Die Todsängerin
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Juli 2021
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Singen für den guten Zweck
Aurora muss sich nach dem Tod ihrer Mutter, die als Hexe verschrien war, allein herumschlagen. Doch bald stellt sie fest, dass ihr Gesang eine geheimnisvolle Macht birgt. Im Süden hat der junge Bemet seine Totemprüfung bestanden und gehört nun dem Clan der Bären an. Er wird als Söldner angeheuert und findet sich in einem verhängnisvollen Kampf wieder. In der Hauptstadt lebt Alden, der Thronfolger des Reiches, und muss sich vor seinem gestrengen Vater behaupten. Alle drei Schicksale sind miteinander verwoben, doch erst im fulminanten Finale offenbart sich die ganze Wahrheit!
Die längste Exposition seit es Bücher gibt
Es ist richtig schwierig, den Inhalt dieser Geschichte auf den Punkt zu bringen, ohne zu viel zu verraten. Denn so richtig kommt die Handlung er ab dem letzten Drittel in Schwung. Davor dauert es sehr lange, bis überhaupt mal etwas Relevantes passiert. Warum muss man die erste Hälfte des Buches darüber lesen, wie Aurora und ihre Mutter im Wald leben und vor sich hinsingen? Und wie Aurora sich dann allein mit einem alten Mann herumschlagen muss, der seine Finger nicht bei sich behalten kann? Auch bei den zwei anderen Handlungssträngen muss man schon fast archäologische Grabungstechniken beherrschen, um den Kern des Geschwurbels freizulegen. Aber sobald man sich durch die Unwichtigkeiten und zusammengeschusterten Handlungselemente hindurchgekämpft hat, bleibt leider nicht mehr viel übrig. Das ist wohl der Grund, weshalb Klappentext und Titel mehr als die Hälfte der Handlung verraten – es passiert schlicht und ergreifend nichts Wesentliches.
„Kleines“, „Liebes“, „Prinzessin“ …
… das sind die netten Bezeichnungen, die für die weibliche Hauptfigur Aurora vorgesehen sind. Das geht zum einen tierisch auf die Nerven, zum anderen zeigt es auch sehr plakativ, welche Rolle der Protagonistin zukommt: Sie ist ein naives Mädel, das sich vom Plot dahintreiben lässt, bis am Ende plötzlich seine große Stunde gekommen ist – völlig unerwartet. Denn bis dahin tritt Aurora nur als junge Frau in Erscheinung, die sich sexuell belästigen lässt, sich aber nicht wehrt (obwohl sie es locker könnte), weil sie abhängig von einem lungenkranken Alten sei. Dieser Teil des Buches war tatsächlich nur schwer zu ertragen.
Die anderen Handlungsstränge erscheinen zunächst gleichsam belanglos. Die Idee um den Bären-Krieger Bemet, der bei Bedarf Bärengestalt annehmen kann, ist zwar spannend, aber Bemet selbst ist leider auch die Figur mit der geringsten Charaktertiefe. Interessanter ist da Prinz Alden, der sich am Hof mit ganz eigenen Problemen und Intrigen herumschlagen muss. Ihn kann man zwar bis zum Ende nur schlecht einschätzen, aber dafür kommt ihm im großen Finale die Hauptrolle zu.
Und plötzlich wurde es interessant!
Die Frage, wo das alles hinführen soll, begleitet die Leser durch das gesamte Buch. Gegen Ende überschlagen sich dann plötzlich die Ereignisse – und das nicht unbedingt logisch. Vieles wird einfach so hingebogen, dass der Plot aufgehen kann (Achtung: Augenroll-Momente!). Dennoch ist der Schluss das beste an dem ganzen Buch. Nicht nur, weil man es dann endlich geschafft hat, sondern, weil es tatsächlich mal spannend wird.
Fazit:
„Die Todsängerin“ ist leider ziemlich enttäuschend. Die Idee ist eigentlich gar nicht mal so schlecht, besonders mit diesem Ende! Aber die Ausführung ist über weite Strecken einfach zu langweilig geraten.
Alexander Paul, Bastei-Lübbe
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