Dune - Der Wüstenplanet (1)
- Heyne
- Erschienen: August 2021
- 12
Bester SF-Roman aller Zeiten!
Arrakis? Der Wüstenplanet. Ein lebensfeindlicher Planet, auf dem der Tod ständig und überall gegenwärtig ist. Gewaltige Sandstürme, die in der Lage sind, Metall wie Butter zu zerschneiden und einem Menschen das Fleisch von den Knochen zu blasen, peitschen über seine Oberfläche.
Unter dem Sand der Wüste leben die Shai-Hulud, riesige Sandwürmer von enormer Länge (in der Wüste wurden Exemplare von über 400 Meter gesichtet), die alles verschlingen, was sich ihnen in den Weg stellt. Der größte Teil des arrakisischen Sandes soll von den Sandwürmern erzeugt worden sein, weshalb man sie auch "Den Alten Mann der Wüste" nennt.
Das größte Manko des Planeten ist jedoch der Mangel an Wasser. Es gibt nicht eine einzige sichtbare Quelle, geschweige denn, einen Fluß oder gar einen See. Wasser ist auf Arrakis so kostbar, daß selbst das vergießen von Tränen als Verschwendung von Körperflüssigkeit gilt. Und doch leben auf Arrakis mehr als fünf Millionen Menschen. Ein Großteil von ihnen gehört zum Volk der Fremen - die Ureinwohner Arrakis, die außerhalb der Städte, am Rande der großen Wüste leben. Man weiß nicht sehr viel über sie. Die meisten Informationen resultieren aus Legenden oder sind reine Spekulation.
"Der Glanz kommt aus den Städten, die Weisheit jedoch aus der Wüste"! ( So sehen es die Fremen und leben streng nach ihren Sitten und Gebräuchen.)
Offizielle Herrscher über Arrakis sind jedoch die Harkonnens, die unter der Führung des grausamen Despoten "Baron Wladimir Harkonnen" das Volk des Wüstenplaneten seit mehr als achtzig Jahren unterjochen. Die Harkonnens selbst, ein ehrloses, niederträchtiges und barbarisches Volk, sind letztendlich nur an der Ausbeutung des Planeten interessiert. Grund dafür ist das "Gewürz", die Melange. Eine Pflanze die nur in den Dünenfeldern Arrakis gedeiht und zu den kostbarsten Gütern des gesamten Universums zählt. Das Gewürz kommt einer Droge gleich und verleiht den Menschen die Gabe, neben seiner altershemmenden Wirkung, in die Zukunft blicken zu können. Es bildet somit unter anderem die Grundlage für die interstellare Raumfahrt.
Die Flucht in die Wüste
Man schreibt das Jahr 10191, als Herzog Leto Atreides vom Kaiser (Imperator) dazu gezwungen wird, Arrakis zu übernehmen. Ein von Anfang an abgekartetes Spiel, über dessen politischen Hintergrund der Herzog sich längst bewußt ist.
Zwanzig Generationen herrschte das Haus der Atreides über das Lehen Caldan. Nur schweren Herzens tritt Herzog Atreides mit seinem fünfzehnjährigen Sohn Paul, dessen Mutter Jessica und seinen treuesten Gefährten, die Reise nach Arrakis an. Wissend, daß seine Todfeinde, die Harkonnens, ihm und seiner Familie nach dem Leben trachten. Mit gemischten Gefühlen erwartet man sein Eintreffen auf dem Wüstenplaneten. Die einen sehen in ihm den Erlöser, der das Volk von Arrakis endlich von der Unterdrückung der Harkonnens befreit, die anderen, die mit der Politik der Harkonnens Hand-in-Hand gehen, fühlen sich jedoch durch das Haus Atreides in ihrer Existenz bedroht. Herzog Atreides weiß, daß eine Allianz mit dem mißtrauischen Volk der Fremen unumgänglich ist, um ein Überleben für ihn und seine Familie auf Arrakis zu garantieren.
Entgegen den Harkonnens setzt Leto Atreides auf Diplomatie, und dadurch stehen die Chancen auf ein Bündnis mit den Fremen nicht schlecht. Sein Ziel ist es, die Harkonnens endgültig von Arrakis zu vertreiben und die Ausbeutung des Wüstenplaneten zu beenden. Er ahnt nicht, daß sich schon längst ein Verräter und Spion der Harkonnens innerhalb seines engsten Freundeskreises befindet. Nur knapp entgeht sein Sohn Paul einem heimtückischen Mordanschlag.
