Der Geisterbaum
- Penhaligon
- Erschienen: März 2023
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Spannung in ihrer packendsten Form: leise und schleichend
Lauren hat den grausamen Mord an ihrem Vater noch nicht verarbeitet, als in Smiths Hollow die blutigen Leichen zweier Mädchen gefunden werden. Wer hat sie so grausam zugerichtet? Steht deren Tod irgendwie in Verbindung mit Laurens Dad? Lauren beginnt nachzuforschen und stößt auf etwas Skurriles: Jeder in Smiths Hollow scheint die Toten nach und nach zu vergessen. Doch warum vergisst Lauren nicht ..?
„Unter seinen Zweigen suchst du Schutz, doch wer schützt dich vor dir selbst?“
Man könnte meinen, Smiths Hollow sei eine Stadt, in der es sich zu leben lohnt: eine stabile Wirtschaft, ein offenes Miteinander und keine Kriminalität - so oder so ähnlich würden die Bewohner des beschaulichen Örtchens ihre Heimat wohl beschreiben. Doch jedes Jahr am gleichen Tag im November verschwindet ein Mädchen und wird kurz darauf tot aufgefunden. Geradezu auseinandergerissen, scheinen die Opfer von einem Monster geschlachtet und unter dem Geisterbaum abgelegt worden zu sein. Die Bewohner von Smiths Hollow wissen davon nichts. Obwohl alljährlich eine Tochter, Schwester, Freundin oder Nichte getötet wird, scheint das Städtchen unter einem Bann zu stehen.
Alles ändert sich, als der Vater von Lauren mit herausgerissenem Herzen unter dem Geisterbaum gefunden wird. Kein halbes Jahr später, an einem Juni 1985, werden zwei tote Mädchen entdeckt. Diesmal findet man ihre Überreste jedoch im Garten einer Anwohnerin, zudem kommen die Mädchen von außerhalb. Irgendetwas hat sich verändert, und die Stadt wird nie mehr so sein, wie sie war …
Lauren ist natürlich geschockt von dem Ereignis, aber was sie davon überzeugt, dass etwas in ihrer Heimatstadt schiefläuft, ist eine Geschichte ihrer Nana, die viele Jahrzehnte zurückreicht und bis zum heutigen Tag den Ort unter einem Bann hält, den nur Lauren durchbrechen kann. Doch das Monster hat mittlerweile ein neues Opfer im Blick …
Ein gruseliges, modernes Märchen
Was ich an Christina Henrys Geschichten so liebe, ist der Horror, der subtil, aber konstant mitschwingt. Wenngleich es für manche schon fast an Blasphemie heranreichen wird, so muss ich doch den Vergleich zu Stephen Kings Werken ziehen: Es ist diese Gabe, einen Horror entstehen zu lassen, der nicht immer offensichtlich ist, wie ein dunkler Nebel sich aber nach und nach in die Köpfe schleicht. In Der Geisterbaum wird man erst in die beschauliche Kleinstadt eingeladen, ehe man die grausam zugerichteten Leichen der zwei Mädchen findet. Anschließend geht das ruhige Kleinstadtleben weiter und man fragt sich, wie man nun mit dem plötzlichen Horror umgehen soll. Die Nerven sind dementsprechend gespannt, doch Christina Henry erlaubt sich keine voreiligen Schlüsse, keine Jumpscares oder offen agierenden Monster. Stattdessen wird der gespannte Leser sanft hineingezogen, ehe der wahre Horror zuschlägt.
Diese Form der Spannung wird nicht jedem liegen, aber es ist zumindest ein Versprechen, dass etwas in den Tiefen des Buches lauert, das irgendwann ausbricht. Hier muss ich aber zugeben, dass das Ende etwas enttäuscht (und hier gibt es nochmal eine Ähnlichkeit zu Stephen King): Zum einen passiert genau das, was man früh erwarten könnte, zum anderen kommt der Schluss etwas plötzlich. Zumindest jagen die letzten drei Sätze nochmal einen schönen Schauer über den Rücken.
Fazit:
Ich freue mich jedes Jahr auf die Bücher der neuen Horror-Queen am literarischen Himmel. Die Spannung ist wie ein Bann, der einen immer tiefer hineinzieht. Man kann sich einfach nicht dagegen wehren …
Christina Henry, Penhaligon
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