der Sache herausreden, erscheint plötzlich ein anderer auf der Liste. Ist diese Spur erkaltet, entdecken Elos und die Zwillinge die nächste und gehen dieser nach. Für Leser gibt es da keinerlei Anreiz auch nur ein kleines Stückchen mitzurätseln. Stattdessen lehnt man sich zurück und beobachtet die Figuren dabei, wie sie sich bemühen, die Leser zu unterhalten.

Nervensägen als Ermittler

Leider ist gerade das Ermittlerteam ein Grund, warum das Buch zur Geduldsprobe verkommt. Selbst neben der stereotypen Dorfgemeinschaft von Friedhofen, die eigentlich jeden dahergelaufenen Phlegmatiker als strahlenden Helden erscheinen lassen würde, können Elos und die Zwillinge nicht glänzen. Im Gegenteil, selten habe ich so nervige Kinder wie Ada und Naru erlebt. Ihre ständigen witzig gemeinten Streitereien sind so unlustig, dass ich irgendwann dazu übergegangen bin, diese Seiten (!) zu überspringen und erst dann weiterzulesen, wenn mit der Handlung fortgefahren wird. Zwischendrin gelingt Elos zwar ab und zu ein Glanzstück, doch leider ist der infantile Charakter des Buches zu penetrant. Der „Humor“ ist definitiv nichts für jeden. Das alles hat neben einer sehr simplen Krimi-Handlung und einem dumpfen Fantasy-Setting bei mir für bodenlose Enttäuschung gesorgt. Die Auflösung am Ende ist zwar ganz nett, reicht aber als Rettungsseil aus dem lähmenden Griff der Langweile nicht aus.

Fazit:

Würde nicht Marc-Uwe Kling auf dem Cover stehen, ich hätte niemals gedacht, dass dieses Buch von ihm ist. Vielleicht liegt es an dem Einfluss der Töchter, dass das Buch doch eher etwas für jüngere Leser ist. Fans sollten deshalb ihre Erwartungshaltung zügeln und sich auf einen schlichten Fantasy-Krimi mit ungelenkem Humor einstellen.