Halloween Ends: The Official Movie Novelization
- Titan Books
- Erschienen: Oktober 2022
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Evil never dies, it just changes shape
Ein weiteres Halloween in Haddonfield: 4 Jahre ist es her, dass Michael Myers hier ein zweites Massaker bislang ungekannten Ausmaßes anrichtete. Die Narben dieses Ortes gingen zu tief, um zu verheilen; Trauer, Entsetzen und Paranoia haben ihn langsam ausbluten lassen. Doch Laurie Strode weigert sich, mit ihrer Heimatstadt zu sterben. Nachdem Myers ihr alles genommen hat, beschloss sie, eine Therapie zu beginnen, dem Alkohol abzuschwören, mit ihrer Enkelin Allyson zusammenzuziehen und jenen Schwarzen Mann, der 1978 erstmals in ihr Leben trat und seitdem ihren Verstand und ihre Seele heimsuchte, endlich hinter sich zu lassen.
Doch Haddonfield kommt einfach nicht ohne Schreckgespenst aus und sucht sich ein neues: Im Zuge eines tragischen Unfalls ist der Junge, den Corey Cunningham Halloween 2019 babysitten sollte, zu Tode gekommen. Zwar wurde Corey freigesprochen, doch seitdem ist er als Babysitter-Killer verschrien. Nur von Allyson fühlt sich der geplagte, sozial ausgegrenzte junge Mann verstanden, denn beide leben auf ihre Art und Weise im Schatten des Mythos Myers. So entwickelt sich eine zarte Romanze zwischen ihnen. Doch das Böse atmet noch immer, tief im Untergrund Haddonfields verborgen. Ist es vielleicht gar nicht an den Mann Michael Myers gekoppelt, sondern kann sich verselbstständigen, weitergegeben werden, transformieren? Was Laurie in Coreys Augen sieht, verstört sie zunehmend. Verfällt sie in alte Muster? Oder zeigt einmal mehr der Schwarze Mann sein furchterregendes Antlitz ..?
„NOW LEAVING HADDONFIELD“
John Carpenters Halloween von 1978 ist ein für sich stehendes, unumstrittenes Horror-Meisterwerk, welches das Slasher-Subgenre geprägt hat wie kaum ein zweites. Die Reihe, die der Film nach sich zog, ist hingegen durchwachsen und unnötig kompliziert. Mit Halloween 2018 wollten David Gordon Green und Danny McBride dem Franchise neues Leben einhauchen und das blanke Grauen, das Michael Myers einst verkörperte, wieder aufleben lassen. Dies führte zu zwei weiteren ungeplanten Sequels – eine frische „Trilogie“ also, die im vergangenen Jahr mit Halloween Ends ihr Ende fand. Paul Brad Logan, der sich für das Drehbuch von Halloween Ends mitverantwortlich zeichnet, hat nun die Romanfassung des Films vorgelegt. Movie-Tie-Ins dieser Art lassen oft interessante Vergleiche mit dem fertigen Leinwandprodukt zu. Wie schlägt sich das Buch also in der direkten Gegenüberstellung mit dem von der Kritik sehr gemischt aufgenommenen Halloween-Finale?
„Take the choice“
David Gordon Green und Danny McBride haben sich dazu entschieden, Traumata und ihre Folgen als zentrales Thema ihrer Halloween-Filme zu nutzen. Dies gelang jedoch nur bedingt, da sie ihre Ideen nicht konsequent durchexerzieren konnten und es an deren Verknüpfung mit den Figuren des Originals oft haperte. Auch aus diesem Grund handelt es sich bei Halloween Ends wohl um den am schwierigsten greifbaren Teil der neuen Reihe, denn er stellt sich ganz bewusst als Ausreißer dar, indem mit Corey Cunningham eine neue Figur eingeführt wird, die Michael Myers aus dem Rampenlicht verdrängt. Anhand dieser Figur wird die Frage nach den Wurzeln des Bösen gestellt – und danach, ob und falls ja, wie es möglich ist, ein Trauma, das nicht nur eine Familie, sondern eine ganze Gemeinde zerrissen hat, zu überwinden.
„So many people thought of Haddonfield as the home of Michael Myers, but sitting shotgun in Laurie Strode’s truck, Corey saw another candidate for that title“
Auf diese Frage hat die Romanversion eine deutlich trostlosere Antwort als die Filmfassung parat. Die Momente, in denen Logan von seinem Skript abweicht, es mit neuem Hintergrund unterfüttert oder dem bereits Vorhandenen mehr Fleisch an die Knochen textet, sind die besten des Buches. Er fängt nicht nur die nüchternere Atmosphäre dieser Fortsetzung ein, sondern gibt Haddonfield und seinen Bewohnern ein dreidimensionaleres und glaubhafteres Gesicht, findet sogar Platz für bisher übergangene Fan-Favorites wie Dr. Loomis und überbrückt die nur schwer nachvollziehbaren Sprünge zwischen Halloween Ends und seinem Vorgänger. Erstmals erhält man einen Eindruck von dem lebenslustigen und starken Menschen, der Laurie vor jener schicksalhaften Halloweennacht 1978 gewesen ist, und ihr Entschluss, sich nicht mehr von Michael Myers beherrschen zu lassen, nachdem sie 40 Jahre lang von ihm besessen war (obwohl er diesmal sogar ihre Tochter getötet und einfach verschwunden ist), gelingt hier deutlich glaubhafter als im Film, wirkt lebensnotwendig statt abstrus. Leider schafft es Logans flüssiger Stil nicht, jedes hanebüchene Story- oder Dialogelement auszugleichen; manche werden durch die tiefergehende Figurendarstellung sogar noch akzentuiert. Auch ist das Tempo holprig, zieht gerade im letzten Drittel zu sehr an. Und es gibt zwar ein paar schicke neue Metzelszenen, allerdings können diese den halbgaren Gesamteindruck nicht ganz retten – vor allem, da solche Set Pieces nunmal für ein visuelles Medium ausgelegt sind.
Fazit:
Halloween Ends ist das Finale einer lobenswert ambitionierten Reihe, die ihrem eigenen Ehrgeiz leider nicht gerecht wird und deren Ausführung holprig ist. Auch die Romanversion kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei diesem Teil mehr um Idee als Story handelt. Eine unterhaltsame, mit immerhin ein paar Überraschungen aufwartende Ergänzung zur Filmfassung bietet sie dennoch. Fans und Sammler können also getrost zugreifen.
Paul Brad Logan, Titan Books
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