Der Angstsammler
- Heyne
- Erschienen: Oktober 2021
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Atmosphärisch dichtes Horror-Thriller-Konzentrat
Parker H., ein noch junger Psychiater mit ausgezeichnetem Abschluss folgt seiner Liebe und nimmt eine Stelle in Connecticut an. Die dortige Nervenheilanstalt hat schon bessere Tage gesehen. Vor allem aber hat sie einen gut gehüteten Patienten. Und das nicht ohne Grund.
„Joe“ ist der Name des Mannes, der 1973 im Alter von sechs Jahren erstmals ins Connecticut State Asylum eingeliefert wurde und schon seit langer Zeit als nicht mehr therapierbar gilt. Aber nicht nur das, offenbar sind Begegnungen und Gespräche mit ihm für jeden Beteiligten hoch gefährlich. Entsprechend wird auch Parker vor ihm gewarnt. Den geheimnisvollen Patienten lernen wir zunächst durch alte Krankenakten kennen, die erste Einblicke in mysteriöse Ereignisse liefern. Parker ist fasziniert und schon bald überzeugt, dass er Joe heilen kann.
Packendes Debüt
Das ist ein wunderbar dichter und dabei sehr leichtgängiger Lesestoff den Jasper DeWitt uns hier in seinem Debüt-Roman präsentiert. Gleich zu Beginn hat mich der Erzählstil aus Sicht Parkers und der Tagebuchähnliche Aufbau an Bram Stokers Dracula und die Figur des Jonathan Harker erinnert. Und nachdem ich den Roman gelesen hatte, fand sich im Interview am Ende des Buches auch tatsächlich eine entsprechende Frage an den Autor zum berühmten Horrorklassiker. Aber Joe ist kein Dracula und DeWitt kein Stoker. Vielmehr gelingt es ihm aus bekannten Motiven des Horror-Genres eine eigene spannende Erzählung zu schaffen.
Es ist schwierig weitere Details zum Inhalt zu erwähnen, ohne zu viel zu verraten und möglicherweise zu spoilern. Denn der Roman hat gerade einmal 250 Seiten. Und seine besondere intensive Atmosphäre bezieht „Der Angstsammler“ durch die kontinuierliche Entwicklung der Geschichte, den Enthüllungen um das Geheimnis des besonderen Patienten und der damit langsamen Entfaltung des Grauens. Immer tiefer tauchen wir ein in die Ereignisse in der Klinik, erfahren von Therapien, Joes Eltern und natürlich den vermeintlichen Taten von Joe, die Ärzte und Pfleger offenbar in den Wahnsinn oder Suizid trieben.
Jasper DeWitt setzt raffiniert Seite für Seite immer mehr Puzzleteile zusammen. Aber ergeben sie auch das richtige Bild? Geht von Joe eine dunkle, dämonische Macht aus? Oder ist er nur ein unschuldiger Patient? Und so blitzen bei mir zwischendurch Erinnerungen an den Film „Zwielicht“ mit Richard Gere auf. Doch DeWitt führt uns und seine Hauptfigur ganz im Stil eines würdigen Genre-Vertreters noch zielstrebig an die Grenze des menschlichen Verstandes.
Fazit:
„Der Angstsammler“ ist ein packendes, atmosphärisches Horror-Thriller-Konzentrat und ein überaus gelungenes Debüt. Ich bin gespannt, welchen weiteren Weg Jasper DeWitt einschlägt. Laut besagtem Interview arbeitet er bereits an einer Buchreihe.
Jasper DeWitt, Heyne
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