Der Herr des Wüstenplaneten (2)
- Heyne
- Erschienen: Februar 2019
- 3
Spannender, kurzer Attentatsthriller
Dieser Band erzählt vom Ende der Herrschaft Paul Muad'dibs. Die rückwärts gewandten oder negativen Aspekte der Geschichte überwiegen. Und wo sich die Dinge mal nach vorne entwickeln, scheint es sich um eine schier endlose Abfolge von Anschlägen auf das Leben des Herrschers Muad'dib zu handeln. Das mag ja spannend sein, endet aber traurig.
So verwundert es auch nicht, dass dieser Band bei den Lesern weniger gut ankam. Vor allem das pessimistische Ende fand ich zum Beispiel kaum akzeptabel. Aber es ist ein Naturgesetz, dass das Alte weichen muss, damit das Junge gedeihen kann. Ich sehe daher diesen Band als Übergang zu "Die Kinder des Wüstenplaneten", der ein Riesenerfolg wurde.
Wenn es etwas definitiv Positives über diesen Band zu sagen gibt, so dies, dass er mit 300 Seiten der mit weitem Abstand kürzeste des gesamten Zyklus ist - und dies gilt auch für die Prequel-Trilogie von Herberts Sohn Brian.
Mehrere Anschläge auf Pauls Leben
Seit den Ereignissen, die in "Der Wüstenplanet" erzählt wurden, sind zwölf Jahre vergangen - so verrät es uns der zusammenfassende "Prolog". Man schreibt das Jahr 10209. Die gottähnliche Position, die Paul Muad'dib in den Augen seiner Anhänger, der Fremen, einnimmt, hat dazu geführt, dass seine Jünger zu einem Djihad, einem Heiligen Krieg, aufgerufen haben und die Worte ihres Propheten mit Feuer und Schwert in der Galaxis verbreiten wollen. In einer der ersten Szenen lernt der gedungene Attentäter Scytale einen dieser Veteranen kennen. Farok erzählt von den fremden Welten, so etwa von einer Wasserwelt.
Die bislang dominierenden Kräfte des Imperiums sind ihrer Macht beraubt, und der Planet Arrakis ist zu einem neuen Mekka der Milchstraße geworden, das jeder Gläubige einmal in seinem Leben besucht haben muss. Pharisäertum und Heuchelei machen sind inzwischen breit. Natürlich ruft die allumfassende Machtfülle, über die Paul gebietet, etliche Neider auf den Plan. Die alten Herren sammeln sich, gehen einen Pakt ein und beschließen, den neuen Imperator und die ihnen aufgezwungene Religion zu vernichten. Sie dingen den Attentäter Scytale, einen Tleilaxu-Gestaltwandler und Hermaphroditen.
Mehrere Anschläge auf Pauls Leben können vereitelt werden, aber unter die Pilgerscharen, die über viele Lichtjahre hinweg nach Arrakis kommen, mischen sich immer mehr Meuchelmörder und manipulierte Zeitbomben in Menschengestalt. Eine davon ist der Ghola Hayt, die aus den Zellen eines toten Freundes von Paul, Duncan Idaho, erzeugte Nachbildung eines Menschen. Hayt soll auf ein Codewort hin den Herrscher töten, wird jedoch von der Identität seines Vorgängers beherrscht, der den Atreides loyal ergeben ist, und führt seinen Auftrag nicht aus.
Schließlich hat doch noch ein Attentat Erfolg; Paul verliert sein Augenlicht. Als seine Nebenfrau Chani, ein Fremenmädchen, bei der Geburt von Zwillingen stirbt, übergibt er die Macht an seine Schwester Alia. Er selbst zieht als geschlagener Mann in die Wüste hinaus, da er nicht mehr länger mit ansehen kann, wie in seinem Namen Mord und Tod in der Galaxis verbreitet werden.
Jede Szene ist routiniert und effektvoll aufgebaut
Wie schon eingangs zusammengefasst, ist die Stimmung in diesem Band rückwärtsgewandt. Falls doch Pläne geschmiedet werden, dienen sie der Vernichtung. Selbst Paul dankt ab, und eine Ära endet.
Einziger Lichtblick ist die arme Chani, Muad'dibs Fremen-Geliebte, also nicht seine Frau. Doch mit Chani lebt er in der Nähe der Wüste, in einem Sietch. Jahrelang ist Chani das Opfer einer Verschörung, die dazu dient, sie keine Kinder von Paul empfangen zu lassen. Sie bekommt Kontrazeptiva ins Essen gemischt.
Daher ist es umso erstaunlicher, dass sie schließlich Zwillinge zur Welt bringt, die im nächsten DUNE-Buch die Handlung tragen und schließlich den Sieg über die Feinde Arrakis und über Alia erringen.
Die Vorbereitung von Attentaten zu verfolgen, mag durchaus spannend zu lesen sein. Jede Szene ist wie im 1. Band routiniert und effektvoll aufgebaut, wobei das Resultat wieder zur nächsten führt. Die Handlungsstränge wechseln einander ab und sind dadurch miteinander verflochten.
Kurzum: "Der Herr des Wüstenplaneten" ist durchaus flott zu lesen. Nur darf man nicht den Fehler machen, das Gleiche zu erwarten, das Frank Herbert im Startband aufgeboten hat. Sonst wäre die Enttäuschung gewiss.
Wie in allen DUNE-Bänden finden sich zu jedem Kapitel vorangestellte Motti und Textauszüge von fiktiven Büchern und Gruppen. Liest man sie am Ende des jeweiligen Kapitels statt am Anfang, merkt man, dass sie dem Leser entweder einen Kommentar zum Text oder einen Hinweis zu dessen Deutung liefern.
Kein Band der neuesten Ausgabe außer dem ersten ist durch Landkarten ergänzt, die die südliche und die nördliche Hemisphäre des Planeten Arrakis zeigen. Diese Karte findet sich in "Der Wüstenplanet" auf den Seiten 856/857. In den Prequel-Bänden "Die Wüstenplanet-Chroniken" ist die Karte auf den vorderen Seiten abgedruckt. Um jedoch die vielfältigen Verwandtschaftsverhältnisse zu durchschauen, sollte man die Stammtafeln konsultieren, die sich nur im 1. Band des Zyklus finden.
Frank Herbert, Heyne
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