Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt
- Heyne
- Erschienen: Januar 1979
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Im Weltraum hört dich niemand schreien
In einem abgelegenen Winkel des Weltalls, ein oder zwei Jahrhunderte in der Zukunft: Der Raumfrachter "Nostromo" kehrt mit einer Ladung Erz zurück zur Erde. An Bord sorgen fünf Männer und zwei Frauen im Auftrag der "Gesellschaft" für den reibungslosen Transport. Die endlosen Monate zwischen Start und Landung 'überspringen' sie im Kälteschlaf.
Ein Notruf vom Planeten LV-426 sorgt für eine vorzeitige Unterbrechung der Reise. Gesetzlich ist man verpflichtet, den Funksignalen nachzugehen. Unlustig macht sich die rasch geweckte Besatzung unter ihrem Kapitän Dallas auf den Weg. LV-426 erweist sich als kahler, unwirtlicher Ort, der ein großes Geheimnis birgt: Als Quelle des Notsignals erweist sich das havarierte Raumschiff einer völlig unbekannten Spezies intelligenter Raumfahrer. Das Rätsel bleibt ungelöst, und man verlässt das Schiff eilig, nachdem Parker, der Schiffsingenieur, in einem der Laderäume von einem unbekannten Wesen attackiert wird. Es setzt sich in seinem Gesicht fest und kann auch chirurgisch nicht entfernt werden, da sich herausstellt, dass in den Adern des Aliens eine höchst aggressive Säure kreist.
Das Problem scheint sich von selbst zu erledigen, als die Kreatur scheinbar stirbt . Kurze Zeit später bricht es plötzlich aus dem Brustkorb des Ingenieurs, wo es ein Stadium seiner Entwicklung hinter sich brachte. Nun ist es frei. In den karg beleuchteten Räumen des riesigen Frachters kann es sich problemlos verbergen. Die Jagd bleibt erfolglos. Lange bleibt verborgen, dass wächst, aggressiv und schlau ist.
Ripley, der weibliche Deckoffizier, kam inzwischen einem Komplott auf die Spur: Die "Gesellschaft" kennt sehr wohl das Geheimnis von LV-426. Die "Nostromo" soll unauffällig ein Alien zur Erde mitbringen, das dort von den Wissenschaftlern der "Gesellschaft" auf eine mögliche kommerzielle Nutzung untersucht werden kann. Dagegen werden die Männer und Frauen der "Nostromo" als entbehrlich angesehen, und obwohl sie sich erbittert gegen ihr Schicksal wehren, scheint dieses bereits besiegelt zu sein ...
Ein wirklich gutes "Buch zum Film"
Seit etwa 1980 ist der "tie-in-Roman" - die Nacherzählung eines Kino- oder TV-Films in Buchform - eine feste Größe im Vermarktungskonzept der Film- und Fernsehindustrie. Das Drehbuch liegt vor; warum es nicht als Grundlage eines Romans noch einmal profitabel recyceln? Im schlimmsten Fall werden die schon vorhandenen Dialoge und Handlungsvorgaben mit einigen Überleitungen verknüpft, und schon kann das Produkt - und mehr ist es dann nicht - auf den Markt geworfen werden. Unter diesem Aspekt ist es einleuchtend, dass sich eine ganze Reihe zweit- und drittklassiger Autoren auf das Verfassen von Filmromanen spezialisiert hat.
Aber auch Schriftsteller von Rang und Namen verdienen sich gern ein Zubrot. Alan Dean Foster gehört zu den redlichen Vertretern seiner Zunft. Er ist ein 'richtiger' Autor und debütierte 1972 mit dem Roman "Tar Aiym Krang" (dt. "Das Tar Aiym-Krang", dem er bis heute mehr als viele weitere folgen ließ. Foster gilt als schneller, aber versierter und unterhaltsam erzählender Handwerker. Als solcher erregte er schon früh die Aufmerksamkeit der Film- und Fernsehindustrie, der er schon vorher durch seine Arbeit in der PR-Abteilung eines kleinen kalifornischen Studios verbunden war. Zwischen 1974 und 1978 verwandelte er die Drehbücher der "Star- Trek"-Zeichentrickserie in eine zehnbändige Buchreihe.
