Ein praktischer Ratgeber zur Eroberung der Welt (Die Belagerung 3)

Felix ist Robur und arbeitet als Übersetzer und Diplomat am Königshof der Echmen. Eines Tages muss er erfahren, dass die Hauptstadt der Robur nach langer Belagerung dem Erdboden gleichgemacht wurde und er der letzte noch lebende Staatsangehörige seines Heimatlandes ist – was seine sichere Stellung bei den Echmen von einem Tag auf den anderen ruiniert. Zum Glück haben die Echmen aber gerade die Königstochter der Hus als Geisel genommen, mit der sich Felix kurzerhand verbündet und flieht. Zusammen schmieden sie einen irrwitzigen Plan, der Völker vereinigt, Prophezeiungen erfüllt und eine ganze Welt erobern … könnte?

Ein bisschen Wumms hat noch gefehlt

Der lang erwartete letzte Teil von K. J. Parkers Belagerungstrilogie ist endlich da! Wieder begleiten wir einen Ich-Erzähler, der von einem Schlamassel ins nächste stolpert und die Probleme auf seine ganz eigene Art und Weise löst, bis er sich schließlich als Held etablieren kann. Felix gelingt es sogar, die verzwickte Handlung um die Belagerung der Robur-Hauptstadt zu einem Ende zu führen. Ein Glück, denn ehrlicherweise muss man zugeben, dass sich das repetitive Erzählkonzept so langsam aber sicher abgenutzt hat.

Natürlich erzählt Felix gewohnt witzig und einfallsreich seine Geschichte und wieder ist er jemand, der sich in Ausschweifungen ergeht, die im zweiten Band bei Notker bereits so manchen Lesern einige Nerven gekostet haben. Wo sich im ersten Teil mutmaßliches Gerede am Ende als wichtige Information entpuppt hat, bleibt es hier tatsächlich einfach unnötig. Die Krankheiten, an denen Band 2 bereits gelitten hat, wüten somit leider auch im dritten Band. Auch hier wird zwar wieder eine unterhaltsame und wendungsreiche Geschichte erzählt, doch so konzentriert und klug und vor allem überraschend wie im Auftakt der Reihe gelingt das nicht.

Herrliches Gezanke zwischen listigen Strategen

Dennoch bietet K. J. Parkers „Ratgeber“ immer noch tolle Fantasy, die vieles erfrischend anders macht. Die Dialoge und Situationskomik gespickt mit gewitzter Religionskritik sind ganz klar das Highlight. Von diesen Szenen hätte ich mir gerne mehr gewünscht und stattdessen auf die vielen Zusammenfassungen und Hintergrundgeschichten verzichtet, die einfach nicht so ziehen, wie die clever konstruierten Konfrontationen zwischen den Figuren. Die Verbindung zu den beiden ersten Teilen wird schnell hergestellt und in der folgenden Handlung auch stimmig weitergeführt, trotzdem lässt sich dieser Band unabhängig von den ersten beiden lesen.

Die Lektüre ist zwar manchmal etwas mühsam, trotzdem bleibt man am Ball, denn als Kenner von K. J. Parkers Werken ahnt man natürlich, dass das Ende wieder mit einem Paukenschlag aufwarten wird. Und tatsächlich fragt man sich am Schluss: Wer hat hier eigentlich wen erobert?

Fazit:

Das große Finale der Belagerungstrilogie leidet zwar an denselben Schwächen wie sein Vorgänger, jedoch führt er die komplexe Geschichte um die Hauptstadt und das Schicksal der Robur zu einem überzeugenden Ende. Obwohl mitunter etwas schwerfällig, zeigt sich einmal mehr, wie unvergleichlich K. J. Parkers Schelmenromane sind.