Minen der Macht (2): Der Formbrecher

Diese Überschrift passt so unglaublich gut zu „Minen der Macht“ wie der Glühwein zum Weihnachtsmarkt. Fünf wunderbare Autoren haben sich zusammengeschlossen, um Anfang des Jahres 2023 ein wirklich tolles Buch auf den Markt zu spülen. Hinzu kamen fünf Protagonisten, die eine so bezaubernd unperfekte Truppe bildeten, dass ich mich riesig auf Band 2 gefreut habe. Und was soll ich sagen, die Fünf haben auf ganzer Linie abgeliefert.

Seltsame Todesursache

Während der Winter Grubenstedt in seinen eisigen Klauen gefangen hält, wird ein hochrangiger Gast einer ausländischen Delegation auf brutale Art und Weise ermordet. Für sich genommen reichen ein verstümmeltes Gesicht und ein Magen voller Käfer vollkommen aus, um den gewieften Hauptmann der Schlammwache vor ein gewaltiges Problem zu stellen. Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass das Mordopfer unter dem Schutz Nasiimas Familie stand. Nun drohen der Familie Feehlenwerk ein herber Gesichtsverlust und tödliche Vergeltung. Zusammen mit seiner Base Nasiima versucht Gunter deshalb den Mord zu vertuschen, um hinter den Kulissen das brutale Rätsel zu lösen.

Alle Vorrausetzungen scheinen erfüllt, die Truppe aus Band 1 zu reaktivieren, um gemeinsam die Straßen Grubenstedts wieder ein Stück sicherer zu machen und die Ehre der Feehlenwerks wiederherzustellen.

Chapeau!

Ich möchte an dieser Stelle nicht zu tief in die hervorragend skizzierten Protagonisten einsteigen, die das Herzstück dieses Romans bilden. Ich bin nämlich so frech und verweise insoweit auf die Rezension zum ersten Band. Nur so viel sei gesagt: Die Charaktere machen in ihrer Entwicklung und in ihrem Verhalten genau da weiter, wo sie aufgehört haben.

Wenn der brillante und willensstarke Gunter, der ängstliche und pedantische Wirt des Gasthauses „Zur Knospe“, die rotzfreche und pragmatische Kröte, der übermutige und hilfsbereite Aschling Rami und die elitäre Nasiima aufeinander treffen, entsteht ein so herrliches Chaos an Gedanken und Dialogen, die den Lachmuskel durchgehend stimulieren und den Leser in eine Wohlfühlatmosphäre einlullen. Das Ganze wirkt trotz der schwer verdaulichen Thematik, welche die Szenerie umschließt, zu keinem Zeitpunkt fehl am Platz. Genau wie Woulf seinen legendären Bierbraten punktgenau serviert, liefern uns die Autoren eine perfekt abgestimmte Geschichte, abgeschmeckt mit genau der richtigen Prise Humor, Charakterzeichnung, Atmosphäre und Spannung. Dabei muss man festhalten, dass die Handlung gar nicht so viel Handlung hergibt. Bricht man es herunter, erleben wir einen Leichenfund, der in anschließender Ermittlungsarbeit mündet. Daraufhin kommt unsere Truppe dem Verdächtigen gefährlich nahe und der Leser findet sich geschwind in einem spannenden Finale wieder. Klingt auf den ersten Blick wahrlich nicht nach einem imposanten Fantasyblockbuster. Doch nicht weniger als genau das verbirgt sich auf den knapp 450 Seiten Absolut gelungene und empfehlenswerte Fantasy, made in Germany.

Fazit:

Band 2 übertrumpft den bereits als hervorragend eingestuften 1. Band und überzeugt auf allen Ebenen. Grubenstedts außergewöhnliche Truppe feiert ihr Wiedersehen und begibt sich auf die Jagd nach dem ultimativen Bösen. Kopfkino par excellence. Dementsprechend ist es mir ein Anliegen, diesen Beitrag mit folgenden Worten zu beenden: Lest und genießt!