Brüder des Windes: Ein Roman aus Osten Ard
- Klett-Cotta
- Erschienen: April 2022
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Vorgeschichte zur Osten-Ard-Saga
Als ein Drache die Ländereien der Menschen bedroht, wenden diese sich an die Zida’ya und bitten um Hilfe. Prinz Ineluki fühlt sich sofort dazu berufen, die Bevölkerung vor dem Ungetüm zu schützen, und stürzt sich in den Kampf. Sein besorgter Bruder Hakatri folgt ihm zusammen mit seinem Waffenträger Pamon Kes, um Ineluki vor Dummheiten zu bewahren. Doch am Ende ist es Pamon Kes, der um das Leben seines Herrn bangen muss …
Zwei ungleiche Brüder und ein Drache
Tad Williams ist in die Welt von Osten Ard zurückgekehrt! Bereits Anfang der Neunziger erschien seine Trilogie „Das Geheimnis der großen Schwerter“, die mit dem Roman-Zyklus „Der letzte König von Osten Ard“ fortgeführt wurde. Ein paar Spin-Offs später kommt nun mit „Brüder des Windes“ ein Prequel auf den Markt, das gut tausend Jahre vor den Ereignissen der Hauptreihen spielt. Vorwissen ist für die Lektüre des Buches also nicht nötig, weshalb es auch für Einsteiger geeignet ist, die sich in Osten Ard noch nicht auskennen. Fans von Williams Werk werden die Namen der Brüder Ineluki und Hakatri aber natürlich bekannt vorkommen. Besonders Ineluki spielt in der Reihe eine bedeutende Rolle.
Erzählt wird die Geschichte von Pamon Kes aus dem Volk der Tinukeda’ya, die von den Zida’ya nicht besonders angesehen sind (Achtung: Leser, die mit einer Menge fremder und gleichklingender Namen nicht zurechtkommen, werden bereits auf den ersten Seiten mit der größten Herausforderung ihres Lebens konfrontiert). Hakatri behandelt seinen Waffenträger jedoch gut, überhaupt ist er von den beiden Brüdern der besonnenere und ruhigere. Ineluki dagegen ist aufbrausend und hitzköpfig. Eine Drachenjagd mit dieser Figurenkonstellation verspricht also interessant zu werden!
Der Drache ist nur der Aufhänger
Man sollte nicht den Fehler machen und mit den falschen Erwartungen an das Buch herangehen. Denn die versprochene Jagd auf den Drachen und die damit verbundenen Kämpfe nehmen etwa nur die Hälfte des Buches ein. Danach geht es plötzlich um etwas anderes, das mit wesentlich weniger Action auskommt. Pamon Kes setzt sich zunehmend mit seiner Vergangenheit und der seines Volkes auseinander und distanziert sich immer mehr von seinem Herrn. Diese Charakterstudie beherrscht die zweite Hälfte des Buches so sehr, dass insgesamt nicht besonders viel passiert. Höhepunkte und Wendungen gibt es nicht, und auch wenn die Charakterentwicklung von Pamon Kes interessant ist, fragt man sich am Ende doch, warum das Ganze überhaupt erzählt wurde. Natürlich muss in Fantasy-Romanen nicht immer der Mopp toben, im Gegenteil ist der ruhigere Ansatz von Tad Williams eine willkommene Abwechslung zu den sehr handlungsgetriebenen Vertretern des Genres. Dennoch bleibt Pamon Kes in seiner Erzählung oft zu oberflächlich und erreicht nicht den nötigen Grad an Tiefe.
Fazit:
Langsames und mitunter zähes Abenteuer über eine Drachenjagd und die Emanzipation eines Dieners. Für dieses ruhige Buch muss man in der richtigen Stimmung sein, dann hat es jedoch einige interessante Momente zu bieten.
Tad Williams, Klett-Cotta
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