Im Namen des Ordens - 3. Das Gift des Alchemisten
- Lübbe
- Erschienen: August 2023
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Aller guten Dinge sind drei!
Zum dritten Mal tauche ich ein in die Fehden des Hermiteschen Ordens Londons. Wer meine Ausführungen zu Band 1 und Band 2 gelesen hat, wird in der Bewertungsskala eine Tendenz zum Positiven erkannt haben. Der dritte Teil knüpft an diese Wertungsströmung an und entwickelt sich zum bislang unterhaltsamsten Band dieser Reihe. Weil wir hier sind, um herauszufinden, warum ich zu dieser Einschätzung gelangt bin, geht es direkt mal ans Eingemachte.
Zurück von den Toten
Dem Protektor des Hermiteschen Ordens ist es gelungen, seinen verstorbenen Sohn Nathan wieder zum Leben zu erwecken. Nur ein kleiner und scheinbar machtloser Kreis rund um Sally und Caleb weiß von dem Widergänger innerhalb der Mauern des geheimen Ordens. Nathan gelingt der Aufbau eines Lügengeflechts, das ihn unbehelligt seine Ziele verfolgen lässt.
Während Sally weiterhin dem Hermetischen Orden angehört, wird Caleb zur Persona non Grata und sucht Zuflucht in den Armen der Neuen Arkana. Gegründet durch Lady Kaitlin und angeführt durch Sallys Mutter, hat sich dieses Bündnis mehr Gleichberechtigung zwischen paranormalen Wesen und den menschlichen Magiern auf die Fahne geschrieben. Die Neue Arkana agiert im Geheimen und versucht, die Machenschaften des Protektors und seines Sohnes zu beenden.
Ein neuer Star am regnerischen Londoner Himmel
Das Protagonistentrio der Vorgänger hatte bisweilen ein spürbares Gefälle. Der Nekromant Caleb und die Neuzauberin Sally zeichneten sich vor allem durch nachvollziehbare Entwicklungen und eine gute Portion Nahbarkeit aus. Lady Kaitlin fiel dabei, ob gewollt oder nicht, durch ihre unstimmige Äquivalenz hinter die beiden zurück. Aufgrund der Entwicklungen gegen Ende des zweiten Bandes wurde Lady Kaitlin im dritten Band faktisch ausgewechselt. An ihre Stelle tritt der bereits bekannte und bislang geheimnisumwobene Alchemist. Diese gut getaktete Einwechslung bringt die Urban Fantasy-Reihe auf Kurs.
Hinter dem Alchemisten Donald verbirgt sich mehr als das bislang skizzierte personifizierte Lexikon. Der Leser wird gekonnt auf die lange Bank gesetzt und tut sich schwer, Donald richtig einzuordnen. Er scheint mächtig in der Anwendung von Magie zu sein und verhält sich hilfsbereit gegenüber Sally und Caleb. So weit so gut, wären da nicht eindeutige Anhaltspunkte, die Ihn auf direkten Konfrontationskurs zu unseren Protagonisten führen. Nach und nach erfährt der Leser mehr über seinen tatsächlichen Daseinszweck. Denn Donald ist an Mächte gebunden, deren Ziele er ohne jeden Skrupel verfolgt. Genau die richtige Würze für einen spannenden Roman.
Auf dem Weg der Besserung
Caleb machen weiterhin die Auswirkungen seines nekromantischen Daseins zu schaffen. Auf der einen Seite verfügt er über unvorstellbare Macht, die aber auf der anderen Seite eine abhängig machende Sogwirkung in ihm entfacht. Er ist hin und hergerissen zwischen Gut und Böse und sein moralischer Kompass schlägt gefährlich in beide Richtungen aus. Diese innere Auseinandersetzung macht Caleb so interessant für die Leserschaft. Durch seine magische Stärke hält er die Schlüssel für fast alle seiner Probleme in der Hand, aber er schreckt zurück, die Tore zu öffnen, denn zu ungewiss sind die Auswirkungen auf ihn und seine Mitmenschen. Zu Calebs Glück findet er im Laufe der Geschichte Möglichkeiten, der immer stärker werdenden Gier nach Macht Herr zu werden. Eine dieser Möglichkeiten findet er in Sally selbst, denn Caleb gelingt es, endlich seine Gefühle für die kleine rothaarige Obscura zuzulassen und dadurch eine Mauer aus Empfindungen gegen das Monster in ihm zu errichten.
Hinter feindlichen Linien
Sally hat sich dank der Hilfe Lady Kaitlins und Calebs Bruder einiges an magischen Fähigkeiten angeeignet. Der Knoten scheint geplatzt und Sally weiß sich zu verteidigen gegen die Intriganten des Ordens. Mutig wie sie ist, verbleibt sie im Hermetischen Orden, um Informationen zu sammeln. Sie hat sich fest dem Ziel verschrieben, dem Widergänger Nathan das Handwerk zu legen. Sally ist sich sicher, dass dieser für einige seltsame Morde an ehemaligen Mitgliedern des Ordens verantwortlich ist. Ihre Willensstärke ist die Energie, die den Kampf gegen die Übeltäter des Ordens am Leben hält. Dabei stellt sie sich alleine oder mit ihren Freunden jeder Herausforderung und davon gibt es einige in diesem Buch. Langweilig wird dem Leser also nicht. Von ihren Gegnern und vielleicht auch dem ein oder anderen Leser unterschätzt, fügt sich „Red“, wie Caleb sie neckend nennt, gelungen ein, als Speerspitze gegen das Komplott rund um Nathan Blake.
Fazit:
Dieses Buch holt sich die Goldmedaille im Dreikampf mit seinen Vorgängern. Es baut auf dem gewohnten Niveau der Vorgänger auf und kann durch die unterschiedlichen Hürden der Protagonisten für ein stimmiges Spannungslevel sorgen. Es reicht zwar nicht für die Beletage der Urban Fantasy, trotzdem bringt dieses Werk alles mit, was gute Unterhaltung braucht, um den Schleier der Konkurrenz zu durchbrechen und sich seinen Platz an der Sonne zu verdienen.
Der vermaledeite Cliffhanger am Ende des Buches sorgt dafür, dass man sich auf ein weiteres Abenteuer im Londoner Untergrund freuen kann.
Robin G. Hunter, Lübbe
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