Die Weltenbaum-Saga 1 - Das Original
- Piper
- Erschienen: Januar 2006
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Klassische High-Fantasy mit tollen Ideen, die etwas mehr Tiefgang haben dürfte
Sara Douglass ";Die Weltenbaum-Saga 1- Das Original"; wurde hier als deutsche Übersetzung in einem Format vorgelegt, die dem Auftakt der ";Axis Trilogy"; entspricht. Die deutschen Einzelbände ";Die Sternenbraut"; und ";Sternströmers Lied"; wurden, wie beim ersten Originalband ";Battleaxe";, zu einem Buch vereinigt.
Diese inzwischen sehr umfangreiche Fantasy-Reihe der australischen Schriftstellerin hat viele Fans begeistern können und wird häufig zu den High-Fantasy Klassikern gezählt.
Achar – eine baumloses Land
Der ursprüngliche Kontinent Tecendor beheimatete verschiedenartige Völker, die friedlich nebeneinander lebten, bis sich unter den Menschen die Artor-Religion unter der Führung der Bruderschaft des Seneschalls durchsetzte.
In den Axtkriegen haben die Soldaten des Seneschalls, die Axtschwinger, die Volksangehörigen der Awaren und Icharier vernichtend geschlagen und die Überlebenden hinter die Grenzberge vertrieben. Im Land Achar wurden nahezu alle Bäume gefällt, da sie fortan als Hort der Dämonen und des Bösen angesehen wurden. Nur wenige Waldstücke, denen die Menschen besonders unheilvolle Kräfte nachsagten, blieben verschont. Die zu den Eisdachalpen und in das Schattenland vertriebenen Völker werden nur noch als die Unaussprechlichen bezeichnet, jedes Kind lernt sie als grausame, magische Wesen kennen und fürchten.
Verfeindete Brüder am Hofe des Königs
Der mächtigste Fürst Achars, der Herzog von Ichtar, war mit Rivkah, der Schwester des Königs Priam, verheiratet, sie gebar ihm den Sohn Bornheld. Als der Fürst für einige Monate in den Krieg zog, wurde sie von einem Unbekannten schwanger. Die Herzogin verstarb angeblich bei der Geburt und ihr Bastard-Sohn Axis kam in die Obhut des Bruderführers des Seneschalls. Jayme erzog Axis streng nach der Glaubenslehre und ernannte ihn zum Oberbefehlshaber der Axtschwinger, zum Axtführer. Bornheld trat sein Erbe als Herzog von Ichtar an und wurde der Befehlshaber der königlichen Streitkräfte.
Als Schreckensmeldungen über tödliche Attacken unheimlicher Kreaturen auf Soldaten und Bewohner der nördlichen Grenzgebiete den Hof erreichen, suchen die politischen und geistigen Führer Achars mit ihren obersten Militäroffizieren verzweifelt nach einer Möglichkeit, den übernatürlichen Feind zu bekämpfen. Herzog Bornheld soll Truppen in den Norden führen, während sein verhasster Halbbruder Axis nach Informationen über diese Bedrohung forschen soll. Im Wald der schweigenden Frau findet Axis Wächter, die ihm eine Schrift mit einer uralten Prophezeiung übergeben, die nur er zu lesen vermag.
Die Prophezeiung
Diese Prophezeiung sagt die drohende Vernichtung durch den Zerstörer voraus und kündigt die Ankunft des Sternenmannes an, der der Liebe entsagen muss, um nicht von seinem hasserfülltem Bruder umgebracht zu werden. Darüber hinaus mahnt sie, dass die drei verfeindeten Völker zusammen kämpfen müssen, um den Gegner endgültig zu besiegen.
Die Axtschwinger werden von der jungen Faraday und ihrer Mutter begleitet, die gerade auf Wunsch ihres Vaters mit Bornhelm verlobt wurde. Ein schwerwiegender Konflikt bahnt sich an, denn Axis und Faraday kommen sich näher, wohl wissend, dass die Prophezeiung ein verhängnisvolles Schicksal für ihre Liebe und die Völker Tenecdors bereit hält.
Die letzten Zeilen der Prophezeiung:
Aber selbst mit der Macht in den Händen
Wird Dein (Sternenmann) Weg niemals gefahrlos sein.
Ein Verräter des eigenen Lagers
Wird sich wider Dich verschwören.
Verdränge den Schmerz der Liebsten,
Nur so entgehst Du dem Tod.
Hass heisst die Waffe des Zerstörers.
Doch hüte Dich, es ihm gleich zu tun.
Denn Vergebung ist der einzige Weg,
Tecendors Seele zu retten.
