Dracula (Große Schmuckausgabe)

  • Coppenrath
  • Erschienen: Oktober 2022
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Dracula (Große Schmuckausgabe)
Dracula (Große Schmuckausgabe)
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Yannic Niehr
90°1001

Phantastik-Couch Rezension vonDez 2022

Ein Horror-Denkmal für die Ewigkeit

Der junge Anwalt Jonathan Harker aus Essex reist in die zerklüfteten Karpaten, um sich mit einem wohlhabenden Klienten namens Graf Dracula in dessen Schloss zu treffen. Der Graf beabsichtigt, nach England zu ziehen, und möchte gerne die nächsten Schritte zum Erwerb eines Anwesens in Carfax besprechen. Schon auf dem beschwerlichen Weg begegnen Harker zahlreiche Vorboten drohenden Unheils: Die abergläubischen Einheimischen ziehen sich bei Einbruch der Dunkelheit in ihre Wohnstätten zurück und scheinen um Harker große Angst zu haben; der Kutscher, der ihn die letzte Strecke zum Schloss bringen soll, ist eine finstere Erscheinung; und während der Fahrt muss Harker vor heulenden Wölfen sowie unerklärlichen Erscheinungen bangen.

Besser wird es nach seiner Ankunft nicht: Der Graf ist zutiefst exzentrisch, ehrfurchtgebietend und scheint über widernatürliche Kräfte zu verfügen. Je länger Harker auf dem Schloss verweilt, desto mehr verstörende Situationen muss er miterleben, die ihn mehr und mehr an seinem Verstand zweifeln lassen. Schließlich werden ihm zwei Dinge klar: Zum einen ist er ein Gefangener hier, und zum anderen muss es sich bei dem Grafen um einen unheiligen Vampir handeln! Zwar gelingt ihm die Flucht, doch kann er nicht verhindern, dass Dracula die Überfahrt nach London antritt.

Dort ist es die junge Lucy Westenra – welche gerade von gleich drei Gentleman, nämlich: Dr. John Seward, Quincey Morris sowie Arthur Holmwood, den Hof gemacht bekommt –, die als erste unter den Bann des Vampirs fällt. Nach zunehmender Blutarmut siecht sie kümmerlich dahin, und schon kurz darauf häufen sich Berichte über die nächtliche Sichtung einer geheimnisvollen Frau in Weiß, die Kinder mit sich nehmen soll. Gemeinsam mit seiner Frau Mina tut sich der zwischenzeitlich zurückgekehrte Harker mit Seward, Morris und Holmwood zusammen, um die Hilfe von Abraham van Helsing zu ersuchen, der mit Wesen wie Dracula bereits zu schaffen hatte. Doch wird das Gespann in der Lage sein, den düsteren, sich immer mehr ausweitenden Machenschaften des Grafen ein Ende zu setzen ..?

„Das Blut ist Leben und es soll meins sein!“

Welche Worte können zu Bram Stokers Dracula, einem der einschlägigsten Romane der gotischen Schauerliteratur, noch verloren werden, die nicht an anderer Stelle längst gesagt wurden? Vampirlegenden sind fast so alt wie die Menschheit selbst, doch erst mit dem 1897 erschienenen Werk Dracula verdichtete sich das Bild zu einer klaren Definition, die fortan Maßstab sein und das Genre Horror grundlegend und dauerhaft prägen sollte. Gleichzeitig ist der Text aber auch ein wichtiges Zeitzeugnis des viktorianischen Englands, verhandelt die patriarchale Gesellschaftsordnung, das Verhältnis des Empire zu Osteuropa sowie Ängste vor Überfremdung und ist damit für mehr als eine akademische Strömung relevant und interessant. Nicht zuletzt hat sich Dracula dank unzähliger Adaptionen und Interpretationen im Laufe der Jahrzehnte ins kollektive popkulturelle Gedächtnis eingebrannt wie kaum ein zweites „Monster“ und ist damit zu einer der führenden Horrorikonen geworden. Wer mehr über die Figur, deren mögliche realen Inspirationen (Stichwort Vlad Tepeș), die Kontexte, Hintergründe und den weitreichenden Einfluss des Romans sowie über die Kulturgeschichte des Vampirismus an sich erfahren möchte, findet im entsprechenden Special „Eine kleine Literaturgeschichte des Vampirs“ auf der Phantastik-Couch einen spannenden Überblick.

„Ich trinke niemals … Wein!“

Da die Bekanntheit der Handlung hier vorausgesetzt sei, bleibt vor allem diese besondere Schmuckausgabe zu beschreiben, die kurz vor Halloween neu im Coppenrath-Verlag erschienen ist. Wunderschön gestaltete Dracula-Editionen gibt es zuhauf, doch diese ist eine wahre Fundgrube: Der Briefroman kommt in einem angenehm reduzierten, wunderschön atmosphärischen Gewand sowie rotschwarz glänzender Optik daher und überrascht mit vielen besonderen Goodies, die zwischen den Seiten beigelegt sind, wie z.B. ein Abdruck von Jonathan Harkers Reiseroute, ein traditionell transylvanisches Rezept oder eine Kopie einer Manuskriptseite aus Stokers Fundus. Zudem ist der Text mit zahlreichen Grafiken untermalt, welche die Stimmungen unterstreichen und das Lesen zum Erlebnis machen. Puristen mögen diese Gimmicks eventuell abschrecken, doch tragen sie dazu bei, einem Buch, das man bereits in- und auswendig zu kennen glaubt, neues Leben einzuhauchen. Zudem findet sich ein editorisches Nachwort, das erhellend auf die vorliegende Textfassung eingeht. Man hätte sich vielleicht noch mehr sekundärliterarisches Material wünschen können, doch das findet sich auch bereits zur Genüge anderswo. Dies ist eine hochwertig präsentierte Version von Dracula, welche den Textkorpus an sich so in den Mittelpunkt stellt, wie er es verdient.

Fazit:

Dracula ist und bleibt ein Must-Read und wird mit dieser edlen Version um eine wertvolle Neuausgabe ergänzt. Horrorfans und Sammler, aber auch solche, die den Roman noch nicht im Regal stehen haben (Asche auf euer Haupt!), sollten sich ganz schnell in diese Edition verbeißen.

Dracula (Große Schmuckausgabe)

Bram Stoker, Coppenrath

Dracula (Große Schmuckausgabe)

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