Die Prinzessinnen (1) - Fünf gegen die Finsternis

  • Cross Cult
  • Erschienen: April 2023
  • 5
Die Prinzessinnen (1) - Fünf gegen die Finsternis
Die Prinzessinnen (1) - Fünf gegen die Finsternis
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Lisa Reim-Benke
20°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMai 2023

Schlimm

Prinzessin Narvila wird entführt, doch Rettung naht in Form von vier Söldnerinnen, die sich „Die Prinzessinnen“ nennen: Mef, Decanra, Aiby, Cinn. Kurzentschlossen lässt Narvila ihr altes Leben zurück und schließt sich der Truppe an. Zusammen schlachten sie Monster ab, verhauen Männer und feiern ihre Unabhängigkeit. Fertig.

Top Vorbilder diese Prinzessinnen

Die Frauen saufen, vögeln, fluchen, klopfen sexistische Sprüche, verhalten sich übergriffig und bezeichnen Männer grundsätzlich als „Ficker“ – das muss diese Emanzipation sein, von der immer alle reden. Schon interessant, dass es gerade in der Fantasy oft als „feministisch“ gilt, wenn Frauen sich daneben benehmen und eigentlich wie die schlimmsten Männerfiguren geschrieben werden. Wenn in der vorliegenden Geschichte die Rollen vertauscht wären, wäre der Aufschrei wieder groß. So aber können die Frauen ihre Stärke unter Beweis stellen, wenn sie auf „Ficker“ treffen, die allesamt entweder ihre Finger nicht bei sich behalten können, dumme Sprüche von sich geben oder gewalttätig werden. In dieser merkwürdigen Welt wollen sich die Prinzessinnen natürlich nicht ihrem Schicksal fügen. Schließlich sind Dinge wie Verantwortung zu übernehmen, Kleider zu tragen oder sich zu binden – an einen Mann oder eine Aufgabe, ganz egal – gleichbedeutend damit, ein Opfer zu sein.

Hinzu kommt, dass die Prinzessinnen nicht nur ein fragwürdiges Bild abgeben, sondern zudem leider nichts weiter sind als Schablonen auf zwei Beinen. Die vier Kriegerinnen sind zu Beginn kaum voneinander zu unterscheiden, erst später begreift man, wer hier welche Rolle übernehmen soll – und die besteht hauptsächlich darin, einen einzigen Charakterzug darzustellen. Ganz schlimm ist es bei Protagonistin Narvila. Man lernt sie nie richtig kennen, und vor allem versteht man einfach nicht, wie sie auf die Idee kommt, sich den problematischen Söldnerinnen anzuschließen. In einem einzigen Satz wird behauptet, dass sie keinen Bock darauf hätte, ständig entführt oder zwangsverheiratet zu werden. Von Ängsten, Sorgen und inneren Konflikten fehlt jedoch jede Spur. Später wird immerhin noch in einem Satz abgefrühstückt, dass sie ihr Zuhause vermisst; damit sollte das mit der Tiefgründigkeit aber auch erledigt sein. Irgendwann schafft sie es sogar, eine Waffe zu schwingen und einen verschüchterten Bengel zu verführen, und fertig ist die Charakterentwicklung. Wahnsinn.

Ein erzählerischer Clou ist sicherlich auch die strikte Verweigerung des Prinzips „Show, don’t tell“. Wieso den Lesern etwas zeigen, wenn man es auch einfach nacherzählen kann? Motivationen von Figuren kann man schließlich auch in einem Satz zusammenfassen. Ausschweifend wird man dann in Rückblenden, in denen die Hintergrundgeschichte der jeweiligen Prinzessin erläutert wird. Das wird tatsächlich gebraucht, denn ansonsten gibt es schlicht und ergreifend nichts zu erzählen. Narvila und ihre Kolleginnen treffen auf Monster, schlachten diese ab, hauen einen coolen Spruch raus, Mef beglückt irgendeine Schankmaid, weiter geht es zum nächsten Monster, dann wird noch ein Mann vermöbelt, anschließend gesoffen, wieder kommt ein Monster, noch ein grapschender Mann und so geht es munter weiter. Runtererzählt ohne jeglichen Charme, Witz oder Einfallsreichtum. Der Schreibstil ist dazu noch unerträglich hölzern, besonders die Kampfszenen strotzen vor Trivialität. Sehr ungeschickt, denn daraus besteht das Buch schließlich in großem Maße. Wer sich dennoch an dieses Werk heranwagen möchte, sollte erst einmal reinlesen und sich vorsichtig vorantasten. Wen nach vier Seiten bereits die Lust verlässt (ja, hier hätte ich eigentlich schon gerne die Lektüre abgebrochen), kann es mit „Die schwarze Schar“ von Nicholas Eames versuchen. Thematisch ähnlich, nur viel besser.

Fazit:

Merke: Männer müssen nicht zu Vollidioten degradiert werden, um Frauen gut dastehen zu lassen, und Frauen müssen nicht dem Klischee des derben Machos entsprechen, um „stark“ zu sein. Und merke außerdem: Ein ausgefeilter Schreibstil sollte kein Luxus sein. Mehr gibt es nicht zu sagen.

Die Prinzessinnen (1) - Fünf gegen die Finsternis

Christian Endres, Cross Cult

Die Prinzessinnen (1) - Fünf gegen die Finsternis

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