Do not eat!

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Juni 2022
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Do not eat!
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Marcel Scharrenbroich
65°1001

Phantastik-Couch Rezension vonAug 2022

Wir kommen in Frieden? Am Arsch!

„Diese Arschlöcher haben mich tatsächlich mit Sonden untersucht.“

Es gibt solche Tage - oder Wochen -, die möchte man sofort aus dem Gedächtnis tilgen. Vom Pech verfolgt, vom Schicksal geb…eutelt, vom Leben betrogen. Halt richtig zielsicher und unverblümt in die Scheiße gegriffen. Denkt mal an das Schlimmste, was Euch in jüngster Vergangenheit wiederfahren ist. Genau… und jetzt stelle ich Euch Clint Beecham vor, die wohl unglücklichste Sau auf Gottes grüner Erde. Obwohl… eigentlich hat er diese gerade verlassen. Clint wurde nämlich entführt. Von Außerirdischen. Ja, Außerirdischen! Dabei fing der Tag noch ganz entspannt an…

Der Physiker traf sich mit seinem besten Freund Derek, einem Anglisten, um gemeinsam durch den Rocky Mountain National Park zu wandern. Das hält fit und sorgt für stramme Waden. Sehr vorbildlich. Als die beiden dann auf zwei kleine Mädchen trafen, deren Eltern sie nirgendwo ausmachen konnten, nahm das Unglück seinen Lauf. So harmlos, wie Emily und Janelle auf die Freunde wirkten, waren sie überhaupt nicht. Und schon gar nicht hilflos. Sehr dumm, dass bei den vermeintlichen Mädels gerade die innere Uhr zur Nahrungsaufnahme schrillte, was vor allem für Derek denkbar ungünstig endete. Kurz gesagt: die Mädchen waren verkleidete Außerirdische, suchten nach menschlichem Forschungsmaterial, und wurden fündig. Für einen Anglisten gab es aber scheinbar wenig Verwendung, weshalb Derek als schneller Snack für zwischendurch endete. Armer Derek. Was für ein Scheißtag.

Clint wurde an Bord des Raumschiffes verfrachtet, wo er noch immer hockt und sich fragt, welche Untersuchungen sie mit ihm anstellen werden. Sondenuntersuchungen sollen beim Alien-Klientel ja schwer angesagt sein. Sagt man zumindest. Immerhin haben sie ihm ein T-Shirt gegeben, auf dem in der Sprache der Außerirdischen DO NOT EAT! steht. Na schönen Dank auch, da fühlt man sich doch gleich viel sicherer. Bei der Voruntersuchung (und JA, sie jubeln Clint im Hauptteil noch eine Sonde zwischen das Sitzfleisch) erfährt Clint, dass die Aliens sich auf einer langjährigen Erkundungsmission befinden, da ihr Planet in ein paar Tausend Jahren dem Untergang geweiht sein wird. Da macht man sich vorsichtshalber früh genug auf die Suche nach einer neuen Bleibe. Und die Erde wäre genau das richtige Plätzchen dafür. Erstmal geht es aber zurück zur Heimat, was grob über den Daumen gepeilt acht Jahre reine Flugzeit veranschlagt. Um währenddessen über die Runden zu kommen, haben die Aliens 50.000 Menschen „geerntet“. Und ratet mal… die haben nicht so ein schönes T-Shirt wie Clint. Neben dem Physiker befinden sich noch fünf weitere menschliche Wissenschaftler an Bord. Allesamt kluge Köpfe, von denen die Fremden sich wertvolle Informationen erhoffen. Mit Gegenwehr hätten sie aber wohl nicht gerechnet…

Huch… das war’s schon?

„Do not eat! - Wie ein T-Shirt mich vor Aliens bewahrte“, so der ganze Titel der Geschichte von Kevin Hearne, kann man nicht wirklich als Roman bezeichnen. Novelle träfe es eher. Geschrieben mit viel Wortwitz und schwarzem Humor, kommt die teilweise recht blutrünstige Story so herrlich trocken und nüchtern erzählt daher, dass Clints ganz persönlicher Albtraum-Trip für die Leserschaft noch brüllend-komischer wirkt. Hearne, der sich hier zum ersten Mal auf Sci-Fi-Terrain wagt, ist keine Idee zu abstrus. So lässt sich die Story auch nicht unnötig viel Zeit und wirft uns direkt mitten ins Geschehen. Clint erzählt die Dinge aus seiner Sicht, hält seine verzweifelten Gedankengänge an Bord in Tagebuchform fest. Davon profitieren wir Leser, möchten aber keineswegs mit dem armen Kerl tauschen. Ihr wisst schon… Sonde und ähnliche Scherze.

So „schön“ der Spaß auch ist, so schnell kehrte Ernüchterung ein, denn die ganze Nummer endete bereits auf Seite 129. Ich war überrascht, denn nach dem Wörtchen „Ende“ war noch erstaunlich viel Buch übrig. Nun, der Rest der insgesamt 176 Seiten besteht aus einer überlangen Leseprobe aus Kevin Hearnes Fantasy-Epos „Das Spiel des Barden (Finfans Sage - Band 1)“, welches ebenfalls im KNAUR Verlag erschienen ist. In seiner Gänze besteht dieser Roman aus stolzen 816 Seiten, weshalb die Leseprobe über einen Teaser nicht hinausgeht. Für mich lediglich Füllmaterial der unnötigen Sorte, da die Genres mal überhaupt nicht zueinander passen. Somit ergibt sich ein Preis-/Leistungsverhältnis der zweifelhaften Sorte, bei dem ich keine wirkliche Empfehlung geben kann. Zumindest nicht mit gutem Gewissen. Ob ein schickes Hardcover-Büchlein mit einer Story von lediglich 129 Seiten stolze 16€ wert ist, muss dann jeder für sich entscheiden.

Fazit:

Leserinnen und Leser von Douglas Adams oder ähnlich gelagertem Sci-Fi-Humor werden mit Sicherheit eine gute - wenn auch kurze - Zeit haben. Zwischen schwarzem Humor, überraschend viel Gewalt und einem flüssigen Schreibstil schwingen auch gesellschaftskritische Töne mit, die durchaus zum Nachdenken anregen.

Do not eat!

Kevin Hearne, Droemer-Knaur

Do not eat!

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