Outpost (1) - Der Posten

  • Heyne
  • Erschienen: Oktober 2021
  • 1
Outpost (1) - Der Posten
Outpost (1) - Der Posten
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André C. Schmechta
80°1001

Phantastik-Couch Rezension vonOkt 2021

Beklemmend und düster

Keine 200 Menschen leben im russischen Außenposten Jaroslawl. Einer von ihnen ist der junge Jegor. Sein Stiefvater ist der hiesige Kommandant und trotzdem ist das Leben alles andere als privilegiert. Die Regierung in Moskau interessiert sich kaum für die weit abgelegene Station. Die Bewohner schlagen sich mehr schlecht als recht durch den Alltag. Der Krieg hat große Teile des Landes verseucht. Auch die Wolga hat sich in einen giftigen Grenzfluss verwandelt und niemand weiß, wie es jenseits des Flusses aussieht. Über die Eisenbahnbrücke, die über die Wolga führt, kommt auch schon seit Jahren niemand mehr. Doch das soll sich eines Tages ändern.

Postapokalyptisches Szenario

„Outpost“ ist das neue Buch des in Moskau geborenen Autors Dmitry Glukhovsky, der mit „Metro 2033“ einen Besteller landete. Er konstruiert hier ein postapokalyptisches Szenario zunächst ohne große Ausführungen zu herrschenden politischen Machtgefügen oder dem Krieg, der zahlreiche Opfer gefordert hat. Der Fokus seiner Geschichte ist aber auch ein ganz anderer.

Die unwirtliche Realität in Jaroslawl wird gleich zu Beginn greifbar wird und schafft eine beklemmende Atmosphäre. Die Menschen haben sich mit den Lebensbedingungen weitestgehend abgefunden, es herrscht mehr Resignation und nur wenig Hoffnung auf Veränderung. Entsprechend turbulent geht es zu, als ein Mann - dem Tod näher als dem Leben - über die Brücke kommend den Stützpunkt erreicht. Und dieser Mann wird das Miteinander in Jaroslawl grundlegend verändern.

Ein tauber Priester auf Mission?

Als der Fremde sich als Mann Gottes offenbart, hoffen viele auf einen Erlöser. Sie finden schnell neue Kraft und Zuversicht im Glauben. Andere sind skeptisch. Handelt es sich wirklich um einen tauben Priester? Währenddessen verschlechtern sich die Umstände im Außenposten. Die Vorräte gehen zu Ende, Nachschub lässt auf sich warten.

Es ist eigentlich nur ein wenig mehr als eine gute Handvoll Charaktere, die in „Outpost“ eine zentrale Rolle spielt, wobei das Personengefüge durch die russischen Eigennamen anfangs noch etwas sperrig ist. Es gibt dabei keine glatten Heldinnen, sondern durchweg kantige Figuren. Die Dialoge sind ungeschliffen, wie das triste Umfeld. Das Leben ist nicht von Gemeinschaft geprägt. Alle versuchen eher eigensinnig ihr Leben zu meistern. Entsprechend kühl, hart und direkt wirkt Glukhovskys Stil gelegentlich und doch setzt er immer wieder Akzente mit kraftvollen Bildern, einnehmenden Passagen und intensiven Szenen.

Es gibt ein paar wenige Details, die mir anfangs nicht logisch schienen. Doch dank der gelungenen Dramaturgie bleibt die Geschichte spannend und fesselnd. Denn man spürt die ganze Zeit, dass etwas Unheilvolles geschehen wird. Während manch einer Pläne für eine neue Zukunft schmiedet, spitzen sich die Ereignisse zu. Die Neugierde auf die Begebenheiten jenseits des Flusses und die Herkunft des Fremden sind groß - da macht auch die Regierung in Moskau keine Ausnahme.

Fazit:

Dmitry Glukhovsky schafft mit seinem Außenposten ein fragiles Gebilde aus Religion und Glaube, Liebe und Sehnsucht, Macht und Moral in einem kleinen fast vergessenen Teil Russlands nach einem verheerenden Krieg. Niemand ahnt, wer oder was sich ihnen noch entgegenstellen wird, denn der vermeintliche Priester soll nicht der Einzige geblieben sein, der die Brücke überquert. „Outpost“ unterhält dank einnehmender Figuren und einem beklemmenden Szenario bis zum furiosen Finale.

Outpost (1) - Der Posten

Dmitry Glukhovsky, Heyne

Outpost (1) - Der Posten

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