Knochenblumen welken nicht
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Juli 2021
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Es geht um nichts
Die junge Aurelia ist magisch begabt. Was zunächst ziemlich cool klingt, wird in der Stadt Vhindona jedoch nicht gern gesehen. Hier werden die als gefährlich geltenden Magier diskriminiert, sie müssen sich registrieren und in bestimmten Vierteln leben. Aurelia wird von ihren Eltern deshalb versteckt, doch als ihre Begabung ans Licht kommt, wird sie festgenommen und zu Magier Marius geschickt, um bei ihm zu lernen, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. Gleichzeitig wird die Stadt von einer Mordserie erschüttert, bei der Nichtmagier brutal zugerichtet werden. Als Aurelia mehr über diese Ritualmorde nachforscht, findet sie sich zwischen den Fronten wieder …
Spannende Figuren, die nicht viel tun
Zu Beginn gelingt es Eleanor Bardilac, die Leser anzufixen. Das originelle Setting erinnert an eine Großstadt um 1900, zudem scheint Aurelia nicht die 08/15-Protagonistin zu sein, über die man schon so oft gelesen hat. Als Magiebegabte in einer feindseligen Welt befindet sie sich bei ihrer Verhaftung am Anfang in einer Extremsituation. Sie so kennenzulernen weckt Erwartungen auf eine fesselnde Geschichte und eine ebenso spannende Charakterentwicklung. Leider muss man schnell feststellen, dass es auch noch andere Perspektivträger gibt – die sich zu den fragwürdigsten Zeitpunkten einschalten. Von Aurelias Innenleben erfährt man deshalb zunächst einmal nicht mehr so viel – obwohl sie gerade zu einem Magier gesteckt wurde und eine ganz neue Welt kennenlernt. Na ja, immerhin ist besagter Magier ein exzentrischer Zeitgenosse, der zusammen mit Aurelia zunächst eine tolle Dynamik und unterhaltsame Auseinandersetzungen verspricht. Doch daraus wird leider nichts. Was spannend angelegt wurde, wird von trägen Interaktionen und noch trägeren Entwicklungen ausgebremst. Denn auf den meisten Seiten des Buches passiert einfach so gut wie gar nichts.
Wann geht es denn mal los?
Immer wieder wird die brutale Mordserie erwähnt. Doch statt sich damit zu befassen, darf man als Leser dabei sein, wie Aurelia lernt, übt und Fragen stellt. Dabei stößt man durchaus auf witzige und interessante Dinge wie Skelette im Keller, Geister im Haus und einen Nachbarschaftskrieg der besonderen Art. Trotzdem liegt der Fokus auf Aurelias Ausbildung zur Magierin. Klar, ein durchdachtes Magiesystem kann spannend sein, aber nach 250-mal umblättern wünscht man sich doch langsam ein bisschen Handlung. Die bekommt man dann auch – auf den letzten 50 Seiten. Die Serienmorde werden tatsächlich aufgeklärt, allerdings nicht durch Handlung, sondern weil eine Figur lang und breit ihre Beweggründe darlegt, sobald sie danach gefragt wurde. So simpel kann die Suche nach einem Mörder sein: Einfach mal nachfragen! Da fühlt man sich doch ein klein wenig veräppelt.
Stolpergefahr: Spannungskurve liegt am Boden
Positiv fällt auf, dass die Autorin sich in ihrer Geschichte um Diversität bemüht hat. Wenn sie aber die Probleme von Transsexuellen oder Homosexuellen in ihrer Welt thematisieren möchte, geschieht dies (wie so vieles in dieser Geschichte) in Infoblöcken, in denen wir umfassend davon erzählt bekommen. Damit folgt Bardilac konsequent dem eintönigen Konzept ihrer Geschichte, indem sie uns das nicht in der Handlung zeigt.
Wenn man es mit Magie und Serienmorden zu tun hat sowie einer Gesellschaft, die eine ganze Menge Probleme mit sich herumschleppt, sollte man meinen, eine wendungsreiche Geschichte erleben zu dürfen. Doch überraschend ist an diesem Buch nur der Umstand, wie wenig auf 400 Seiten passieren kann. Die große Auflösung am Schluss kommt dank der geringen dramaturgischen Vorarbeit sehr aufgesetzt daher und lässt einen bitterkalt.
Fazit:
Das Buch hat mit seinem Humor und den toll angelegten Figuren vielversprechend angefangen. Doch leider gibt es kaum Handlung oder Wendungen, die das Lesen spannend gestalten würden. Wirklich schade, denn die Ideen, die Eleanor Bardilac präsentiert, sind ziemlich gut. Wer sich aber gerne detailliert mit Magiesystemen auseinandersetzt, kann dem Buch eine Chance geben.
Eleanor Bardilac, Droemer-Knaur
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