Iron Widow (1) - Rache im Herzen
- Penhaligon
- Erschienen: Juli 2023
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Ein Buch wie ein Vulkan!
Zetian will Rache für ihre Schwester! Sie schafft das Undenkbare – schreibt dabei aber gleichzeitig die gesellschaftliche Ordnung neu. Zetian scheint die einzige Hoffnung der Armee im Kampf gegen die Hunduns zu sein – wenn es da nicht die vielen Männer gäbe, die eine starke Frau fürchten. Und Männer, die Angst haben, gehen zum Angriff über …
„Aber ich setze kein Vertrauen in die Liebe. Liebe kann mich nicht retten. Ich wähle die Rache.“
In Zetians Welt ist das Leben nicht leicht: Gewaltige Wesen aus Geistmetall, die Hunduns, überrennen das Land, nur aufgehalten durch eine große Mauer und die Chrysaliden, Maschinen, die von Piloten der Armee gesteuert und durch deren Qis mit Energie versorgt werden. Doch viel weniger leicht ist das Leben für Frauen: Deren Wert liegt darin, für die Familie zu sorgen und Kinder zu gebären. Besonders viel Geld bringen die Töchter einer Familie aber ein, wenn sie für die Armee verpflichtet werden und bei ihrem Tod eine Ausgleichszahlung an die Familie fällig wird – und ihr Tod ist gewiss.
Denn in jedem Chrysalis sitzt nicht nur der Pilot, sondern auch eine Konkubinen-Pilotin, die ihn zusätzlich mit Qi versorgt. Frauen gelten allgemein als das schwächere Geschlecht, weshalb die Pilotinnen schnell vom Geistdruck des Piloten überwältigt werden und schließlich sterben. Nur wenige überleben mehr als einen Einsatz, und noch weniger überleben für mehrere Jahre – die Eisernen Witwen.
Wu Zetian möchte auch der Armee beitreten – jedoch nicht, um ihrem Land zu dienen, sondern um ihre Schwester zu rächen, die von ihrem Piloten geschändet und getötet wurde. Zetian sinnt auf Rache und schafft dies auf spektakuläre Weise – wenn auch anders, als sie es sich vorgenommen hat. Seitdem weiß sie: Frauen sind nicht schwächer als die Männer, sondern werden von der Gesellschaft klein gehalten. Es wird Zeit, auszubrechen und den Frauen endlich ihre Rechte zu verschaffen, auf die sie viel zu lange warten mussten.
Gesellschaftskritisch und laut
Xiran Jay Zhaos Welt findet in den sozialen Medien statt und wurde darüber weltweit bekannt. Als nicht-binäre Person bevorzugt xier neutrale Pronomen („xier“ steht zum Beispiel für „er“ oder „sie“ bei binären Pronomen). Wer jetzt aber die Befürchtung hat, dass man sich auch im Buch an diese Pronomen gewöhnen muss: nein, dier Autor*in geht einen anderen Weg, nicht jedoch ohne laut xies Stimme zu erheben und gesellschaftskritisch gegen patriarchalisches Gedankengut zu protestieren.
Zhao bedient sich mitunter der chinesischen Kultur, etwa dem Füßebinden der Mädchen, das bis zum 20. Jahrhundert Brauch war. Diese spannenden Elemente werden eingebaut in eine Geschichte, die mit zunehmenden Seiten immer lauter wird. Es fließt viel Wut, Frustration und Unverständnis mit ein. Wie kann es noch immer sein, dass Frauen weltweit als schwächer oder weniger wert angesehen werden? Die Parallelen des Romans zur Wirklichkeit sind offensichtlich.
So vermischen sich Gesellschaftskritik, Dystopie, Mystik und Fantasy zu einer spannenden, einzigartigen Story. Zetians Leben wandelt sich zusehends, auch wenn sie sich immer wieder beweisen muss. Ihre Wut auf das Patriarchat lässt sie wiederholt ausbrechen, irgendwann scheint sie sich aber selbst zu vergessen und trifft kaltherzige Entscheidungen. Ab da verliert mich dier Autor*in: Zetian wird irgendwann nicht mehr richtig greifbar, sondern steigert sich immer weiter in ihre Mission hinein, die Welt vom Patriarchat zu befreien. Das geht im Vergleich zum Rest der Handlung zu schnell. Während Zetian gedanklich die Befreiung der Frau sieht, steht der Krieg der Armee gegen die Hunduns viel zu lange auf der Stelle. Daher kommt das Finale dann auch urplötzlich, und die Verbindung zum sicher kommenden zweiten Band ist nicht so ganz klar.
Fazit:
Ein Buch, das ausbricht wie ein Vulkan! Das Setting, das gesellschaftliche System und Zetians Rache bilden ein Gesamtkonzept, das anfangs funktioniert. Viel zu schnell hat sich der Vulkan aber wieder beruhigt, sodass die Geschichte dem Ausbruch nicht mehr gerecht werden kann.
Xiran Jay Zhao, Penhaligon
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