Ethische und religiöse Fehden führen in die vernichtende Katastrophe
Sara Douglass hat für ihre Geschichte keine neuartige, aber gut konstruierte Basis mit guten Ideen und einem mystischen Hintergrund entwickelt. Konträre Weltanschauungen stehen sich gegenüber, die Religion des Seneschall, die Ähnlichkeiten zum Christentum zur Zeit der Kreuzzüge (Axtschwinger) aufweist, der Glaube der Awaren, der ein wenig an den der keltischen Naturgottheiten erinnert und der polytheistische Götterglaube der Ikarier. Kernstück dieser Geschichte ist die Prophezeiung, deren letzte Zeilen andeuten, worum es eigentlich geht: bis aufs Blut verfeindete Parteien müssen sich versöhnen, um der eigenen Vernichtung durch den Zerstörer zu entgehen. Dafür müssen sich die Menschen Achars auf etwas einlassen, was sie zutiefst verabscheuen, die Magie.
Das Land Achar wird von Menschen dominiert, die an Artor als den einzigen Gott glauben und streng nach den Gesetzen der Bruderschaft des Seneschalls, die im ";Buch von Feld und Furche"; verankert sind, leben. Die Awaren und Ikarier glauben dagegen an verschiedene Gottheiten und an magische Rituale. Sehr interessant werden nicht nur die verschiedenen Völker und ihre Lebensweisen beschrieben, sondern auch die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen ihnen, die nach und nach offen gelegt werden. Seelenverwandtschaften und mystische Beziehungen entwickeln sich, die bereits andeuten, dass die Menschen mehr Verbindung zu den magischen Elementen haben, als sie selbst wahrhaben wollen. Mit der Prophezeiung kehrt die Magie nach Achar zurück.
Helden, Freunde und Feinde
An schillernden Helden, mutigen Frauen, hartnäckigen Widersachern, magischen Wesen und grässlichen Kreaturen fehlt es in ";Die Weltenbaum-Saga"; nicht. Der Axtherr des Seneschalls, Axis ist, trotz seines Mutes und seiner Kampfkraft, ein eher tragischer Held. Den Dämonen, die ihn zunächst im Schlaf verfolgen, steht er später auf dem Schlachtfeld gegenüber. Der Leser durchlebt mit Axis nicht nur Traumata und eine unglückliche Liebe, sondern auch die Suche nach seiner Identität, die bis zum Schluss spannend und voller überraschender Wendungen ist. Teilweise fällt es schwer, Axis' plötzlichen Gesinnungswandel nachzuvollziehen.
Was bei Axis manchmal negativ auffällt, ist bei der weiblichen Hauptfigur Faraday deutlicher ausgeprägt. Sie wird als die nach der Lehre des Seneschalls erzogene Tochter eines einflussreichen Fürsten vorgestellt, die sich problemlos dem Heiratsarrangement ihres Vaters fügt. Die selbe Faraday braucht später lediglich einem Schweinehirten zu begegnen, um ihre fundamentalsten Überzeugungen über Bord zu werfen und sich bedingungslos den Anforderungen der Prophezeiung zu stellen. Faraday ist durchaus ein interessanter und ausbaufähiger Charakter, allerdings ist ihre Entwicklung im ersten Band so nicht glaubwürdig. Eine intensivere Beschreibung des persönlichen Entwicklungsprozesses, hätte beiden Charakteren mehr Tiefgang verliehen. Die nicht menschlichen Charaktere Ramu, Sternenströmer und die Wächter, wirken charakterlich vollständiger, entwickeln sich allerdings auch nicht wesentlich.
Die allmächtige Prophezeiung kontrolliert das Geschehen
Eine Prophezeiung wird in vielen klassischen Fantasy-Romanen als Grundlage für die Handlung eingesetzt. Ihre Aussagen sind normalerweise nicht eindeutig sind und können unterschiedlich interpretiert werden. Der besondere Reiz besteht darin, mitzuerleben, wie Handlung und Personen sich aus Sicht dieser Vorhersagen entwickeln. Einige Aussagen werden erst verständlich, nachdem die Entwicklung der Geschichte zu einem bestimmten Punkt fortgeschritten ist, andere muss man vielleicht ganz neu interpretieren. In ";Die Weltenbaum-Saga"; bestimmt die Prophezeiung, was in der Geschichte passiert und wie die Personen handeln. In den noch folgenden Bänden mag es vielleicht mehr Überraschungen geben, dieser erste Band im bietet, was Spekulationen und Deutungen, Handlungsfreiheit und Reaktionen der Personen angeht, wenig Spielraum. Was in der Prophezeiung steht, passiert und dadurch geht der Geschichte einiges an Faszination verloren.
Insgesamt ist ";Die Weltenbaum-Saga-Das Original"; ein unterhaltsamer Auftakt zu einer umfangreichen Fantasy-Reihe der australischen Autorin. Gute Ideen mit einem interessanten Hintergrund wurden zu solider, eher leichter Fantasy-Kost verarbeitet. Die Handlung wird stets voran getrieben und bleibt dadurch kontinuierlich auf einem hohem Spannungslevel, manchmal auf Kosten des Tiefgangs. Leider wirkt die deutsche Übersetzung an einigen Stellen extrem holprig. Eine Fortsetzung dieser Reihe würde ich lieber in der Originalsprache lesen, denn der teilweise sehr schwacher Sprachstil trübt das Lesevergnügen doch erheblich.
Sara Douglass, Piper
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