Gwendys letzte Aufgabe (Gwendy 3)
- Heyne
- Erschienen: Mai 2022
- 2
- Übersetzung: Sven-Eric Wehmeyer
- Originaltitel: "Gwendy’s Final Task"
- Hardcover
- 340 Seiten
Wunschlos glücklich
Krawall im All
Richard Farris, der Fremde, der der zwölfjährigen Gwendy Peterson im Jahr 1974 erstmals den mysteriösen Wunschkasten überreichte, hat es ein weiteres Mal getan. Zum dritten Mal landete der unheilvolle Kasten, dessen Inneres sowohl leckere Schokoladentierchen als auch prägefrische Silberdollar ausspuckt, in ihrem Besitz. Aus gutem Grund, denn Farris ist schwach… und krank. Im Laufe der Jahrzehnte wanderte der Wunschkasten durch zahlreiche Hände, brachte aber für alle Besitzer nur Leid, Tod und Verderben. Fast schon ein Wunder, dass niemand einen der farbigen Knöpfe drückte, die im schlimmsten Fall das Ende der Welt bedeutet hätten. Gwendy hat sich als Einzige stark genug erwiesen, der Macht des Kastens zu wiederstehen. Zwar hat er durchaus ihr ganzes Leben beeinflusst und dieses sogar mehr als einmal auf den Kopf gestellt, doch sie konnte ihm immer wieder die Stirn bieten. Nun ist der Wunschkasten allerdings mächtiger als je zuvor. Zeit also, dem Unglücksbringer endgültig Lebewohl zu sagen.
Gwendy sieht nur eine Möglichkeit, sich und die ganze Welt von dem Ding zu befreien. Als angesehene Senatorin hat die mittlerweile 64-jährige nicht nur reichlich Einfluss, sondern kennt auch Mittel und Wege, manche Dinge nicht an die große Glocke zu hängen. So gelingt es ihr im Jahr 2026 tatsächlich als Mitglied einer ausgewählten Crew an Bord einer Rakete zu gelangen, die sich auf den Weg zur neuen Raumstation MF-1 macht. Offiziell soll sie als Klimabeobachterin Daten sammeln und diese an die Erde übermitteln. Inoffiziell verfolgt sie eine viel weitreichendere Mission: den verhassten Wunschkasten dorthin bringen, wo er unmöglich Schaden verursachen kann… in die Tiefen des Weltalls. Gwendy verheimlicht allerdings noch etwas vor der Crew, bestehend aus Wissenschaftlern, Biologen, Technikern und einem stinkreichen Geldsack, der sich als Tourist einen Platz erkauft hat. Ihre beginnende Demenz. Immer öfter leidet Gwendy unter Aussetzern, greift auf Notizen und Eselsbrücken zurück, damit sie nicht auffliegt… und ihre wohl wichtigste Aufgabe erfolgreich meistert.
Ein letztes Mal…
…widmen sich Stephen King und Richard Chizmar der mittlerweile nicht nur ihnen ans Herz gewachsenen Gwendy Peterson. Der zweite Teil, „Gwendys Zauberfeder“, wurde ja von Chizmar im Alleingang gestemmt und funktionierte überraschend gut. Wir bekamen eine Menge Einblicke in das Leben der inzwischen erwachsenen Gwendy und konnten ihren erfolgreichen Werdegang nachverfolgen. Praktischerweise durften wir immer Mäuschen spielen, wenn der mysteriöse Wunschkasten wieder in ihr Leben trat. Wie dieser nun zum dritten Mal in ihre Obhut gelangte, erfahren wir in Rückblenden. Somit bringen King und Chizmar Abwechslung rein, da die gegenwärtige Handlung komplett im All spielt. Die klaustrophobische Enge sorgt dann auch für reichlich Nervenkitzel, da die unterschiedlichen Charaktere nicht von Gwendys Plan erfahren dürfen, und sie gleichzeitig gegen das Vergessen ankämpft, was ebenfalls ihr Geheimnis bleiben soll. Letzteres wurde sehr gut umgesetzt, da die Autoren sehr behutsam mit dem Thema umgehen und es sogar nutzen, um noch etwas mehr an der Spannungsschraube zu drehen.
Regelmäßige King-Leser werden sich einen Ast freuen, denn der Horror-Altmeister macht das, was er in so vielen seiner Werke macht: er schafft Verbindungen zu anderen seiner Bücher. Es wird nicht nur von Sichtungen eines unheimlichen Clowns in Derry berichtet, sondern unmissverständlich auf Kings Mammutwerk „Der dunkle Turm“ verwiesen. So deutlich, dass es sich nicht nur um Reminiszenzen oder Fan-Service handelt, sondern in einem Umfang, dass man die „Gwendy“-Reihe wohl als vollwertiges Tie-in betrachten kann. Für Fans durchaus spannend. Allerdings ist ausführliche „Turm“-Kenntnis nicht zwingend erforderlich, um der Story folgen zu können.
Fazit:
„Gwendys letzte Aufgabe“ ist für mich der gelungenste Teil der Trilogie. Da kann ich auch großzügig über die eine oder andere Logik-Schwäche hinwegsehen. Ein erfrischendes wie ungewöhnliches Setting, reichlich Spannung, das behutsame Einflechten von Gwendys Alzheimer-Erkrankung und die Verweise auf Kings Opus Magnum „Der dunkle Turm“. All diese Zutaten lassen den Abschluss zu einem abwechslungsreichen Pageturner werden, der seine Vorgänger nicht nur in Sachen Umfang überragt.
Richard Chizmar, Stephen King, Heyne
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