Die Grauen Bastarde - Die Geteilten Lande: Band 1
- Panini
- Erschienen: Oktober 2022
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Lebe im Sattel. Stirb auf dem Keiler.
Ein grau- düsterer Einband, ein gefährlich dreinblickender Krieger und ein provokanter Titel. Schnell hatte ich das Werk in der Buchhandlung aus dem Regal gefischt, um den Klappentext zu lesen. Auch hier wird die zur Schau gestellte Stimmung fortgesetzt. Meine Leselust, mehr über die Halbork-Rotten der Geteilten Lande zu erfahren, war geweckt.
Kriegsschweine
So viel vorne weg: Aragorn, Gimli und Legolas hätten sich diesen Ork Vertretern nicht gerne in den Weg gestellt.
Bei den Grauen Bastarden handelt es sich um eine Halbork-Rotte, die sich mit Leib und Seele dazu verschrieben hat, die Menschenreiche vor einfallenden Orks zu verteidigen. Im Gegenzug dürfen die Rotten in den Geteilten Landen in Freiheit leben. Frenchs Orks sind hartgesottene Krieger, denen ein Mensch nicht viel entgegenzusetzen hat. Als Ergebnis der Zusammenkunft aus Mensch und Ork haben die Grauen Bastarde viele Eigenschaften ihrer Erzeuger in die Wiege gelegt bekommen. Größer, muskulöser und schneller als die Weichblüter, so werden die Menschen liebevoll von den Halborks genannt, patrouillieren sie durch die Lande, immer auf der Suche nach dem Feind. Unterstützt werden sie hierbei von ihren großen Keilern. Diese herangezüchteten Kriegsschweine sind darauf trainiert ihren Reitern noch mehr Geschwindigkeit, Kraft und Ausdauer zur Verfügung zu stellen. So sind die Bastarde zusammen mit ihren Reittieren eine ernst zu nehmende Herausforderung für jeden Ork und das obwohl diese blutrünstigen Berserker in ihrer Bedrohlichkeit kaum zu übertreffen sind.
Innere Konflikte
Als hätte man mit den Orks nicht schon genug Ärger am Hals, kriselt es auch innerhalb der Truppe der Grauen Bastarde. Schakal hat genug von seinem Anführer. Schon länger brodelt es in ihm und der Gedanke eines Putsches ist ihm alles andere als fremd. Zu lange schon sitzt der alternde Lehmmaster, so wird der Anführer der grauen Bastarde genannt, an der Spitze der Rotte und trifft zunehmend fragwürdige Entscheidungen. Zusammen mit seinen Sandkastenfreunden Vollkorn und Augenweide (ja alle Rottenmitglieder haben solch treffende Namen) wartet er auf den richtigen Moment, die Zügel in die Hand zu nehmen. Doch zuerst muss er die anderen Rottenmitglieder auf seine Seite ziehen, um sich einer Mehrheit in seinem Rücken sicher zu sein. Andernfalls droht ihm nach verlorener Herausforderung der Tod oder die Verbannung.
Als ein Zauberer im Quartier der Grauen Bastarde eintrifft, scheint der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein. Zeitgleich stechen Schakal und seine Freunde in ein Nest aus Intrigen und machen den Lehmmaster dafür verantwortlich. Als dann das Leben einer Elfe, die von Schakal vor dem sicheren Tod errettet worden ist, erneut auf dem Spiel steht, wirft der Halbork seinen Hut in den Ring. Offen konfrontiert er seinen schwächelnden Anführer und hofft auf die Unterstützung der Rotte. Doch es kommt alles anders. Schakals Leben gerät ins Wanken und er wird sich eines viel größeren Feindes bewusst, der alles zerstören will was ihm wichtig ist. Es beginnt eine Hetzjagd quer durch die Geteilten Lande und es sieht so aus als wäre Schakal das letzte Bollwerk, welches gewillt ist, sich dieser neuen Bedrohung in den Weg zu stellen.
Schnitzeljagd
Schakal ist der Fixpunkt des Romans und wir erleben das Buch ausschließlich aus seiner Sicht. Die im Klappentext angedeutete Derbheit findet sich auch in den Dialogen wieder. Die Halborks sind eine raue Bande von Kriegern, deren Existenz zum großen Teil aus Kampf, Wein und Sex besteht. Für das Miteinander der Rotte bedeutet dies, dass das männliche Geschlechtsorgan einiges an Raum in den Gesprächen dieses Buches einnimmt. Ich muss zugeben, hier und da konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ob bei jedem Leser die Humorsensoren anschlagen, lasse ich an dieser Stelle offen. Aus meiner Sicht passt es aber in das Bild das French über seine Halborks entworfen hat. Außerdem kommt beruhigend hinzu, dass der Roman dadurch nichts an seiner düsteren Geschichte und Atmosphäre einbüßt. Die verbalen Auseinandersetzungen der wilden Krieger lockern das Gelesene an so mancher Stelle auf und es entsteht ein Cocktail aus unterschiedlichen Elementen, der dem Leser einen angenehmen Lesefluss ermöglicht.
Das Buch beinhaltet so einige unvorhersehbare und spannende Wendungen. Der Handlungsverlauf erinnert an eine Schnitzeljagd. Schakal reist mit seinen Gefährten oder alleine quer durch die Geteilten Lande und erlebt hier und da ein kleines oder größeres Scharmützel. Er trifft dabei auf die unterschiedlichsten Bewohner der Geteilten Lande. Zentauren, Halblinge und Elfen stellen Schakal mit ihren Eigenarten vor so manche Herausforderung. Der Autor versucht diesen bekannten Völkern der High Fantasy eine persönliche Note einzuimpfen. Leider reicht dieses Vorhaben nicht aus, um ein wirklich tiefes Verständnis für die Attribute der unterschiedlichen Völker zu entwickeln. Insoweit wird letzten Endes nicht viel Tiefgang geboten und die unterschiedliche Einwohnerschaft verkommt ein Stück weit zu Statisten. Manchmal ist weniger mehr, aber was nicht ist kann ja noch werden, denn schließlich handelt es sich bei dem Buch um den Auftaktband einer Trilogie.
Fazit:
Seit J.R.R Tolkien sind Orks nicht wirklich das Holz aus dem strahlende Helden geschnitzt werden. Wer Lust hat, den Spieß mal umzudrehen, ist mit diesem Buch goldrichtig. Es wird solide Fantasy mit witzigen Dialogen und einer düsteren Atmosphäre geboten. Das Buch entwickelt sich zu einem angenehmen Pageturner, der sich nicht zu verstecken braucht.
Jonathan French, Panini
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