Dark Sigils (1) - Was die Magie verlangt
- Fischer
- Erschienen: August 2022
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Magie - Die schlimmste Droge von allen.
Über Magie gebieten zu können, stelle ich mir wahnsinnig spannend vor. Ein Zauberspruch hier, ein Abrakadabra da, und schon lösen sich alle Probleme in Luft auf. Rayne, die Hauptprotagonistin im vorliegenden Buch, würde mir sicher aufs schärfste widersprechen. In ihrer Welt ist Magie gefährlich und macht süchtiger als die schlimmste Droge.
Kämpf oder stirb!
Die 17-jährige Rayne hat in ihrem jungen Leben schon einiges mitgemacht. Ihren Vater kennt sie nicht, von ihrer Mutter wurde sie verlassen und ihr Vormund im Waisenhaus ist ein richtiges Ekel. Einzig die Freundschaft zu Lilly gibt ihr Halt und lässt sie jeden Tag aufs Neue kämpfen. Und "Kämpfen" ist hier durchaus wörtlich gemeint.
Mit Hilfe von Magie ringt Rayne in den Arenen von London, um sich und Lilly mit dem Preisgeld die Freiheit zu erkaufen. Und gerät dabei ins Blickfeld des Mirrorlords Adam. Dieser ist der oberste Herrscher, mächtigster Magier und Gebieter über die Spiegelwelt. Denn über Rayne's Heimatstadt schwebt eine fast identische Kopie im Himmel, Spiegel-London. Doch damit hat es sich auch schon mit den Ähnlichkeiten. Während die Menschen in Rayne's Welt, welche "Prime" genannt wird, mit Armut und den tödlichen Folgen von Magiemissbrauch leben müssen, kommt Mirrorworld einiges dekadenter daher. Alles glänzt, alles ist im Überfluss vorhanden. Reichtum und unbegrenzte Magievorräte soweit das Auge reicht...
Rayne wird von Adam in diese ihr unbekannte Welt gebracht, da sie bei ihrem Kampf versehentlich "Chaosmagie" entfacht und er der Einzige ist, der sie vor den verheerenden Konsequenzen retten kann.
Leben im goldenen Käfig
Zusammen mit Rayne lernen wir dieses andere London und deren Bewohner kennen. Ausserdem machen wir Bekanntschaft mit den "Sieben", welche die Träger der Dark Sigils sind. Bei diesen handelt es sich um mächtige Artefakte, mit deren Hilfe sich Magie lenken und kontrollieren lässt. Selbstredend ist Mirrorlord Adam der Besitzer des mächtigsten davon, den Schicksalswürfeln. Nur Ignis, das Drachenarmband, ist seit Jahren ohne Träger, da es keine Nachkommen aus der entsprechenden Herrscherfamilie gibt. Dachte man zumindest bis jetzt... Denn es stellt sich (nicht ganz überraschend) heraus, dass Rayne die Tochter des letzten Trägers und somit die neue Besitzerin von Ignis ist. Damit wird sie automatisch zu einer der "Sieben" und ist dadurch plötzlich Teil der obersten Gesellschaftsschicht, welche sie bis anhin so verachtet hat.
Ihr neues Leben in Mirrorworld ist mit vielen Annehmlichkeiten verbunden. Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Rayne lernt schnell, dass sie als Dark Sigil-Trägerin aufgeben muss, was sie am meisten schätzt: Ihre Freiheit. Es gilt, Pflichten und Erwartungen zu erfüllen und das persönliche Glück hinten anzustellen.
Ein unterhaltsames Magiesystem
Viel Zeit, um sich mit dem Figurenensemble und Worldbuilding vertraut zu machen, bekommen wir nicht. Die Geschichte legt gleich ordentlich los, nur um mit zunehmender Dauer an Tempo zu verlieren und im Mittelteil ziemlich gemächlich dahin zu plätschern. Erst gegen Schluss wird das Gaspedal nochmals ordentlich durchgedrückt, fieser Cliffhanger inklusive. Da sich der Schreibstil von Anna Benning sehr locker und flüssig liest, verzeiht man ihr dies jedoch schnell.
Die Figuren haben mich gut unterhalten, auch wenn ich jetzt von keiner über die Massen begeistert war. Dafür sind sie mir zu vorhersehbar und besitzen zu wenig "Ecken und Kanten". Raynes Wandlung von der toughen Kämpferin zur schwerverliebten Sigil-Trägerin ist für mich ebenfalls nicht ganz nachvollziehbar. Überhaupt ist die ganze romantische Beziehung zwischen Adam und Rayne gefühlt ohne Entwicklung plötzlich da.
Sehr gut gefällt mir hingegen das von Benning entwickelte Magiesystem. In Grundzügen hat man sicher schon ähnliches gelesen, doch die Autorin versieht es geschickt mit neuen Ideen und verleiht ihm dadurch was ganz Eigenes. Es macht Spass, die Dark Sigils und ihre Fähigkeiten zu entdecken und mehr über ihren Ursprung zu erfahren. Ebenfalls gelungen finde ich die Mirrorworld. Jeder grösseren Stadt einen Spiegel-Zwilling in den Himmel zu stellen hat durchaus was für sich. Benning lässt vor dem inneren Auge prächtige Metropolen entstehen, die man nur zu gerne besuchen würde.
Fazit:
Anna Benning präsentiert einen soliden Reihenauftakt. Ein interessantes, gut durchdachtes Magiesystem trifft auf flüssigen Schreibstil, so dass man trotz gewisser Längen zügig in der Story vorankommt. Die Figuren sind zwar etwas gar stereotyp und die Liebesgeschichte passiert mir zu schnell, die jugendliche Zielgruppe sieht das aber wahrscheinlich weniger kritisch als ich.
Anna Benning, Fischer
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