Sunrise Lake

  • Heyne
  • Erschienen: November 2022
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Sunrise Lake
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Marcel Scharrenbroich
25°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2023

Liebe, Liebe, nochmals Liebe… und Mord.

A Nightmare on Sunrise Lake Resort

Stella Harrison hat sich ihren Traum erfüllt. Nach einer bewegten Kindheit, in der sie viel Leid ertragen musste, hat sie sich in der malerischen Sierra ein gut laufendes Feriendomizil aufgebaut. Einst eine schlecht besuchte Anlage, ist ihr Sunrise Lake Resort dank viel investierter Zeit, Mühe und Geld nun ein Touristenmagnet, umgeben von Wäldern, Bergen und Seen. Sowas wuppt man nicht alleine, schon gar nicht die Arbeit, die laufend anfällt, um ein solches Unternehmen erfolgreich am Laufen zu halten. Dafür hat Stella Sam, einen wortkargen Alleskönner, der ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen scheint. Ihr stiller Fels in der Brandung. Unnötig zu erwähnen, dass das Feuer der Leidenschaft zwischen ihnen zwar glimmt, jedoch noch nicht entflammt ist. Noch nicht.

Neuerdings wird Stella von wiederkehrenden Albträumen geplagt. Kein gutes Zeichen, denn solche episodenhaften Träume hatte sie bereits in ihrer schweren Kindheit. Eigentlich sind es eher Visionen, in denen Stella das Geschehen wie durch eine Kameralinse als stille Zeugin beobachtet. In der Regel öffnet sich diese Linse in jeder Nacht weiter… bis sie in ihrer fünften Vision schließlich das volle Grauen erblickt: einen Mord. So auch dieses Mal. Viele Jahre verliefen ihre Nächte ruhig, doch nun scheint sich erneut ein Killer in ihrem Umfeld herumzutreiben. Es muss jemand sein, den Stella kennt. Anders ließe sich nicht erklären, warum sie nach so langer Zeit wieder von Visionen heimgesucht wird. Schon zuvor waren die Fälle unmittelbar mit ihrem Leben verbunden. Und die Zeit drängt, denn nach der fünften Nacht wird der Unbekannte zuschlagen. Fieberhaft zeichnet Stella alles in ihr Notizheft, was aus der schweißtreibenden Nacht hängengeblieben ist. Jedes Detail könnte wichtig sein. Nicht nur, um die Identität des Killers aufzudecken, sondern auch um herauszufinden, wo er zuschlägt und wer sein Opfer ist. Ein gefährliches Spiel, das Stella unmöglich alleine gewinnen kann. Sie weiht Sam und ihre engsten Freundinnen ein… doch Mörder und Opfer könnten jeder sein. Stella kann niemanden ausschließen… nicht mal Sam, der ebenfalls eine fragwürdige Vergangenheit vor ihr geheim hält.

Wäre ich schlauer gewesen…,

…hätte ich mich im Vorfeld besser informiert, welche Bücher die auf dem Cover als New-York-Times-Bestsellerautorin angepriesene Christine Feehan zuvor geschrieben hat. Dann wäre ich wohl auf „Mein dunkler Prinz“ (und satte 34 weitere Ableger ihrer „Die Karpatianer“-Reihe), „Im Palazzo der Leidenschaft“ oder „Highway to Love“ gestoßen… und hätte dankend einen Besuch am „Sunrise Lake“ ausgeschlagen. Es ist nicht so, dass ich dem Romantasy-Genre seine Daseinsberechtigung absprechen möchte, gewiss nicht, aber der Roman wird hier als Mystery-Thriller angeboten, was er in meiner kleinen Welt nur bedingt erfüllt. Ja, es gibt eine Mordserie und verständlicherweise auch einen passenden Mörder. Auch wird der Phantastik-Aspekt durch die hellseherischen Träume unserer Protagonistin abgedeckt. Allerdings muss man nach diesen Elementen regelrecht suchen, und wühlt sich dabei durch unfassbar viele Seiten Kitsch und einer geradezu irrsinnigen Ansammlung von plumpem Schwachsinn aus der Klischee-Schublade. Die malerische Idylle, die in all ihren Formen und (vor allem) Farben regelrecht zelebriert wird, lasse ich noch durchgehen. Ein durchaus schönes Setting, in das man sich hineinträumen kann. Dann geht es aber los mit der ach so unabhängigen Stella und ihrer Schar an Freundinnen, die selbstverständlich alle wunderschön, superintelligent und erfolgreich sind. Sie haben Namen wie Shabina, Raine, Zahra, Vienna oder Harlow und sind entweder selbständig als Café-Betreiberin, Verwaltungschefin oder arbeiten streng geheim für die Regierung. Hätte Miss Feehan in ihren schwärmerischen Superlativen noch dicker aufgetragen, wäre eine von ihnen wahrscheinlich als erster Mensch über den Mars stolziert. Natürlich hat jede der Damen eine bewegte Vergangenheit, wobei die Autorin kein aktuell brisantes Thema auslässt. Das wirkt so erzwungen, wie zum Beispiel ein eingeworfener Nebencharakter mit türkischen Wurzeln, welcher in Russland aufwuchs, und auf den Namen Ruslan Islamow hört. Echt jetzt??? Als wäre mein Bedarf an Reißbrett-Charakteren damit noch nicht gedeckt genug, kommen dann die schnulzigen Liebesbekundungen zwischen Stella und Sam noch on top. Christine Feehan wird zu keiner Zeit müde, Sams „geschmeidigen Panthergang“ zu erwähnen, während der wortkarge Superheld seine Angebetete zärtlich mit „Satine“, aus Stellas Lieblings-Musical-Romanze „Moulin Rouge“, anhaucht. Dass sich beide schmachtend ein „Ach Mann“, gefolgt von einem „Ach Frau“ entgegensäuseln, habe ich nach dem zehnten Mal nur noch mit leichtem Zucken wahrgenommen. Da war der Ruhepuls kaum noch messbar. Mein Bedarf an Urlaub ist nach dem Kurztrip in Stellas Schmusi-Resort erstmal gedeckt.

Fazit/Check-out:

Als hätte Rosamunde Pilcher kurzfristig beschlossen, dass Mord ja auch mal ganz schön sein kann. Wenig Mystery, dafür immerhin einen Anflug von Thrill in Richtung Finale. Dazwischen seitenweise Belanglosigkeiten und Charaktere aus dem Wunsch-Baukasten der Autorin. Dass mir beim Lesen gleich mehrfach ein laut gebrülltes „HERGOTTNOCHMAL!!!“ rausrutscht, passiert nicht alle Tage.

Sunrise Lake

Christine Feehan, Heyne

Sunrise Lake

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