Nur Pauls Scharfsinn und seine erstklassige Ausbildung, retten dem Jungen schließlich das Leben. Schon länger bemerkt Paul Atreides, daß er sich auf sonderbare Weise mit dem Wüstenplaneten wie auch mit dem Volk der Fremen und ihren Sitten und Gebräuchen eng verbunden fühlt. Obwohl er nie zuvor Arrakis betreten hat, paßt er sich seiner neuen Umgebung schneller an als jeder andere seines Hauses. Nur seine Mutter Jessica spürt die Sensibilität ihres Sohnes für die neue Heimat und ahnt die Hintergründe dafür. Sie ist es auch, die zuerst einen Verräter in den eigenen Reihen vermutet. Herzog Atreides größter Fehler ist vielleicht seine unbewußte Ignoranz gegenüber dem Scharfsinn seiner Lebensgefährtin Jessica. Dabei ist sie die stärkste Kraft an seiner Seite, denn ihr Gespür für Verrat und Gefahr ist von solch einer Sensibilität geprägt wie auch ihr diplomatisches Geschick.
Eine einzigartige Frau, mit einer geheimnisvollen Vergangenheit und großen mystischen Fähigkeiten. Die Harkonnens wissen um die Loyalität, die innerhalb des Hauses Atreides gegenüber dem Herzog herrscht. Mit teuflischen Intrigen und der Hilfe des Verräters gelingt ihnen schließlich ein Überraschungsangriff. Das Haus der Atreides fällt, aber Paul und seiner Mutter gelingt die Flucht in die Wüste, wo er ihr, bevor sie auf die Fremen treffen, ein erschütterndes Geheimnis über ihrer beider Vergangenheit und Herkunft offenbart. Nun beginnt ein Abenteuer, wie ich es seit Tolkiens "Herr der Ringe" nicht mehr gelesen habe.
Politische Ränkespiele und Tyrannei
Frank Herbert veröffentlichte1955 seinen ersten Roman "The Dragon in the sea", bevor ihm 1965 der endgültige Durchbruch als Schriftsteller mit "Dune" gelang. Dies war der Auftakt zum erfolgreichsten SF-Zyklus der Literaturgeschichte. Die Grundidee für "Der Wüstenplanet" entstand übrigens, als Herbert 1953 in Oregon für einen Artikel recherchierte, der sich mit einem wissenschaftlichen Projekt zur Kontrolle von Sanddünen befaßte.
"Arrakis ist ein Ernteplanet. Er dient einer herrschenden Klasse, die auf ihm lebt, während sie eine große Masse von Halbsklaven unterdrückt". So läßt sich kurz und bündig die Situation auf Arrakis, verursacht durch die Harkonnens, darstellen.
Politische Ränkespiele, Ausbeutung, Tyrannei, Verrat und Machtgier. All diese dem Menschen nicht unbekannte Begriffe bestimmen in Herberts einzigartigen Epos auch den Alltag auf dieser Welt. Jedoch läßt der Autor auch Mystik, religiösen Fanatismus und Aberglaube in seine Geschichte einfließen.
Ein detaillierter Anhang
Ein monumentales Werk, dessen erster Band des sechsteiligen Zyklus zugleich auch der umfangreichste ist. Auf nicht weniger als 870 Seiten präsentiert sich dem Leser ein unvergleichliches SF-Abenteuer. Hervorzuheben ist auch der ausgezeichnete und detaillierte Anhang, der fast einhundert Seiten des Romans umfaßt.
Enthalten ist zum Beispiel eine Karte von Arrakis sowie zusätzliche kartographische Erläuterungen zur nördlichen Polarregion des Planeten. Ein hervorragendes Lexikon, das die zahlreichen, fremdsprachigen Begriffe verdeutlicht, fehlt ebenso wenig wie eine ausführliche Einführung in die Ökologie oder die Religion von Arrakis. Darüber hinaus findet man zusätzliche Informationen zu allen wichtigen Personen und Auszüge zur Geschichte der Hohen Häuser.
Der erste Band des Zyklus enthält die ersten drei Teile von Dune, die erstmals zwischen 1963 und 1965 als Serie in dem amerikanischen SF-Magazin "Analog" erschienen sind. Alle sechs Bände sind übrigens auch in einer liebevoll gestalteten Kassette erhältlich. Kompliment an den Heyne Verlag, der mit dieser vollständig überarbeiteten Neuausgabe ein wahres Schmuckstück in seinem Verlagsprogramm anbietet. Eine Hommage an den Autor Frank Herbert, der mit seiner grandiosen Geschichte für immer unvergessen bleiben wird.
Fazit
Spricht man von Jahrhundertliteratur, so zählt der Dune-Zyklus zweifellos dazu. "Der Wüstenplanet" ist eine gelungene Symbiose zwischen SF und Fantasy. Dass man für dieses Werk viel Zeit und Muße benötigt, versteht sich von selbst. Nur dann wird es dem Leser möglich sein, den Wüstenplaneten nicht nur zu lesen, sondern ihn auch in seiner ganzen Intensität und Faszination zu erleben.
Kein geringerer als Arthur C. Clarke sagte: "Neben Tolkiens Herr der Ringe und diesem Epos, kenne ich nichts vergleichbares."
Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.
Frank Herbert, Heyne
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