Natur und Wesen von Mittelerde
- Klett-Cotta
- Erschienen: September 2021
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Um zu wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält
Zur Historie von Mittelerde gibt es eine Menge Literatur: „Das Silmarillion“, „Nachrichten aus Mittelerde“, „The History of Middle Earth“ … Doch wo findet man Antworten zu Fragen ganz praktischer Natur? Wo bekommt man erklärt, wie das mit der Reinkarnation bei den Elben funktioniert? Wie lief das mit dem Altern bei den Númenorern ab? Und wo kann man endlich herausfinden, ob Aragorn Bartträger war oder nicht?
Natürlich hat sich Tolkien auch zu diesen mehr oder weniger merkwürdigen Fragen Gedanken gemacht und einen Berg an Notizen und Aufsätzen hinterlassen. Der Tolkien-Experte und Vorsitzende der Elvish Linguistic Fellowship Carl F. Hostetter hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Nachlass zu sichten und somit die letzten Fragen zu den inneren Zusammenhängen Mittelerdes zu klären. Autorisiert von und in engem Kontakt mit Christopher Tolkien arbeitete Hostetter ganze 25 Jahre lang an diesem Projekt. Eine Mammutaufgabe, die schließlich einen Sammelband an Texten hervorbrachte, welche Antworten auf sprachliche, mythologische und philosophische Fragen zu Tolkiens Kosmos liefern.
Fragen über Fragen – und noch mehr Antworten
Wieder einmal hat sich jemand die Mühe gemacht, Tolkiens Manuskript-Notizen zu ordnen und mit hilfreichen Anmerkungen und Fußnoten zu versehen. Das Endergebnis, das –exklusive Anhänge – 639 Seiten umfasst, ist in drei große Abschnitte unterteilt: „Zeit und Altern“, „Körper, Verstand und Geist“ sowie „Die Welt und ihre Länder und Bewohner“. Allein durch diese Einteilung wird schon deutlich, dass der Fokus auf der Welt der Elben liegt, die bei Besonderheiten zum Altern, Verstand und Geist natürlich ganz vorne mit dabei sind. Tolkiens Lieblingsvolk wirft mit seinen unvorstellbar langen Lebenszyklen eine Menge Fragen auf, die in diesem Buch tatsächlich weitestgehend geklärt werden (es finden sich sogar Berechnungen zum Bevölkerungszuwachs!). Es geht aber selbstverständlich auch um die Maiar, Valar, um Valinor und Numénor. Wem diese Begriffe nichts sagen, sollte einen großen Bogen um das Buch machen. Ohne entsprechendes Vorwissen, das man sich bspw. im „Silmarillion“ angeeignet hat, ist man hier hoffnungslos verloren.
Worldbuilding extrem
Es wurde bereits eine Menge Material aus Tolkiens Nachlass veröffentlicht (und ein Ende ist noch nicht in Sicht). Erfrischend ist an diesem Buch allerdings, dass es eben nicht um die lange Mittelerde-Historie geht, sondern um logische Zusammenhänge und die Frage, wie diese Fantasy-Welt eigentlich funktioniert. Dabei stößt man auch auf einige amüsante Details, wie Überlegungen zum Reittempo der Elben und ihrer Pferde – und das wirklich sehr detailliert. Sprachen-Enthusiasten finden dagegen Infos zur Phonetik der Zwerge. Und wer sich schon immer gefragt hat, wer sich eigentlich mit der Zubereitung des berühmten elbischen Lembas-Brots auskennt, findet auch dazu einige Fakten.
Die einzelnen Kapitel unterscheiden sich in ihrer Länge teilweise erheblich voneinander. So umfassen manche Themen nur eine Randnotiz, andere nehmen einige Dutzend Seiten ein. Das Buch lässt sich deshalb besonders gut zwischendurch zur Hand nehmen, um sich ein bis zwei Einblicke in das Konstrukt Mittelerde zu Gemüte zu führen. Die Lese-Reihenfolge der Kapitel ist hier nämlich ziemlich egal, da sie nicht unbedingt aufeinander aufbauen.
Fans werden ohne Frage ihre Freude an diesem Sammelsurium haben. Neben Tolkiens Überlegungen ist es aber auch die Leidenschaft von Herausgeber Carl F. Hostetter, die dieses Buch zu etwas Besonderem machen. Anmerkungen wie „Tolkien ergänzte diesen Titel mit Bleistift am oberen Rand“ zeugen davon, mit wie viel Liebe zum Detail und wissenschaftlicher Präzision hier gearbeitet wurde. Manchmal finden sich zwar Texte, deren Mehrwert man anzweifeln kann, aber was soll’s. Hauptsache Mittelerde!
Fazit:
„Natur und Wesen von Mittelerde“ sorgt für interessante und mitunter sogar amüsante Aha-Erlebnisse. Natürlich gilt auch bei diesem Tolkien-Werk: Man muss sich wirklich für die Details interessieren und schon ein wenig Vorwissen angesammelt haben, um sich daran zu erfreuen. Dann ist dieser Wälzer aber ein absolutes Muss!
Carl F. Hostetter, J.R.R. Tolkien, Klett-Cotta
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