Der fleißige Foster galt deshalb 1979 als Erfolg versprechender Kandidat, als die 20th Century Fox Film Corporation einen Verfasser suchte, der ihren aktuellen Science Fiction-Film "Alien" literarisch umsetzen sollte. Die Erstaufführung stand bereits vor der Tür; insgesamt blieben Foster gerade drei Wochen, um den Roman zu schreiben. (Nachzulesen ist dies in: Jens H. Altmann, "Am Ende passt alles zusammen". Ein Interview mit Alan Dean Foster, in: Wolfgang Jeschke [Hg.], Das Science Fiction Jahr 1998, München : Wilhelm Heyne Verlag 1997, S. 565-574.)
Film und Buch als einander ergänzende Einheit
Foster stellte sich als höchst glückliche Wahl heraus. An diesem frühen Punkt seiner Karriere ging er ein "tie-in" mit derselben Ernsthaftigkeit wie einen 'richtigen' Roman an. Mit seinem vorzüglichen Drehbuch - im Grunde die altbekannte Geschichte von den zehn kleinen Negerlein - lieferte Dan O´Bannon seinem Schriftstellerkollegen Foster eine ausgezeichnete Vorlage, die Foster elegant in eine spannende Geschichte umzugießen wusste. Er beschränkte sich nicht darauf, die Handlung des ersten "Alien"-Films einfach nachzuerzählen, sondern bemühte sich um eine straffe, auf ihre Plausibilität geprüfte Handlung und füllte manche Lücke, die das Versetzen der Geschichte vom Medium Film ins Medium Buch riss.
Gleichzeitig stattete Foster die sieben Männer und Frauen der "Nostromo" mit echten Persönlichkeiten aus und ersetzte oder ergänzte das, was Regisseur Ridley Scott auf der Kino-Leinwand zeigen konnte, durch atmosphärisch dichte Beschreibungen, die er geschickt in die Handlung integrierte. "Alien", der Roman, ist ein vom Film unabhängiges Werk; die Lektüre bereichert den Film oder bereitet darauf vor, je nachdem, ob man das Buch nach oder vor dem Anschauen liest. Nicht umsonst wird der Roman immer wieder neu aufgelegt.
Foster empfahl sich als Autor, der auch die folgenden beiden Kapitel der "Alien"-Saga als Schriftsteller begleitete. Nach "Alien 3" (1992) gab er allerdings die Zusammenarbeit auf; inzwischen war er mit seinen Solo-Projekten so erfolgreich, dass er auf Auftragsarbeiten nicht mehr angewiesen war. Außerdem hatte er schlechte Erfahrungen mit dem letzten "Alien"-Roman gemacht. Während Foster schon schrieb, gab es ständig gravierende Drehbuch-Änderungen, die der Schriftsteller nicht mehr überzeugend nachvollziehen konnte - vom Ärger über ganze Passagen, die er wieder und wieder neu verfassen musste, ganz zu schweigen.
Ein Altmeister ist verblüfft
Von einer peinlichen Episode im Umfeld des "Alien"-Drehbuchs blieb Foster übrigens unbetroffen. Auf dem Deckblatt der deutschen Erstausgabe von 1979 kann man noch lesen: "Idee: Dan O'Bannon und Ronald Shusett". Science Fiction-Altmeister Alfred Elton van Vogt (1912-2000) stellte nach einem Besuch des "Alien"-Films fest, dass die Geschichte bemerkenswerte Parallelen zu seiner Erzählung "Der schwarze Zerstörer" (von 1939, später Bestandteil des Romans "Weltraumexpedition der Space Beagle"; 1950) aufwies. Nach langem Rechtsstreit wurde Van Vogt eine Entschädigungszahlung sowie eine Nennung als Verfasser der Drehbuchvorlage zugesprochen.
Alan Dean Foster, Heyne
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