Die Bibliothek des Wahnsinns - Seltsame Bücher, skurrile Manuskripte und andere literarische Kuriositäten
- Knesebeck
- Erschienen: August 2023
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Dem Wahnsinn schaut man gerne über die Schulter
Edward Brooke-Hitching liebt das Außergewöhnliche in Kunst und Kultur. Das hat er bereits mit seinem „Atlas des Teufels“, dem „Atlas der erfundenen Orte“ und dem „Atlas des Himmels“ gezeigt. Nun widmet sich der bekannte Autor in seiner „Bibliothek des Wahnsinns“ den Merkwürdigkeiten in der Welt der Bücher. Der Band ist ein Sammelsurium an absonderlichen Texten, skurrilen Buchformen und spannenden Anekdoten, in dem absolut jeder, der einen Blick hineinwirft, eine persönliche Lieblingskuriosität finden wird!
Blut, Haare, Haut – fertig ist ein Buch!
Das Buch ist für jeden etwas, der sich für Literatur und die etwas verrückteren Ausprägungen derselben interessiert. Manchmal ist es der Inhalt, manchmal das Material und manchmal sind es die äußeren Umstände, die ein Buch zu einem skurrilen Werk machen. Bücher, die in menschliche Haut gebunden und mit Blut geschrieben wurden dürfen für den makaber Interessierten natürlich nicht fehlen, ebenso wie Zauberbücher und Dämonenverzeichnisse für den Hobby-Okkultisten. Auch die Anfänge der Wissenschaft bieten mit ihren unbeholfenen Versuchen, die Welt zu erklären, genauso viel Irrsinn wie die kleinsten und größten Bücher der Welt. Besonders interessant sind die Bücher, die gar keine sind: So z. B. die Jacke einer Insassin einer geschlossenen Abteilung um 1900, die verdrehte Sprüche in die Innenseite ihrer Jacke stickte, um sie auf der Haut zu tragen.
Jahrhunderte von literarischer Extravaganz in einem Band
Bei der Menge an Seltsamkeiten musste der Autor selbstverständlich eine Auswahl der Werke treffen, auf die er in seinem Text genauer eingeht. Manche Bücher und ihre Geschichten werden in mehreren Absätzen besprochen, andere bekommen nur ein paar Zeilen gewidmet. Will man also tiefer einsteigen, muss man selbstständig weiterrecherchieren. Das Buch ist deshalb vielmehr als Katalog literarischer Absonderlichkeiten zu verstehen, der einen tollen ersten Eindruck von den kulturellen Schätzen dieser Welt gibt.
Dennoch finden sich zu manchen besprochenen Kuriositäten leider keine Abbildungen, andere bekommen zwar ein Bild, dafür finden sich Informationen dazu nur in der Bildunterschrift. Das ist zwar schade, verstärkt aber nur den Eindruck, in einem buchgewordenen Archiv zu stecken, das bis zur Decke hin vollbepackt ist mit interessanten Fundstücken, über die man beim Durchwühlen zufällig stolpert. Auf ein bisschen Wirrwarr muss man sich deshalb einstellen, dafür wird man mit spannenden Einblicken belohnt, die das Herz eines jeden Bücherliebhabers höherschlagen lassen. Das liegt auch an der großartigen Übersetzung von Lutz W. Wolf, der einen unterhaltsamen und zugleich informativen Ton getroffen hat. Trotzdem sei gesagt, dass die Titel mancher fremdsprachiger Werke oder Zitate häufig nicht übersetzt wurden. Des Englischen sollte man deshalb mächtig sein und Kenntnisse des Französischen und Lateinischen wären auch von Vorteil.
Und selbst wenn man keine Zeit oder Muse hat, sich durch den (wirklich interessanten) Text von Edward Brooke-Hitching zu lesen, den entschädigen die tollen Bilder, denn jedes Foto und jede Illustration bekommt den Platz, den es oder sie braucht. Ein rundum gelungenes Sammelsurium!
Fazit:
Dieses Buch ist eine Fundgrube für alle bibliophilen Fans verrückter Geschichten. Dank Edward Brooke-Hitchings beeindruckender Arbeit macht das Schmökern richtig Spaß! Und was ist nun meine persönliche Lieblingskuriosität? Das echte Testament Jesu, das klarstellt, dass Jesus mit 106 Jahren und kahlköpfig im japanischen Shingō gestorben ist und dort begraben wurde, weil in Wahrheit sein unbekannter Bruder am Kreuz starb, dessen Ohr Jesus als Andenken mitnahm. Das „wahre Grab Jesu“ kann man übrigens heute noch besichtigen. Man lernt doch nie aus!
Edward Brooke-Hitching, Knesebeck
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