Das Königreich der Lügen (Die Söldnerkönig-Saga 1)
- Blanvalet
- Erschienen: Dezember 2022
- 0
Macht dem „mitreißenden Helden“ mal Feuer unterm Hintern!
Die adlige Familie Königmann hat einen beispiellosen Abstieg hingelegt: Der Vater der Familie wurde als Prinzenmörder hingerichtet, die Mutter ist wahnsinnig und fristet ihr Dasein in einer Anstalt und der älteste Sohn muss sich und seine zwei Geschwister durch Betrügereien durchbringen. Wo die anderen ihr Schicksal nach all den Jahren bereits angenommen haben, hat Mikael das Ziel, die Familienehre wieder herzustellen. Eines Tages bekommt er tatsächlich die Gelegenheit dazu. Doch neben Intrigen, Verrat und Mord wird Mikael auch mit der Wahrheit über seinen Vater konfrontiert, welche alles für immer verändern könnte.
Warum sollte ich weiterlesen?
Diese Frage hat mich bei der Lektüre eine ganze Weile beschäftigt. Denn Intrigen, Verrat und ein Trickbetrüger, der verzweifelt den Namen seiner Familie reinwaschen will klingen zunächst nach einem spannenden Abenteuer. Doch schon die ersten 80 Seiten bremsen die anfängliche Euphorie aus. Nacheinander bekommen wir Orte, Figuren, Konflikte und das Setting aufgezeigt – ohne dass auch nur ein Hauch von Handlung zu erahnen wäre. Wenn es dann doch mal dramatisch wird, muss plötzlich alles ganz schnell gehen. Da werden die krassesten Geschehnisse auf einer halben Seite runtergerattert, und auch im Folgenden muss man die erzähltechnischen Entscheidungen immer wieder in Frage stellen. Spannung leider Fehlanzeige.
Ein weiteres Problem ist der vom Verlag als „mitreißender Held“ angepriesene Mikael, der sich leider nur als charakterloser Langweiler hervortut. Unambitioniert lässt er sich von den Nebenfiguren (die allesamt viel spannender sind als er selbst) durch die Gegend schicken, während er immer wieder wie ein Fähnlein im Wind seine Einstellung ändert. Blöd, wenn so ein passiver Dunsel die Last einer ganzen Trilogie auf seinen Schultern trägt.
Genauso nichtssagend wie Mikael ist leider auch die Stadt Kessel. So richtig kann man sie bis zum Schluss nicht vor dem inneren Auge sehen. Kopfkino ist generell eher selten angesagt in diesem Buch. Dafür ist der Schreibstil einfach zu kühl und distanziert. Erklärende Passagen zum politischen System werden im selben Tonfall runtererzäht wie (eigentlich) fesselnde Kämpfe. Steife Dialoge zum Wegdämmern runden das Erlebnis ab.
Das Magiesystem dagegen ist richtig interessant. Magier, auch „Fabrikatoren“ genannt, zahlen nämlich einen hohen Preis für ihre Fähigkeit: Sie verlieren ihren Verstand, so wie es Mikaels Mutter passierte, weshalb ihr Sohn ein eher bescheidenes Verhältnis zur Magie hat. Zudem sind die Verstrickungen meist so ausgefeilt, dass das Interesse doch bestehen bleibt. Wirklich gelohnt hat sich das Durchalten am Ende aber irgendwie nicht. Leider bleibt der Eindruck eines seelenlosen Abenteuers mit einigen wenigen Lichtblicken.
Fazit:
Insgesamt mal wieder ein Trilogie-Auftakt, dem man seine Funktion nur zu überdeutlich anmerkt. Figuren, Konflikte und Setting werden in Stellung gebracht, ohne dass richtig Spannung aufkommt. Soll Mikael doch seine Familienehre in den nächsten beiden Bänden retten – aber ohne mich!
Nick Martell, Blanvalet
Deine Meinung zu »Das Königreich der Lügen (Die Söldnerkönig-Saga 1)«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!