Schwarz wie Ebenholz - Grausige Märchen und Sagen
- Anaconda
- Erschienen: Oktober 2022
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Und wenn sie nicht gestorben sind …
Gnome, Geister, Nachzehrer, Werwölfe, Hexen und Teufel – sie alle, und noch viele weitere, sind in diesen schaurigen Geschichten anzutreffen und lehren gewöhnliche Leute das Fürchten. Von Zeit zu Zeit aber kommt es auch vor, dass sie von jenen überlistet werden. Wer sich der dunklen Mächte jedoch nicht erwehren kann, den erwartet oft ein Schicksal so schwarz wie Ebenholz …
Im Palast der Tränen
Nach Rot wie Blut hat Julian Auringer eine weitere Vielzahl an düsteren, bizarren und brutalen Märchen, Sagen und Geschichten aus alter Folklore in diesem Nachfolgeband versammelt. Dabei geht es oft blutig zu, häufig aber auch nur seltsam und verdreht, als würden diese Erzählungen einer verqueren Traumlogik folgen. Ab und an lässt sich ob der derben, ungeschönten Direktheit der Geschehnisse auch ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Interessant ist dabei zu verfolgen, wie sich gewisse Motive immer wiederholen: So ist Kannibalismus ein wiederkehrendes Thema, aber auch Bilder, die an berühmte Märchen wie „Blaubart“ sowie „Hänsel und Gretel“ erinnern, tauchen immer wieder auf. Die hier zu findenden Sagen wurden zum Teil schriftlich fixiert, manche basieren aber auch auf mündlichen Überlieferungen. Teilweise sind auch lokal kursierende Mythen dabei, die oftmals sehr kurz sind und nur eine ganz bestimmte Gestalt oder einen ortsbezogenen Spuk beschreiben – manchmal mit einem Augenzwinkern, manchmal buchstäblich todernst.
„Gute Nacht! und noch ein Küsschen / O! wie bist du doch so kalt! / Schlaf und träume noch ein bisschen, / Und erwache ja recht bald!“ –
Das Kind am Sarge der kleinen Schwester: KAROLINE STAHL (1776-1837)
Nicht nur vermag der sprachliche Stil viel über altertümliche Erzählgewohnheiten aufzuzeigen, allem voran bieten diese Geschichten ein spannendes Fenster in vergangene Zeiten. Der Status der Kirche und die gesellschaftliche Ordnung der Dinge spielen oft eine große Rolle, und die Kernaspekte beziehen sich auf damalig gängige Moralvorstellungen bzw. einen Bruch mit ebendiesen. Es verwundert daher nicht, dass der Teufel höchstselbst häufig als der große Schurke auftaucht und vorzugsweise mit den Menschen kurzen Prozess macht, die ein nicht ganz sauberes Leben führen. Stimmungsvoll untermalt werden die doch sehr unterschiedlichen Storys durch mittelalterlich anmutende Radierungen, welche eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen wissen. Als Zusatzmaterial runden ein Kurzlebenslauf zu den diversen Autor*innen sowie ein ausführliches Nachwort, in welchem Auringer die gruseligen Wesen, welche die Geschichten bevölkern, ausführlich vorstellt und kulturgeschichtlich kontextualisiert, die stimmungsvolle Spätherbstlektüre ab. Wer also wissen will, warum der Räuber einen Hexenkopf in einem Korb mit sich herumführt oder wie der Teufel den Branntwein erfand, der sollte sich diesen Geheimtipp nicht entgehen lassen.
Fazit:
Schwarz wie Ebenholz entführt einen mitten hinein ins Herz der Ängste vergangener Zeiten. Ein Muss für Fans des Makabren!
Julian Auringer, Anaconda
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